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Gesundheit

1450: Kaum Wartezeit bei Anrufen

Die bundesweite Anlaufstelle im Fall von Coronavirus-Symptomen ist je nach Bundesland anders organisiert. Während etwa aus Wien heftige Kritik an langen Wartezeiten laut wurde, funktioniert die Abwicklung in Niederösterreich deutlich schneller.

Bei ihrer bundesweiten Einführung vor einem Jahr war die telefonische Gesundheitsberatung 1450 nur wenigen Menschen bekannt. Durch die Coronavirus-Pandemie ist die telefonische Gesundheitsberatung sehr schnell zu unverhoffter Bekanntheit gelangt und mittlerweile der Mehrheit aller Menschen ein Begriff. Wer persönliche Erfahrungsberichte vergleicht, stößt auf enorme Unterschiede in der Abwicklung, die in der Hand des jeweiligen Bundeslandes liegt.

So kam es zuletzt etwa immer wieder in Wien zu heftiger Kritik über viel zu lange Wartzeiten – sowohl was Warteschleifen bei der 1450-Hotline als auch bei Testungen und Ergebnissen betrifft. Mehr dazu in Rückgang bei CoV-Neuinfektionen in Wien (wien.ORF.at; 27.9.2020). In Niederösterreich funktioniert die Abwicklung im Normalfall deutlich schneller.

„Lange Wartezeiten liegen bei vier Minuten“

„Wer Kontakt zu einer positiv auf das Coronavirus getesteten Person hatte oder mit Symptomen wie beispielsweise Husten, Fieber oder Geschmacksverlust bei 1450 anruft, wird in den meisten Fällen sofort angenommen“, sagt Christof Chwojka, Geschäftsführer von Notruf Niederösterreich, unter dessen Dach und Leitung auch die Gesundheitsberatung 1450 angesiedelt ist. „Bei uns sprechen wir von langen Wartezeiten, wenn man drei bis vier Minuten warten muss. In der Regel muss man bei 1450 in Niederösterreich aber überhaupt nicht warten.“

Im September verzeichnete die Hotline allein in Niederösterreich 45.000 Anrufe – im Schnitt also etwa 1.500 Gespräche pro Tag. Parallel mit den seit Ende des Sommers wieder steigenden Infektionszahlen nehmen auch die Anfragen bei 1450 zu, sagt Chwojka. Er geht fest davon aus, dass die Anruffrequenz in den nächsten Wochen und Monaten weiter ansteigen wird.

1450 vergrößert Personalstock für den Winter

Um für die kalte Jahreszeit gerüstet zu sein, in der auch andere Infektionserkrankungen wie die Grippe hinzukommen, wurden seit Anfang September 60 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt und eingeschult. „In den nächsten zwei Wochen stocken wir noch auf 90 Leute auf. Damit sollten wir für die Grippesaison gewappnet sein und ich gehe davon aus, dass wir diesen Personalstand bis ins nächste Jahr behalten werden“, so Chwojka. Von einer sinkenden Kurve der Infektionen und Anrufe rechnet er nicht vor März.

Während das Personal der Gesundheitsberatung beim Start der Hotline im Jahr 2017 nur einen kleinen Teil der Belegschaft von Notruf Niederösterreich ausmachte, ist die Belegschaft mit bald 90 Personen von insgesamt 220 Beschäftigten deutlich angestiegen. Um Platz für die neu hinzugekommenen Beraterinnen und Berater von 1450 zu schaffen, arbeiten die Disponentinnen und Disponenten vom Rettungsnotruf mittlerweile ausschließlich im Homeoffice. In der Zentrale, in der normalerweise Rettungsfahrzeuge zu verunfallten oder kranken Personen losgeschickt werden, geht es nun um die Einstufung von Personen als mögliche Coronavirus-Infizierte und die Organisation von Testungen.

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Bildschirm verpixelt 1450
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Wer bei der niederösterreichischen Zentrale von „1450“ anruft, wird binnen weniger Minuten angenommen
Bildschirmdisplay „keine Wartezeiten“
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Beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at wies das System „keine Wartezeit“ aus
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Für den bevorstehenden Winter werden 90 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei 1450 angestellt
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Beim Notruf Niederösterreich wird die Gesundheitsberatung 1450 nicht nur für Niederösterreich, sondern auch für Kärnten und das Burgenland abgewickelt

Zunehmend automatisierte Prozesse

Seit Ausbruch der Pandemie wurden viele Abläufe von 1450 in Niederösterreich zunehmend automatisiert. So müssen zwischen der Gesundheitshotline, den Bezirkshauptmannschaften, Testteams und Labors keine Schriftstücke mehr verschickt werden. Alle arbeiten auf Basis derselben technischen Systeme. Die zuständige Bezirkshauptmannschaft bekommt automatisch die Information übermittelt, wenn ein Test angeordnet wurde. Gleichzeitig landen die Daten der Person automatisiert bei der Teststraße bzw. bei den mobilen Testteams und am Ende erhalten die Getesteten eine automatisierte Mitteilung, sobald ihr Testergebnis online abrufbar ist. „Damit sparen wir enorm viel Zeit. Und um möglichst wenig Verlust wertvoller Zeit geht es in Folge, wenn es ums Contact Tracing im Umfeld infizierter Personen geht“, so Chwojka.

Auch die Telefonate wurden zuletzt immer kürzer, um eine flottere Abwicklung zu ermöglichen. Einen Teil des Gesprächs übernehmen mittlerweile Tonbänder. Persönliche Daten und Gesundheitsfragen werden nach wie vor im persönlichen Gespräch abgefragt, während beispielsweise das weitere Vorgehen in Bezug auf richtiges Verhalten bis zum vorliegenden Testergebnis vom Band abgespielt wird. Das durchschnittliche Coronavirus-Gespräch dauert laut Auskunft von Notruf Niederösterreich etwa zwei Minuten.

Testergebnis binnen 48 Stunden

Das Ziel sind in jedem Fall schnelle Testergebnisse möglicher infizierter Anruferinnen und Anrufer. Laut Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) bekommen alle in Niederösterreich getesteten Personen ihr Ergebnis binnen 48 Stunden. Dass dies auch im Winter bei einer steigenden Anzahl von Verdachtsfällen einzuhalten sei, bejaht Eichtinger. „Wir können sagen, dass wir für den Winter bestens gerüstet sind.“ Sollte sich herausstellen, dass die Kapazitäten in Niederösterreich wider Erwarten doch knapp werden, sei bereits Budget gesichert.

„Wenn unklar ist, ob jemand ein Verdachtsfall ist, dann soll in jedem Fall getestet werden“, so Eichtinger. Im Moment habe man aber ausreichend Reserven – sowohl bei der Gesundheitshotline 1450 als auch bei den Testungen. Neben den mobilen Testteams, die zu Verdachtsfällen nach Hause kommen, sind in Niederösterreich derzeit sechs Teststraßen in Betrieb: in Münchendorf (Bezirk Mödling), Wiener Neustadt, Zwettl, Amstetten, Mistelbach und St. Pölten. Chwojka zufolge können pro Standort täglich 600 bis 700 Testabstriche genommen werden.