Ordination PVZ St. Pölten
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Gesundheit

Langes Warten auf Primärversorgung

14 Primärversorgungseinheiten sollen in Niederösterreich bis zum kommenden Jahr entstehen und Hausärzte sowie Notaufnahmen entlasten. Derzeit ist man von diesem Zielwert aber noch weit entfernt.

Die Vorteile, die die Primärversorgung langfristig bieten soll, liegen auf der Hand. Mehrere Allgemeinmediziner arbeiten mit Expertinnen und Experten aus anderen Gesundheitsbereichen zusammen, darunter Therapeuten und Pflegepersonal. Dadurch sollen Patienten leichter den Überblick behalten und ganzheitlich betreut werden. Außerdem müssen die Mediziner eine längere Ordinationszeit garantieren, Schließungen aufgrund von Urlaub gibt es nicht. Das Gesetz schreibt 50 Ordinationsstunden an fünf Tagen pro Woche vor, darunter auch Tagesrandzeiten. Das soll vor allem Berufstätigen entgegenkommen. Das Hausärzte-Modell soll dadurch nicht ersetzt, sondern nur entlastet werden – genauso wie die Notaufnahmen der Spitäler.

Knapp ein Drittel der Aufgabe erledigt

2017 wurde festgelegt, wie der Ausbau der Primärversorgung in den einzelnen Bundesländern voranschreiten soll. In einem Vertrag einigten sich Bund, Länder und Sozialversicherungsträger auf einen gemeinsamen Fahrplan bis 2021. Österreichweit soll es dann 75 Primärversorgungszentren geben, die je nach Bevölkerungszahl auf die Bundesländer aufgeteilt sind. Niederösterreich muss demnach 14 dieser Einheiten schaffen.

Von diesem Ziel ist man momentan – dreieinhalb Jahre nach Vertragsabschluss und gut ein Jahr vor dem vereinbarten Stichtag – aber noch weit entfernt. Lediglich vier Einheiten wurden bisher fixiert, knapp ein Drittel des Zielwerts. Damit liegt Niederösterreich auf einem ähnlichen Niveau wie etliche andere Bundesländer. Eine Ausnahme bildet lediglich die Steiermark, die ihr Ziel von elf Einheiten bereits vorzeitig im vergangenen Juni erreichte.

Primärversorgungszentrum St. Pölten von Außen
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Das Primärversorgungszentrum St. Pölten wurde 2019 eröffnet

Zentren und Netzwerke geplant

In Niederösterreich will man in Zukunft nicht nur wie zu Beginn auf Primärversorgungszentren (PVZ) setzen, sondern auch auf Primärversorgungsnetzwerke (PVN). Der große Unterschied liegt im Standort der Mediziner. Während diese bei einem Zentrum in einem einzigen Gebäude ordinieren, bleiben sie bei einem Netzwerk innerhalb einer Region an unterschiedlichen Standorten.

Das verlängert zwar für etliche Patientinnen und Patienten die Anfahrtswege, erleichtert für die Projektverantwortlichen aber gleichzeitig die Suche nach interessierten Ärzten. Die gesetzlich vorgeschriebenen Öffnungszeiten sind unterdessen bei Zentren und Netzwerken identisch. Das landesweit erste PVN wurde erst vor wenigen Wochen in sechs Gemeinden im Melker Alpenvorland eröffnet. Es soll in der Region etwa 16.000 Menschen versorgen – mehr dazu in Start für erstes Hausarzt-Netzwerk (noe.ORF.at; 4.9.2020).

Mehrere Projekte in Planung

Ob und wie das Ziel von 14 Primärversorgungseinheiten in Niederösterreich bis zum kommenden Jahr erreicht werden kann, steht noch nicht fest. Zusätzlich zu den vier bestehenden wurde bisher noch kein weiteres fixiert. Laut Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) sind zwar mehrere „vielversprechende Primärversorgungsprojekte“ in Planung, man wolle den Verhandlungsergebnissen aber nicht vorgreifen.

Beim Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) spricht man von zwei Primärversorgungseinheiten, die derzeit bereits konkretisiert würden und demnächst umgesetzt werden sollen. Eine davon soll in Mauer (Bezirk Amstetten) entstehen, die andere in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen). Für letztere habe man laut NÖGUS bereits EU-Fördermittel zugesagt bekommen.