In Niederösterreich stehen derzeit zehn Spitäler für die Behandlung von Covid-19-Patienten zur Verfügung. Der größte Unterschied zum Frühjahr ist, dass diese auf eigenen Isolierstationen betreut und Krankenhäuser nicht mehr zur Gänze abgeriegelt werden. „Wir haben also Stationen, die zwischen zehn, zwölf oder 14 Betten haben, wo Covid-19-Erkrankte isoliert werden“, erklärt der Ärztliche Direktor der Landesgesundheitsagentur, Markus Klamminger.
Der Vorteil sei, dass die Versorgung anderer Patientinnen und Patienten dadurch gewährleistet bleibe, ergänzt der für Spitäler zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): „Das ist der große Unterschied und das ist wichtig, weil wir einen möglichst normalen Betrieb aufrecht erhalten wollen. Allerdings müssen wir vorsichtig sein.“
Neuerlicher Appell an Eigenverantwortung
Bislang sei man gut durch die Krise gekommen, sagt Pernkopf, mahnt einmal mehr aber Eigenverantwortung ein: „Stichwort Maskentragen. Der zweite Punkt ist: Wir müssen immer einen Schritt voraus sein, um möglichst viele Kapazitäten in den Kliniken vorzuhalten.“ Aus den Erfahrungen im Frühjahr habe man gelernt, heißt es sowohl aus der Politik als auch aus der Ärzteschaft.
„Was wir gelernt haben, ist, dass wir wesentlich unaufgeregter vorgehen, als das zu Beginn der Fall war, dass wir nicht mehr auf jeden medialen Zuruf mit einer panischen Reaktion antworten“, sagt Peter Lechner im Gespräch mit noe.ORF.at. Lechner ist Ärztlicher Direktor im Universitätsklinikum Tulln. „80, 85, 90 Prozent der Infizierten merken überhaupt nichts, denen geht es also gut. Aber es gibt die wenigen Fälle, die eine klinische Verschlechterung entwickeln, das kann binnen weniger Minuten oder Stunden gehen.“
Ausgefallene Operationen großteils aufgeholt
Dennoch: Künstlich beatmet werde nur noch, wenn es tatsächlich notwendig ist, so Lechner. „Auch da haben wir gelernt und haben uns mit den Beatmungsbehandlungen sehr zurückgenommen, sodass die Mehrheit der Patienten überwiegend beobachtet wird.“ In Tulln habe man darüber hinaus Prozesse entwickelt, so der Ärztliche Leiter, „die für die Patienten, aber auch für die Mitarbeiter einen gefahrlosen Umgang mit dem Virus ermöglichen.“
Ein Unterschied zum Lockdown im Frühjahr ist auch, dass es bei geplanten Operationen vorerst keine Einschränkungen gibt. Fast alle Eingriffe, die damals ausgefallen waren, seien außerdem nachgeholt worden, so Markus Klamminger: „Es gibt immer wieder Patienten, die sich in der jetzigen Phase nicht operieren lassen, sondern bis zum Ende der Krise warten. Es gibt auch Patienten, wo der Beschwerdedruck nicht so hoch ist, dass sie sich operieren lassen. Aber die terminierten Operationen sind zum Großteil aufgeholt.“
Bei der Patientenanwaltschaft gingen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise von Mitte März bis Ende Juli 100 Beschwerden ein, die den Spitalsbereich betreffen. In 15 Fällen wird überprüft, „ob tatsächlich ein Schaden oder Haftungsfall eingetreten ist – etwa, weil Patienten abgewiesen oder Operationen nicht durchgeführt worden sind“, sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger. Hier wurden seitens der Patientenanwaltschaft nun Gutachten in Auftrag gegeben.
Virostatika
Diese Arzneistoffe greifen in Reifungs- und Vermehrungsprozesse von Viren ein und verhindern dadurch ein Fortbestehen oder die Ausbreitung von Viruserkrankungen.
„Wird nie wieder aus der Gesellschaft verschwinden“
Ärzte hoffen währenddessen auf eine wirksame Impfung. Virostatika, hätten die Hoffnungen bislang nicht erfüllt, sagt Lechner: „Sie haben Krankheitsverläufe erleichtert, haben Krankheitsverläufe abgekürzt, aber in der Behandlung sind wir nach wie vor schwach.“ Der Ärztliche Leiter des Tullner Krankenhauses appelliert deshalb, sich bestmöglich vor einer Infektion zu schützen: „Das Virus ist de facto nicht heilbar und wird auch nie mehr aus der Gesellschaft und der Bevölkerung verschwinden.“