Leerer Kinosaal
APA/dpa/Fabian Sommer
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Kultur

Große Kinokrise durch die CoV-Pandemie

Innerhalb von einer Woche haben in Niederösterreich mit dem Cinemaplexx in Horn und dem Cinemaplexx in Krems gleich zwei Kinos zugesperrt. Die Gründe: Die Coronavirus-Krise und die allgemeine Wirtschaftslage.

Das Cinemaplexx in Horn hat sechs Säle mit 500 Sitzplätzen, in dem Kino in der Waldviertler Bezirksstadt werden aber seit 5. Oktober keine Filme mehr gezeigt. Seit Montag ist auch das Cinemaplexx in Krems geschlossen. Wann in dem Kino, das über sechs Säle und eine Kapazität von knapp 1.000 Personen verfügt, wieder Filme zu sehen sein werden, sei derzeit offen, so Peter Hauswirth, der Geschäftsführer der beiden Kinos.

„Kein neuer ‚James Bond‘ und kein ‚Fast & Furious 9‘: Wir warten seit Monaten auf die US-Blockbuster, aber die Premieren dieser Filme wurden einfach immer wieder verschoben, jetzt sind sie erst für das kommende Frühjahr geplant“, schildert Hauswirth im Gespräch mit noe.ORF.at die derzeitige Lage für die heimische Kinobranche.

Die Situation sei sehr schwierig, und sie werde in absehbarer Zeit auch nicht einfacher, ergänzt Mario Hueber, der Geschäftsführer des Hollywood Megaplex in St. Pölten und Branchensprecher der 24 Kinobetreiber in der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Das Planen des Filmprogramms sei unmöglich geworden. Warum? „Die US-Filmbranche ist in einem Ausnahmezustand. Die im Frühjahr angekündigten Filme sind noch nicht verfügbar. Wir können also nur auf den nächsten Eberhofer-Krimi hoffen oder auf ‚Tod auf dem Nil‘, der angeblich im Dezember in die Kinos kommen soll“, so Hueber.

Fehlen der Blockbuster als großes Problem

Schon vor der Verschiebung des neuesten James-Bond-Abenteuers "No time to die – Keine Zeit zu sterben “ wurden bereits die Starts von „Wonder Woman 1984“, „Top Gun – Maverick“ und „Black Widow“ verschoben. Und das Fehlen dieser Blockbuster schmerzt weltweit nicht nur die Filmfans, sondern es leiden auch die österreichischen Kinobetreiber darunter.

Blockbuster sind für das wirtschaftliche Überleben von Kinos unbedingt notwendig, denn „diese Top-Filme werden bis zu acht Wochen lang gezeigt, während andere Filme meist nur bis zu drei Wochen in einem Kino zu sehen sind“, erklärt Peter Hauswirth. Und diese Blockbuster bringen auch das Geld in die Kinokasse: Mit den Top-Ten-Filmen eines Jahres machen die österreichischen Kinos die Hälfte ihres Jahresumsatzes.

Dieser wird heuer eher niedrig ausfallen: Branchensprecher Mario Hueber rechnet mit maximal 20 bis 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr: „Noch nie waren die Besucherzahlen so dramatisch schlecht!“ In den niederösterreichischen Kinos wurden im Vorjahr etwa zwei Millionen Filmfans gezählt, österreichweit waren es circa 14 Millionen. Aber: Zehn Jahre zuvor gab es noch vier Millionen Besucherinnen und Besucher mehr, „die vergangenen Jahre haben sich die Besucherzahlen aber stabilisiert“, sagt Christian Dörfler, Obmann-Stellvertreter des Fachverbands der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe in der Wirtschaftskammer Österreich.

Zukunft der Kinos noch ungewiss

Wann wird er seine beiden Kinos in Horn und Krems wieder aufsperren? Peter Hauswirth ist abwartend: „Das ist derzeit offen. Das hängt auch vom Filmangebot ab. Prinzipiell ist es für’s Kino von der Jahreszeit her optimal, aber wenn die Filme fehlen, kann man nur warten.“ Sein Kino in Horn hat vier Säle, in jenem in Krems stehen sechs Säle zur Verfügung. Nur einen Teil der Säle zu bespielen wäre keine Option? „Nein, man spart sich dabei nur sehr wenig, ein bisschen Zeit und Arbeit, aber die Infrastruktur muss dennoch zur Verfügung stehen.“

Auch Branchensprecher Mario Hueber ist vorsichtig: „Jeder Kinobetreiber muss die Entscheidung, ob er zusperrt oder nicht, selbstständig treffen. Unser Ziel ist auf jeden Fall, die Kosten zu erwirtschaften und die Verluste zu minimieren, das betrifft alle in der Branche.“

Hueber erzählt im Gespräch – abgesehen von den wirtschaftlich schwierigen Zeiten – aber auch über jene Seiten der täglichen Arbeit, die ihm persönlich Freude bereiten: „Wenn mir Gäste vorschwärmen, wie sie sich freuen, weil wieder Kinobesuche möglich sind, und mir die Mitarbeiter schildern, welche tolle Atmosphäre herrscht.“ Besonders betont Hueber, welches „sichere Vergnügen“ ein Kinobesuch sei: „Die Kinos sind auf dem neuesten technischen Stand. Während einer Vorstellung wird die Saalluft zwei- bis dreimal komplett ausgetauscht – und in keinem Kino hat es bis jetzt auch nur einen Coronavirus-Fall gegeben.“