Robert Stachel
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„Ganz Persönlich“

Kultur in der Krise: „Leute haben keine Lust“

Die Coronavirus-Krise trifft den Kunst- und Kulturbetrieb besonders hart. Auch bei der Kabarettgruppe maschek hagelte es bereits dutzende Absagen. „Man merkt, dass die Leute keine Lust haben“, sagt maschek-Mitglied Robert Stachel zur aktuellen Lage.

Robert Stachel, Peter Hörmanseder und Ulrich Salamun reden gerne drüber: Als maschek sorgt das Trio seit mehr als 20 Jahren für Sätze aus Mündern von Politikern, Sportlern und anderen Promis, die man so nicht erwartet hätte. Ihre Neuvertonung von TV-Bildern ist mittlerweile fixer Bestandteil der heimischen Kabarettlandschaft.

Von der Uni auf die großen Bühnen

Die Geschichte von maschek begann Mitte der 1990er-Jahre, als das Trio beim Studium an der Universität Wien erste gemeinsame Ideen entwickelte und an einer satirischen Website unter dem Namen „die maschek.seite“ arbeitete. Das Bühnendebüt folgte im Dezember 1998 im Wiener Wohnzimmerclub Hobbythek.

In den folgenden Jahren spielte die Gruppe unter anderem bei der Diagonale in Graz, in der Salzburger ARGE, in der Stadtwerkstatt Linz, im Hamburger Golden Pudel Klub, im Sprengel in Hannover, an der Volksbühne in Berlin, in der Poolbar Feldkirch oder in Wien im Schikaneder, im Rhiz, im Audimax, in der Arena und im Museumsquartier, wie auf ihrer Homepage zu lesen ist. Seit Anfang 2012 sind maschek in der Zweierbesetzung Peter Hörmanseder und Robert Stachel wöchentlicher Bestandteil der ORF-Show „Willkommen Österreich“ mit Dirk Stermann und Christoph Grissemann.

„Je härter die Aussage, desto lustiger muss die Pointe sein“

Im Interview für die ORF-Niederösterreich-Gesprächsreihe „Ganz persönlich“ mit Eva Steinkellner-Klein spricht Robert Stachel darüber, wie sich die Coronavirus-Krise auf maschek auswirkt, woher der Name maschek eigentlich kommt und was Satire alles darf. „Je härter die Aussage ist, desto lustiger muss die Pointe sein“, so Stachel.

noe.ORF.at: Wie hat sich die Coronavirus-Krise bei euch ausgewirkt?

Robert Stachel: Schrecklich, wirklich schrecklich. Mit dem Lockdown kamen gleich einmal 30, 40 Absagen. Geplant war eigentlich eine große Tournee mit unserem neuen Programm. Wir haben gehofft, dass es im Herbst wieder geht, aber es wird sehr schwierig. Die Veranstalter sind sehr bemüht, alles regelkonform zu machen, aber man merkt auch, dass die Leute keine Lust haben. Es geht mir genauso. Ich gehe auch nicht ins Theater. Aber ich spiele natürlich viel lieber live als zuhause mit dem Peter (Anm.: Peter Hörmanseder, sein Partner bei maschek) neue Sachen zu erfinden. Das fehlt mir einfach.

noe.ORF.at: Wie kam es zu dem Namen „maschek“?

Stachel: „Maschek“ kommt aus dem alten Wienerischen, „von der Maschekseitn kommen“. Das habe ich oft bei älteren Leuten gehört, also etwa wenn man sich reinschleicht ohne Eintritt zu zahlen, oder sprichwörtlich, wenn man jemanden austrickst.

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Robert Stachel im Gespräch mit Eva Steinkellner-Klein

noe.ORF.at: Euer Durchbruch war maschek.redet.drüber. Da sitzt du mit Peter Hörmanseder auf der Bühne und auf der Leinwand hinter euch sieht man Politiker bei Pressekonferenzen, Päpste oder ÖFB-Trainer und ihr redet drüber, ihr legt ihnen neue Worte in den Mund. Ihr seid sehr erfolgreich damit, ihr seid damit einmal in der Woche im ORF zu sehen, tourt auch durch Deutschland. Woher kam die Idee?

Stachel: Das war Zufall. Wir haben 1999 nach der Nationalratswahl eine Wahlparty in einem Wiener Club moderiert. Die Elefantenrunde nach der Wahl war so nichtssagend, dass wir den Ton abgedreht haben und selbst geredet haben. Das ist sehr gut angekommen und so haben wir das dann in unser Programm aufgenommen.

noe.ORF.at: Was darf Satire deiner Meinung nach?

Stachel: Das ist eine harte Frage und wird auch immer neu verhandelt. Es gibt einen Satz, der das schön auf den Punkt bringt: Satire darf alles, aber nicht alles ist Satire. Also nur jemanden zu beschimpfen oder Unwahrheiten zu verbreiten und dann sagen, naja, war ja nur Satire, das finde ich wahnsinnig problematisch. Grundsätzlich ist es so: Je härter die Satire ist, je härter die Aussage ist, desto lustiger muss die Pointe sein. Es muss also einen Sinn haben, ein Tabu zu brechen, damit ein Witz entsteht.

„Willkommen Österreich“: maschek. (29.9.2020)

noe.ORF.at: Was findest du lustig?

Stachel: Ich bin sehr leicht zu erheitern. Ich lache gern über Dummheiten, die am Tisch passieren, also Schmähs. Ich bin schon ein ziemlicher Lachsack. Das merkt man auch auf der Bühne. In der 50. Vorstellung fangen Peter und ich dann an, neue Schmähs zu machen, die nicht so ausgemacht waren. Auch, um den anderen aus dem Konzept zu bringen. Sowas finden wir dann sehr lustig. Ich bin dann meistens der, der auf der Bühne zu lachen beginnt.

noe.ORF.at: Sind die Zeiten aktuell ergiebig für politische Kabarettisten?

Stachel: Die Zeiten sind immer ergiebig, man muss nur wissen, wo man hinschauen muss. Wenn ich einen Euro kriege, wenn die Leute sagen, jetzt ist die Realität aber ärger als die Satire, dann brauche ich nicht mehr auftreten.

noe.ORF.at: Ist es manchmal so für dich?

Stachel: Dann muss man eben einen anderen Zugang finden. Aber ich muss sagen, bei Donald Trump (Anm.: Das Gespräch wurde vor Bekanntwerden der Covid-19-Infektion von Donald Trump geführt.) beißt man sich momentan die Zähne aus. Das ist so grauenhaft, was er macht. Das ist wirklich nicht mehr lustig. Er ist wie ein rüpelhafter Junge, der nie erwachsen wird. Bei dem kann ich nicht lachen.

noe.ORF.at: Zu ihm fällt dir also nichts ein?

Stachel: Da fällt mir wirklich wenig ein. Man muss sich trotzdem an ihm abarbeiten, aber da kann ich nicht in die Tiefe gehen.

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Das Interview fand in Stachels Wochenendhaus in Kritzendorf statt

noe.ORF.at: Hast du einen Lieblingspolitiker, den du besonders gern nachmachst?

Stachel: Ein besonderes Geschenk ist unser aktueller Bundespräsident. Alexander Van der Bellen ist meine absolute Lieblingsfigur. Er begleitet uns schon fast die ganzen maschek-Jahre hindurch. Er redet außerdem so langsam, dass man sich auf der Bühne immer noch was einfallen lassen kann (lacht). Und auf der großen, internationalen Bühne ist es Angela Merkel.

noe.ORF.at: Du bist ursprünglich aus Wiener Neustadt, lebst in Wien, aber vor ein paar Jahren hast du dir mit deiner Familie in Kritzendorf ein Wochenendhaus gekauft. Es zieht dich zurück aufs Land?

Stachel: Es zieht mich zum Wasser, zur Donau.

noe.ORF.at: Die Donau gibt es in Wien auch.

Stachel: Ja, aber da ist es so verbaut. Und die Möglichkeit, direkt an der Donau ein Wochenendhaus zu haben, hat sich glücklicherweise hier ergeben. Ich habe das wahnsinnig gern. Das Leben am Wasser ist so toll. Ich fühle mich hier wie am Meer, wenn die Schiffe vorbeiziehen, dann fühle ich mich wie am Schwarzen Meer.