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Sportvereine erhalten „Geisterspielprämie“

Sportvereine, die wegen einer auf Orange stehenden Coronavirus-Ampel ohne Zuschauer spielen müssen, können je nach Liga künftig zwischen 500 und 3.500 Euro pro „Geisterspiel“ beantragen. Sportlandesrat Jochen Danninger (ÖVP) kündigte diesen „Schutzschirm“ am Donnerstag an.

Bei „Geisterspielen“ fehlen den Vereinen vor allem die Einnahmen aus den Kartenverkäufen sowie jene der Kantine. Fixkosten, etwa für Platzerhaltung oder Schiedsrichter, fallen aber weiterhin an. Hier soll die Prämie für „Geisterspiele“ nun Abhilfe schaffen. Diese wird nach Ligen gestaffelt werden. So gibt es in der 2. Klasse Fußball etwa 750 Euro pro „Geisterspiel“, in der Regionalliga 3.500 Euro.

Fördersätze im Fußball

Regionalliga: 3.500 Euro
1. Landesliga: 2.500 Euro
2. Landesliga: 2.000 Euro
Gebietsliga: 1.250 Euro
1. Klasse: 1.000 Euro
2. Klasse: 750 Euro
Sonstige Ligen: 500 Euro

Vorerst sind zwei Millionen Euro für diesen Schutzschirm anberaumt, sagte Sportlandesrat Danninger bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in St. Pölten: „Das ist aber nicht gedeckelt. Alles, was notwendig ist, damit wir dieses System durchhalten, wird an finanziellen Mitteln zur Verfügung stehen.“ Zeitlich wird die Prämie vorerst auf die Herbstsaison begrenzt.

Sport-Landesrat Jochen Danninger, flankiert von VP-Klubobmann Klaus Schneeberger (links) und SP-Klubobmann Reinhard Hundsmüller (rechts) bei der Präsentation des neuen Schutzschirms für Niederösterreichs Sportvereine in Form von „Geisterspielprämien“.
NLK Burchhart
ÖVP-Klubobmann Klaus Schneeberger, Sportlandesrat Jochen Danninger und SPÖ-Klubobmann Reinhard Hundsmüller kündigten am Donnerstag die kommende „Geisterspielprämie“ an

Die Prämie ist an einige Bedingungen gekoppelt. So muss der Verein Nachwuchsarbeit leisten, in der Saison 2020/2021 einen Meisterschaftsbetrieb haben, Einnahmen aus dem Ticketverkauf 2019 nachweisen können, den Vereinssitz in Niederösterreich haben sowie um Förderung aus dem NPO-Fonds des Bundes angesucht haben.

Hier geht es jedoch nur um die Antragstellung und nicht darum, ob der Verein aus dem NPO-Fonds auch Gelder erhält, so Danninger gegenüber noe.ORF.at. Vom „Schutzschirm“ würden in Niederösterreich 500 Vereine aus Sportarten wie Fußball, Volleyball, Handball und Basketball profitieren.

Rückwirkend für „Geisterspiele“ ab 5. Oktober

Es gehe darum, den größtmöglichen Schaden bei Vereinen und Ehrenamtlichen abzuwenden, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Donnerstag gegenüber noe.ORF.at: „Ich habe von der ersten Minute an gesagt, wir werden Härtefälle abfedern, wir werden hier finanziell unterstützen.“

Auch Danninger zeigte sich überzeugt, dass mit diesem „Schutzschirm“ der wirtschaftliche Fortbestand der heimischen Sportvereine gesichert werden könne. Genaue Richtlinien soll es ab 21. Oktober auf der Website des Landes geben. „Die Anträge können rückwirkend ab Anfang November bei der Sportabteilung des Landes gestellt werden“, so Danninger bei der Pressekonferenz. Genaue Fördersätze nach Liga gibt es für den Fußball, für „Bundesligen in weiteren Sportarten, die nicht im Sportligen-Covid-19-Fonds abgedeckt sind“ werde es 1.000 Euro pro „Geisterspiel“ geben.

„Geisterspiele“ sorgten für viel Unmut

Die niederösterreichische Regelung, dass in Bezirken und Städten, in denen die Coronavirus-Ampel auf Orange steht, Sportveranstaltungen – mit Ausnahme der Bundesliga – ohne Zuseher stattfinden müssen, sorgt bereits seit Wochen für Unmut. Am vergangenen Wochenende gab es bei einigen Vereinen auch Protestaktionen gegen das Zuschauerverbot. So entschied sich etwa ein Verein mit Gastgewerbeberechtigung dazu, zeitlich zum Match eine Veranstaltung in der Kantine auf dem Platz abzuhalten.

Angesprochen auf diese Schlupflöcher sagte Danninger am Donnerstag: „Ich kann hier nur an die Vernunft appellieren. Alles, was es hier an Umgehungskonstruktionen gibt, muss verhindert werden, aber ich glaube, dass die Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt haben. Man braucht sich nur die Zahl der Infektionen anschauen.“

Service-Hotline für Antragstellung zum NPO-Fonds

Neben der „Geisterspielprämie“ gibt es künftig auch eine Service-Hotline, die bei der Antragstellung zum NPO-Fonds des Bundes unterstützen soll. Das Land Niederösterreich habe diese eingerichtet, „da wir sichergehen wollen, dass sich unsere Sportvereine das Maximum an Bundesmitteln abholen“, so Danninger. Die Hotline ist unter der Nummer 02742/9005-12597 erreichbar. Der NPO-Fonds wurde vor Kurzem vom Bund bis zum Jahresende verlängert – mehr dazu in Finanzielle Hilfe für Sportvereine verlängert (noe.ORF.at; 05.05.2020).

Fußballplatz Wieselburg
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Fußballvereine in Bezirken mit Ampelfarbe Orange fehlen nicht nur die Eintrittsgelder, sondern auch etwa die Einnahmen der Kantine

SPÖ und ÖVP: „Ehrenamtliche nicht im Stich lassen“

Auch ÖVP-NÖ-Klubobmann Klaus Schneeberger sprach bei der Pressekonferenz von einer „richtigen Lösung, die gemeinsam in der Landesregierung beschlossen wurde“. SPÖ-NÖ-Klubobmann Reinhard Hundsmüller verwies darauf, dass die SPÖ bereits Ende September gefordert hatte, dass es pro „Geisterspiel“ 1.500 Euro pro Verein geben soll. „Dass es jetzt diese gestaffelte Lösung ist, begrüßen wir, weil jeder Verein hat je nach Liga unterschiedliche Einnahmen und Kosten“, so Hundsmüller. Ehrenamtliche Funktionäre dürften für ihre freiwillige Arbeit für Sport und Jugend nicht noch draufzahlen müssen.

FPÖ, NEOS und Grüne gegen Zuschauerverbot

FPÖ und NEOS hatten Anfang dieser Woche bereits gefordert, das Zuschauerverbot bei Sportveranstaltungen in orangefarbenen Bezirken wieder aufzuheben – mehr dazu in NEOS und FPÖ für Ende des Zuschauerverbots (noe.ORF.at; 12.10.2020). Dass es nun eine „Geisterspielprämie“ gibt, ist laut FPÖ-Landesparteiobmann Udo Landbauer „nett“, aber das werde den Einnahmenentfall aus Tickets und Kantine nicht decken können. Die FPÖ Niederösterreich fordere weiter ein Ende des Zuschauerverbots, heißt es.

Auch NEOS-Landessprecherin Indra Collini zeigte sich am Donnerstag nicht gänzlich zufrieden, sah jedoch einen ersten wichtigen Schritt: „Dass es sich bei der Hilfe des Landes um nicht rückzahlbare Zuschüsse handelt, halte ich für richtig. Jetzt gilt es allerdings die finanzielle Situation der Vereine genau im Auge zu behalten und darauf zu achten, dass die Kosten wirklich gedeckt werden“, so Collini in einer Aussendung.

Ebenfalls für eine Aufhebung der „Sportsperre“ plädierten am Donnerstag die niederösterreichischen Grünen. „Unsere Vereine wollen vor Zuseherinnen und Zusehern spielen, das muss wieder ermöglicht werden“, so Grünen-Sportsprecher und Landtagsabgeordneter Georg Ecker. Die bekannt gegebene Unterstützung seitens des Landes helfe zum Teil zwar finanziell, die „Sportsperre“ sei aber „nicht mit Geldmitteln wieder gut zu machen“, denn sie beeinträchtige auch die sozialen Gefüge rund um die Vereine.