Coronavirus

Meisten Infektionen im familiären Umfeld

Rund um eine Geburtstagsfeier in Hofstetten-Grünau (Bezirk St. Pölten) haben sich 20 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Die Feier ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich laut einer neuen Statistik die meisten Menschen über die Familie anstecken.

Der Landessanitätsstab analysierte alle CoV-Fälle seit dem 24. August, denn ab dieser Woche sei der Anstieg in Niederösterreich prägnant geworden, wie es in einer Stellungnahme heißt. Das höchste Risiko liegt demnach innerhalb der Familie, etwa 690 Menschen steckten sich bei Verwandten an. Die Arbeit ist die zweithäufigte Infektionsquelle, aber mit einer bereits deutlich geringen Zahl von 290 Fällen. Über Freunde infizierten sich 270 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher.

Anzahl jener Personen, die sich seit 24. August in den Bereichen „Familie“, „Arbeit“, „Freunde“, „Gaststätten“, „Sport“, „Schule 11-18 Jahre“, „Kultur“, „Spital“, „Einkauf“, „Verkehr“, „Pflegeheim“ und „Volksschule“ mit dem Coronavirus infiziert haben
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In den rotmarkierten Bereichen treten mit 5. Oktober bei oranger Ampelfarbe schärfere Maßnahmen in Kraft. Bei Sportveranstaltungen, ausgenommen der Bundesliga und Angehörige von Minderjährigen, sind etwa Zuschauer verboten

Zahlen als Basis für Ampel-Maßnahmen

Nach dem privaten Bereich steckt man sich in der Freizeit am häufigsten in Gasthäusern (180) und bei Sportveranstaltungen (90) an. Anhand dieser Daten kündigte das Land Niederösterreich vergangene Woche auch Maßnahmen in der Gastronomie, Stichwort Gästeregistrierung, und beim Sport in orange Bezirken an. Einschränkungen im privaten Bereich sollen nämlich verhindert und die Wirtschaft so wenig wie möglich beeinträchtigt werden, wie in der Stellungnahme zur Statistik beschrieben wird. Im Sport seien die Infektionen durch nicht vermeidbaren Körperkontakt, in den Kabinen und im Zuschauerbereich bei dichtgedrängtem Kantinenbetrieb entstanden.

Bei Kulturveranstaltungen gab es seit 24. August 76 Fälle, hier wurde als Reaktion in orange Bezirken die maximale Zuschauerzahl begrenzt. Was die Zahlen auch zeigen: Im Sommer waren hauptsächlich junge Erwachsene betroffen, derzeit steige das Durchschnittsalter aber an, so Landessanitätsdirektorin Irmgard Lechner. Beim Sommerurlaub waren es vor allem Reiserückkehrer aus der Türkei, die dann positiv getestet wurden.

Anzahl jener Personen, die sich nach 24. August bei einem Urlaub in der Türkei, Kroatien, Rumänien, Ungarn, Tschechien, Italien und Serbien mit dem Coronavirus infiziert haben
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Die Grafik zeigt die Anzahl der Personen, die sich im jeweiligen Urlaubsland mit CoV infizierten

30 Klassen derzeit im Home-Schooling

Im Bildungsbereich sind die Zahlen hingegen niedrig. In Schulen für Elf- bis 18-Jährige gab es seit Ende August 79 Fälle, in Volksschulen 21. Seit vergangenem Freitag wurden an Niederösterreichs Schulen 46 Coronavirus-Fälle gezählt, 42 Schüler und vier infizierte Lehrer. 30 Klassen befanden sich aufgrund von Quarantänemaßnahmen im „Distance Learning“, das „mittlerweile sehr gut“ funktioniere, betonte Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) in einer Aussendung: „Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler sind bereits eingespielte Teams.“ Zudem achte man besonders darauf, dass Schülern während dieser Zeit keine Nachteile entstehen.

„Die Schulen gehen mit den auftretenden Fällen sehr professionell um und treffen in Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden rasch notwendige Entscheidungen“, versicherte Bildungsdirektor Johann Heuras. „Einen zweiten Lockdown sowie Schulschließungen gilt es unbedingt zu verhindern.“ Deshalb appellierten Heuras und Teschl-Hofmeister, die Maßnahmen und Empfehlungen „weiterhin gut mitzutragen.“

153 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden

Stand Dienstagnachmittag waren in Niederösterreich 1.209 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Im Vergleich zum Vortag waren das um sieben Fälle mehr. Es wurden zwar verhältnismäßig viele Menschen (145) als gesund gemeldet, aber gleichzeitig gab es 153 neue Fälle. In den Spitälern werden 90 Erkrankte behandelt, 13 davon befinden sich auf der Intensivstation.

Die Zahl der Toten in niederösterreichischen Spitälern im Zusammenhang mit dem Coronavirus stieg auf 112. Im Landesklinikum Lilienfeld starb nach Angaben von Bernhard Jany von der Landesgesundheitsagentur vom Dienstag eine 100-Jährige, im Landesklinikum Melk eine 95-Jährige. Beide Frauen hatten laut dem Sprecher Vorerkrankungen.

Auch Klinikum Scheibbs übernimmt Patienten

Unterdessen wurde in Niederösterreich ein weiteres Krankenhaus zur Aufnahme von Covid-19-Patienten definiert. Im Landesklinikum Scheibbs werden Erkrankte laut Landesgesundheitsagentur in einer speziellen Station versorgt. Bisher waren bereits die Standorte Melk, Lilienfeld, Stockerau, Neunkirchen, Waidhofen a.d. Thaya, Mödling, Tulln, Gmünd und Hollabrunn zur Behandlung von Infizierten bestimmt gewesen.