Ausstellung über Bibeln in der Landesbibliothek in Sankt Pölten
Wolfgang Kunerth/NÖLA
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Religion

Bibeln in 200 Sprachen ausgestellt

„Die Bibel als Sprach- und Kulturgut“ ist der Titel einer Ausstellung, die in der Landesbibliothek in St. Pölten gezeigt wird. Zu sehen sind Bibeln aus dem Mittelalter, man kann aber auch eine Reise rund um den Globus machen, anhand von Bibeln in 200 Sprachen.

Über die Bibel heißt es, dass sie weltweit das meistgedruckte, das am häufigsten übersetzte und das am weitesten verbreitete Buch ist. „Ich schätze, dass mindestens drei Milliarden Menschen Christen sind. Aber die Bibel hat nicht nur für die Christen eine besondere Bedeutung. Sie hatte auch als Kulturgut über alle Zeiten hinweg einen hohen Stellenwert“, erklärt Hans-Joachim Alscher, Kurator der Ausstellung und Direktor der Niederösterreichischen Landesbibliothek in St. Pölten.

Ausstellung über Bibeln in der Landesbibliothek in Sankt Pölten
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Zu den Raritäten, die in der Ausstellung zu sehen sind, zählt eine Handschrift in Mittelhochdeutsch aus dem Stift Klosterneuburg aus dem Jahr 1410 (r.), um 1230 entstand eine Handschrift in Lateinisch (M.), eine Leihgabe der Diözesanbibliothek St. Pölten

Die Bibel in Darginisch lesen – oder doch lieber in Navajo?

Aus dem Bestand der Landesbibliothek, die seit Jahrzehnten Bibeln in verschiedenen Arten, Sprachen und Schriften sammelt, kamen für diese Ausstellung etwa 200 Bibeln in ebenso vielen Sprachen aus allen Teilen der Welt in die Vitrinen und Regale. Insgesamt besitzt die Landesbibliothek etwa 450 Bibeln oder Teile der Bibel, davon circa 250 in einer Fremdsprache.

Da gibt es eine Bibel in Farsi ebenso wie eine in Esperanto und Hawaiisch, eine in Sanskrit, Mongolisch, Grönländisch und Jiddisch. Ausgestellt sind aber auch Bibeln in Haida, Navajo, Lakandonisch, Darginisch und Sölring – also in vielen Sprachen, die teilweise nur mehr von wenigen Menschen gesprochen werden. In der Ausstellung wird aber auch das Markusevangelium in Blindenschrift gezeigt, eine Kinderbibel in Burgenland-Romani oder eine Bilderbibel aus dem Jahr 1842 mit mehr als 500 Illustrationen.

Ausstellung über Bibeln in der Landesbibliothek in Sankt Pölten
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Die Ausstellung „Die Bibel als Sprach- und Kulturgut“ in der Landesbibliothek ist bis 30. Oktober geöffnet, sie kann kostenlos besucht werden, montags bis freitags von 8.30 bis 16.00 Uhr, dienstags bis 18.00 Uhr

Die Österreichische Bischofskonferenz rief die Jahre 2018 bis 2021 als „Jahre der Bibel“ unter dem Motto „Bibel – Hören. Lesen. Leben“ aus. Die Niederösterreichische Landesbibliothek beteiligt sich mit dieser Ausstellung. „Dabei sollen nicht theologische Fragen im Zentrums stehen, sondern die Bibel in ihrer Bedeutung als Sprach- und Kulturgut vorgestellt werden“, so Bibliotheksdirektor Alscher.

„Die Bibel ist mein Lieblingsbuch“, schreibt Alois Schwarz, der Bischof der Diözese St. Pölten, in seinem Geleitwort zum Katalog der Ausstellung. „In der Bibel lese ich von Menschen, die Gott suchen, nach Gott fragen, Gott fürchten, an Gott zweifeln und schließlich Gott begegnen, Gott erfahren, eine Freundschaft und Beziehung aufbauen, mit allen Höhen und Tiefen, mit Jesus dem Christus.“

Von Luther und Zwingli bis zu Parsch und den Missionaren

Der Disput um die Bibel bzw. deren Übersetzung und Interpretation „hat das religiöse und politische Zusammenleben in Europa grundlegend verändert“ (Alscher). So sind in der Ausstellung eine „Gutenberg-Bibel“ ebenso zu sehen wie eine „Lutherbibel“ oder eine Bibel in der Übersetzung des Reformators Ulrich Zwingli. Angesprochen werden von Kurator Alscher aber auch Bezüge zu Niederösterreich wie etwa die Übersetzungen des im Stift Heiligenkreuz tätigen Nivard Schlögl, dessen „Heilige Schriften des Neuen Bundes“ 1921 auf den Index kamen und damit von der katholischen Kirche verboten wurden. Dokumentiert ist auch die Arbeit von Pius Parsch, der in den 1920er Jahren die Volksliturgische Bewegung gründete und die „Klosterneuburger Bibel“ herausgab.

„Die Übersetzung der Bibel in andere Sprachen hat ursächlich immer mit der Idee der Mission zu tun“, so Ausstellungskurator Alscher. Und so wird auch das Missionshaus der Steyler Missionare in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) vorgestellt, aus dem vier Patres stammen und zu nennen sind, die sich nicht nur als Missionare, sondern vor allem – zu ihrer Zeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – als Völkerkundler einen Namen gemacht haben: Wilhelm Schmidt, Paul Schebesta, Martin Gusinde und Wilhelm Koppers.