MIB Dorli Muhr
ORF
ORF
„Menschen im Blickpunkt“

Hobbywinzerin erreicht Höchstnote

Im US-Magazin „Wine Spectator“ wurde ein Blaufränkischer mit der höchsten Punktezahl bewertet, die je ein österreichischer Rotwein erhalten hat. Gekeltert wurde er von Hobbywinzerin Dorli Muhr aus Prellenkirchen (Bezirk Bruck an der Leitha).

So ganz passt die Bezeichnung „Hobbywinzerin“ ja nicht für Dorli Muhr. Ihr gehört immerhin eine PR-Agentur, mit der sie weltweit große Weingüter betreut. Vor 18 Jahren wagte sie den Sprung von der Theorie in die Praxis und begann, sich einen Traum zu erfüllen – nämlich selbst Wein zu machen. Aus einem ersten winzigen Grundstück am Spitzerberg – geerbt von ihrer Großmutter – wurden elf Hektar.

Geschäft ist das aber trotzdem noch keines, wie Dorli Muhr sagt: „Ich bin schon sehr glücklich, wenn ich in der nächsten Zeit durch den Verkauf meine Kosten decken kann. Aber es ist eben ein langfristiges Projekt. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich 100 Jahre alt werde, damit ich meine Schulden abbezahlt habe, wenn ich abtrete.“

Sie möchte am liebsten „so alt werden wie meine Reben“. Und die sind für Weinreben sehr alt, wie Dorli Muhr verrät: „Mein bester Wein stammt von Parzellen, auf denen die Reben zwischen 45 und 65 Jahre alt sind.“

MIB Dorli Muhr
ORF
Dorli Muhr in ihrem Weingarten am Spitzerberg

Altmodisch und archaisch

Am Spitzerberg herrschen – mit seiner exponierten Lage zwischen Alpen und Karpaten – viel Wind und große Trockenheit im Sommer. Das sind extreme Bedingungen. Dorli Muhr will den Berg trotzdem weltbekannt machen. Die Wertung für ihren Blaufränkischen „Ried Spitzerberg, Jahrgang 2017“ war ein erster Schritt dazu.

„Es interessiert mich nicht, dass man meine Handschrift beim Weinmachen erkennt, sondern dass man den Ausdruck jeder einzelnen Parzelle im Wein erkennt“, sagt sie. „Das bedeutet, dass man sehr zurückhaltend agieren muss im Keller, also keine Technik einsetzt. Wir arbeiten eigentlich sehr archaisch, sehr altmodisch. Dass das jetzt, nach so vielen Jahren der Überzeugung, dass man es so machen sollte, aufgeht und anerkannt wird, macht mich schon stolz und zeigt, dass es der richtige Weg war.“

„Ich will den Spitzerberg weltbekannt machen“

Weingut, Kellerei, Lager – das ist alles noch auf mehrere Standorte aufgeteilt, zum Teil in Miete. Erst jetzt beginnt Muhr, alles an einem Ort zusammenzuführen. Die Punkte im Magazin „Wine Spectator“ sollen eher als Imageträger dienen denn als Geschäftsgrundlage, sagt sie. „Meine Weine sind jetzt nicht wahnsinnig geschenkt vom Preis her, deshalb glaube ich nicht, dass die Nachfrage extrem steigen wird. Ich will kontinuierlich weiterarbeiten in Richtung Gastronomie, in Richtung Sommelier, in Richtung Fachhandel – den Spitzerberg weltweit gut positionieren und bekannt machen.“

Der Großteil ihrer Weine geht schon jetzt in den Export in zahlreiche Länder auf mehreren Kontinenten. Und letztendlich hilft ihr sogar der Klimawandel, denn der Rotwein wird – wenn die Temperaturen steigen – auch in Niederösterreich eine immer größere Rolle spielen.