Wissenschaft

Wissenschaftspreise im Zeichen von Covid-19

Am Mittwochabend hat das Land in St. Pölten die Wissenschaftspreise verliehen. Der Festakt wurde wegen der CoV-Pandemie im kleinen Rahmen abgehalten und via Livestream übertragen. Das Coronavirus stand auch bei den Preisträgern im Fokus.

Welche Quarantänemaßnahmen wirken im Kampf gegen das Coronavirus am besten? Mit dieser Frage beschäftigte sich Barbara Nussbaumer-Streit von der Donau-Universität Krems seit dem Frühjahr sehr intensiv. Mit Hilfe ihrer Forschung zu systematischen Übersichtsarbeiten konnte sie auch viel schneller als bisher eine Antwort geben: „Statt in ein bis zwei Jahren werden die in ein paar Monaten erstellt, und das Virus hat vor Augen geführt, wie schnell man evidenzbasiertes Wissen braucht.“

Wissenschaftspreis Niederösterreich 2020
NLK Pfeiffer
Mit Abstand wurden am Mittwochabend in St. Pölten die Wissenschaftspreise des Landes vergeben. Wirtschaftslandesrat Danninger (li.) und Landeshauptfrau Mikl-Leitner (re.) übergaben die Würdigungspreise an Simon Gröblacher (2.v.l.) und Dietmar Georg.

Die Ergebnisse flossen etwa auch in die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein. Nussbaumer-Streit wurde dafür – so wie Simulationsforscher Markus Gusenbauer, Jurist Gabriel Maria Lentner und Chemikerin Alina Meindl – mit dem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Die Preise werden an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, die mit ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit bereits fachliche Anerkennung fanden:

  • Markus Gusenbauer forscht und publiziert an der Donau-Uni Krems als Schnittstelle zwischen Technik und Medizin zum Thema „Computational Materials Design“. Derzeit forscht er etwa zu den Möglichkeiten seltene Erden, die in Permanentmagneten im Bereich der grünen Energie verwendet werden, zu ersetzen.
  • Gabriel Maria Lentner forscht mit Hilfe eines Sonderstipendiums „Exzellenz für Forschungsaufenthalte im Ausland" bis Ende Juni 2020 an der Harvard University. Seine Forschungen zur Entwicklung und Bedeutung der internationalen Gerichtsbarkeit und ihrer Institutionen verdienen laut Jury besondere Anerkennung.
  • Alina Meindl vom Trinity College Dublin erhielt ein TOP Stipendium des Landes. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Photochemie. Derzeit forscht sie an der Möglichkeit der künstlichen Fotosynthese sowie an der Entwicklung eines Desinfektionsmittels, welches mit Hilfe von Sonnenlicht Viren und Bakterien zerstören soll.
  • Barbara Nußbaumer-Streit leitet seit 2018 das Zentrum Cochrane Österreich am Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Donau-Uni Krems, seit 2017 ein WHO-„Collaborating Centre“. Der Bericht des Zentrums diente als Entscheidungsgrundlage für WHO-Empfehlungen während der Covid-19 Pandemie.

Würdigungspreis an Strahlen- und Quantenforschung

Der Würdigungspreis des Landes ist die höchste Ehrung, die im Zuge der Wissenschaftspreise vergeben wird. Jedes Jahr werden damit zwei Preisträger ausgezeichnet. In diesem Jahr gingen die Würdigungspreise an Simon Gröblacher und die Forschungsgruppe MedRadOnc.

  • Simon Gröblacher forscht derzeit an der Delft University of Technology auf dem Gebiet der Quanten-Optomechanik. Der in St. Pölten geborene und in Krems aufgewachsene Physiker betreibt Grundlagenforschung zu mechanischen Quantenzuständen. Seine Forschungen dienen zur Entwicklung hochsensitiver mechanischer Sensoren sowie von Quantencomputern.
Wissenschaftspreis Niederösterreich 2020
Rafaela Pröll
Das Forscherteam MedRadOnc bekam den Würdigungspreis für ihre Forschung zur Strahlentherapie
  • Die Forschungsgruppe MedRadOnc rund um Dietmar Georg betreibt medizinische Strahlenforschung mit Protonen und Kohlenstoffionen am MedAustron Zentrum für Ionentherapie und Forschung in Wiener Neustadt. Verdienste der Forschungsgruppe sind der Aufbau der nicht-klinischen interdisziplinären Forschung am MedAustron und Leistungen in der medizinischen Strahlenforschung, speziell in der Ionentheraphie.

100 Millionen Euro für Forschung

Die Wissenschaft schafft damit aber nicht nur Wissen, sondern auch eine Grundlage für Innovation, sagte Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (ÖVP): „Wir haben in der Krise festgestellt, dass Unternehmen, die sich mit der Digitalisierung beschäftigen, aber auch mit Innovation, leichter durch die Krise durchkommen. Deshalb ist es auch unser Anspruch, Innovation in die Unternehmen zu bringen.“ Das Land investiert deshalb pro Jahr etwa 100 Millionen Euro in Forschung sowie in die Vernetzung von Wissenschaft und Unternehmen.

Im Fokus stehen aber auch Projekte, wie die Science Academy, bei der schon Kinder für die Wissenschaft begeistert werden sollen, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): „Wer Kinder hat, weiß, dass die unglaublich neugierig sind, tausende von Fragen stellen und jeden Tag auf Entdeckungsreise gehen. Unser aller Verantwortung ist es, diese Neugierde auch zu erhalten und zu fördern.“

Prämierung für Schüler und Studenten

Eine Motivation dafür ist auch der „Wissenschaf[f]t Zukunft“- Preis, der seit fünf Jahren an Studenten oder Schüler verliehen wird. Heuer widmete sich der Nachwuchspreis dem Schwerpunkt „Bewusstseinsbildung: Aus- und Weiterbildung“. Preise wurden in den Kategorien „Call for Concept“ und „Vorwissenschaftliche Arbeiten“ vergeben.

Wissenschaftspreis Niederösterreich 2020
Rafaela Pröll
Xaver Heigl, Victoria Teuschl, Helene Moser und Sebastian Siebenhandl befassten sich in ihrer Diplomarbeit mit dem ehemaligen NS-Lager in Krems-Gneixendorf

In der Kategorie „Call for Concept“ wurde Cornelia Rieder-Gradinger und Christina Adorjan ausgezeichnet. Ihr Projekt „Wood be better!“ zeigt etwa Schülern in Workshops in Tulln zukünftige Berufsfelder oder Lehrberufe im Holzbereich. Das Projekt „STEM fatal“ von Nicole Amberg, Melissa Stouffer, Lisa Cichocki und Angela Bitto-Nemling befasst sich wiederum mit einer Plattform für „Frauen in der Wissenschaft“.

Francesca Kastner und Lea Klatzl – beide Absolventinnen der Höheren Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft Yspertal – beschäftigten sich in ihrer Vorwissenschaftlichen Arbeit mit den Auswirkungen von verunreinigtem Gewässer, durch psychoaktive Substanzen, auf Fische. Xaver Heigl, Sebastian Siebenhandl, Helene Moser und Victoria Teuschl von der Tourismusschule HLF Krems befassten sich in ihrer Diplomarbeit mit der historischen Aufarbeitung des ehemaligen Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager in Krems-Gneixendorf und leisteten damit einen Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit.