Coronavirus

CoV in Pflegeheimen häufig durch Besucher

Die CoV-Fälle in Pflegeheimen steigen. Die Einrichtungen stehen vor der Herausforderung, einen der sensibelsten Bereiche bestmöglich zu schützen. Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) ruft Angehörige auf, sich an Hygieneregeln zu halten.

42 Fälle in einem privaten Pflegezentrum in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling), 20 Infektionen im Landespflege- und Betreungszentrum Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf), 21 im Pflegeheim „Stadtwald“ in St. Pölten, 18 im Pflegeheim Mank (Bezirk Melk) und zehn Fälle im Heim in Retz (Bezirk Hollabrunn) sowie jeweils sechs Fälle im Pflegeheim Mödling und im Betreuungszentrum Pottenbrunn (Bezirk St. Pölten) – zuletzt waren diese sensiblen Bereiche schwer vom Coronavirus betroffen.

Aktuell zählt man in den Landespflegeeinrichtungen 32 aktive Coronavirus-Fälle bei Bewohnerinnen und Bewohnern (Stand Montagabend). Das sind bei 9.800 belegten Betten 0,5 Prozent. Bei den Betroffen in Maria Enzersdorf zeigt das Virus einen milden Verlauf, heißt es seitens der Geschäftsführung gegenüber noe.ORF.at. Nur zwei Personen haben leichtes Fieber.

Privates Pflegeheim in Maria Enzersdorf
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Das private Pflegezentrum in Maria Enzersdorf zählt aktuell die meisten bestätigten CoV-Fälle

„Ältere Herrschaften brauchen soziale Kontakte“

Angesprochen auf die steigenden Zahlen in Pflegeheimen sagte Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister am Montag im „NÖ heute“-Gespräch mit Moderator Thomas Birgfellner, dass die Häuser gut aufgestellt seien. Jedoch seien sie davon abhängig, ob sich Angehörige im Privatbereich und dann bei Besuchen im Heim an Hygienemaßnahmen halten. Die Möglichkeit für Besuche soll so lange wie möglich erhalten bleiben, so Teschl-Hofmeister.

noe.ORF.at: Es heißt, das Contact Tracing in den Heimen kann gut nachvollzogen werden. Wie kommt das Coronavirus in die Heime – ist es das Pflegepersonal, sind es die Besucher?

Christiane Teschl-Hofmeister: Wir sind noch dabei, das zu ermitteln, aber wie es aussieht, kommt das Virus vor allem durch Besucher ins Haus. Und da gilt gleich eine ganz große Bitte an jene, die verständlicherweise die Oma, den Opa oder die Verwandten in Heimen besuchen wollen: Bitte halten Sie sich an alle Hygieneregeln, denn wir haben alles getan, was in unserer Macht steht, um die älteren Herrschaften in den Häusern sicher zu halten. Wenn Sie das zu Hause auch tun, dann ist den älteren Herrschaften in Niederösterreich am meisten geholfen.

noe.ORF.at: Die Neuinfektionen häufen sich in den letzten Tagen. Sind die Einrichtungen zu wenig geschützt?

Teschl-Hofmeister: Nein, die Einrichtungen sind sehr gut geschützt. Wir halten ständig Kontakt einerseits mit unserer Landesgesundheitsagentur über unsere Pflege- und Betreuungszentren des Landes, aber auch mit der Arbeitsgemeinschaft der privaten Träger, mit den privaten Häusern. Sie wurden beispielsweise alle wieder mit Schutzausrüstung ausgestattet. Es gibt in den Landespflegeheimen sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Bewohner die Möglichkeit, sich einem Screening zu unterziehen, sich alle sechs bis neun Tage testen zu lassen.

Wir haben ein neues Hygienehandbuch ausgearbeitet, das wir an unsere Häuser und an die privaten Träger weitergegeben haben, wo es ganz konkrete Empfehlungen gibt, wie man mit der Hygiene in den Häusern umgeht. Ich denke, die Häuser sind sehr gut aufgestellt. Aber noch einmal: Wir können gar nicht gut genug aufgestellt sein, wenn sich Besucher von außen im privaten Bereich nicht an die Regeln halten. Da wird es schwierig, das Virus aus den Häusern zu halten.

Christiane Teschl-Hofmeister und NÖ-heute-Moderator Thomas Birgfellner
ORF
Soziallandesrätin Teschl-Hofmeister und „NÖ heute“-Moderator Thomas Birgfellner

noe.ORF.at: Was viele nicht wissen: Für Pflegeeinrichtungen des Landes gibt es eigene Ampeln. Wie sieht das bei privat geführten Häusern aus, was gilt dort?

Teschl-Hofmeister: Die Empfehlung, die wir ausgegeben haben, gilt für alle Häuser. Es geht um eine ganz besonders vulnerable Gruppe, da müssen wir alle zusammenhelfen – egal, ob es ein Landeshaus ist oder ein privates Haus. Wir haben drei Häuser auf Rot gestellt. Das heißt, dort gibt es mehr als einen Coronafall in verschiedenen Abteilungen. Dort wird der Besuchszugang strenger geregelt als es normalerweise der Fall wäre, aber man kann seine Angehörigen in den Häusern besuchen. Das ist mir ganz wichtig, denn die älteren Herrschaften brauchen den Kontakt mit ihren Verwandten, brauchen soziale Kontakte. Wir wollen unbedingt verhindern, dass sie einsam sind und sich unwohl fühlen, aber wir müssen diesen Zugang stark beschränken, damit man das Virus aus den Häusern wieder herausbekommt.

noe.ORF.at: Im Frühjahr hat es ein Besuchsverbot gegeben. Ist ein generelles Besuchsverbot derzeit auch angedacht?

Teschl-Hofmeister: Angedacht ist es nicht, aber es ist die letzte Konsequenz. Ich habe es vorhin schon gesagt, wir möchten, dass die Herrschaften so lange wie möglich in den Heimen – egal ob vom Land oder von privaten Trägern – Besuch erhalten können. Es kann eben sein, dass wir diesen Besuch einschränken müssen, dass die Anzahl eingeschränkt wird, dass man also einen oder zwei Besucher pro Tag erlaubt, dass dieser Besuch unter ganz besonderen Bedingungen stattfindet. Was auf jeden Fall immer eine Ausnahme sein wird, ist ein Besuch auf einer Palliativstation. Wenn es darum geht, bei Sterbebegleitung dabeizusein, da sind die Bewohner natürlich besonders auf ihre Angehörigen angewiesen. Das wird immer möglich sein.