Landesgalerie Krems
Lachlan Blair www.LOXPIX.com
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Kultur

Sieben neue „ausgezeichnete“ Museen

18 österreichische Museen haben heuer das Österreichische Museumsgütesiegel erhalten, darunter auch sieben aus Niederösterreich. Ausgezeichnet werden jene Museen, die sich durch ihre Arbeit in allen Teilbereichen der Museumsaufgaben auszeichnen.

Initiiert wurde das Österreichische Museumsgütesiegel 2002 von ICOM Österreich und dem Museumsbund Österreich. Ziel des Gütesiegels ist es, mittels der Errichtung von Mindeststandards im Museumswesen ein Instrument zur Qualitätskontrolle und -verbesserung einzuführen. Die Verleihung dieser Auszeichnung ist ein öffentlicher Nachweis dafür, dass die Museen die Verantwortung zur Bewahrung des kulturellen Erbes übernehmen, den ICOM Code of Ethics for Museums (Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln) anerkennen und Besucherinnen und Besuchern eine qualitätsvolle Präsentation erwarten können.

Ganz bewusst richtet sich das Museumsgütesiegel an alle Museen, egal ob sie große ‚Museumstanker‘ sind oder kleine Lokalmuseen, oder ob Technik, Kunst, Natur, Geschichte oder Kultur im Mittelpunkt stehen, egal ob sie hauptamtlich oder ehrenamtlich geführt werden. „Was zählt ist qualitätsvolle, langfristig gesicherte und auf die Menschen ausgerichtete Museumsarbeit, die nach der derzeit gültigen ICOM-Museumsdefinition unter den Schlagworten ‚Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln‘ zusammenzufassen ist“, erklärt Heimo Kaindl, Direktor des Diözesanmuseum Graz und Vorsitzender der Jury, der u.a. auch der Kunsthistoriker Carl Aigner, ehemaliger Direktor des Museums Niederösterreich, angehörte.

Sieben Museen mit einer großen Bandbreite

57 österreichische Museen wurden in diesem Jahr ausgezeichnet, davon waren 18 Neuverleihungen und 39 Verlängerungen. Die Geltungsdauer des Gütesiegels beträgt fünf Jahre. Somit tragen österreichweit 283 Museen das Gütesiegel.

Das eumigMUSEUM in Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) „überrascht die Besucher auf kleinem Raum mit einer hervorragenden Dokumentation und Präsentation der Geschichte des einstmals weltweit größten Filmgeräteerzeugers“, heißt es in der Jurybegründung. Dokumentiert sind die Entwicklungen der Radio- und Fernsehproduktion, gezeigt werden Filmkameras und Projektoren, präsentiert wird die Geschichte jener Menschen, die für eumig „lebten“.

Vertretern der Landesgalerie Niederösterreich wird das Museumsgütesiegel überreicht
Walter Skokanitsch
Heimo Kaindl, Wolfgang Muchitsch und Bettina Leidl (1. bis 3.v.l.) überreichen Günther Oberhollenzer, Eva Engelberger und Christian Bauer (1. bis 3.v.r.) als Vertreter der Landesgalerie Niederösterreich und der Kunstmeile Krems das Museumsgütesiegel

Die Landesgalerie Niederösterreich in Krems (Bild oben) wurde im Vorjahr eröffnet und spiegle das Bundesland als eine Kunstlandschaft wider, so die Jury: „Die Kontextualisierung der jeweiligen Zeit und Epoche, sowie der Brückenschlag in die Gegenwart, erschließen sich auch für Laien und machen neugierig auf mehr. Die Haltung, Werke immer wieder neu zu lesen, ist im gesamten Haus spürbar und macht den Besuch zu einem besonderen Erlebnis.“

Das Liechtensteinmuseum im Schlosses Wilfersdorf (Bezirk Mistelbach) präsentiert die Geschichte der fürstlichen Familie Liechtenstein und deren Entwicklung aus der Stammregion, dem Weinviertel. „Mit zahlreichen Exponaten, ob Plastiken, Gemälden und Kutschen im prachtvollen Ambiente, wird der Besuch zu einem einmaligen Erlebnis für die ganze Familie."

Das Museum Retz (Bezirk Hollabrunn) im historischen Bürgerspital ist der zentrale Ausstellungsort der städtischen Sammlungen. „Gemessen an der Größe des Hauses und des Teams ist die hervorragende Depotsituation, die Digitalisierung der Sammlung und die intensive Auseinandersetzung mit der Sammlung als beispielgebend für die Museumslandschaft Österreichs zu sehen.“

Raum der Flugpioniere in Wiener Neustadt
Museum St. Peter / Sperr
Der „Raum der Flugpioniere“ im Stadtmuseum St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt

Dem Wiener Neustädter Stadtmuseum St. Peter an der Sperr gelinge es, als ältestes Stadtmuseum Niederösterreichs eine ganz hervorragende Brücke in die Gegenwart zu schlagen: „Das Museum präsentiert seine Sammlungen in gestalterisch beeindruckender Weise, bezieht die Bevölkerung bei Sonderausstellungsprojekten mit ein und lockt Besucher*innen durch zahlreiche zusätzliche Aktivitäten ins Museum.“

Das PIZ1000 – Pittener Regionsmuseum (Bezirk Neunkirchen) präsentiert ein Spannungsfeld zwischen Geologie und Besiedelung mit urgeschichtlichen Funden aus der Bronzezeit. „Das Museum überzeugt und erstaunt durch seinen großen Auftritt. Die Bedeutung Pittens als Siedlungsgebiet seit der mittleren Bronzezeit ist mit Grabungsfunden, Rekonstruktionen und Repliken hervorragend und höchst anschaulich erzählt.“

Stillfried – Zentrum der Urzeit (Bezirk Gänserndorf) zeigt Fundstücke aus 30.000 Jahren Geschichte. „Es überrascht mit seiner Größe und seinen Objekten an einem eigentlich abseits gelegenen Ort nahe der Staatsgrenze. Bestechend ist das Engagement, mit dem das Museum betrieben wird und die sich in Genauigkeit der Objekterfassung, der Depotordnung und den Ideen im Vermittlungszugang widerspiegelt.“

Museen als „Anker der Gesellschaft“

„Museen sind ganz wesentlich für das Verständnis von Demokratie, gesellschaftlicher und sozialer Gerechtigkeit, Menschenrechten und tragen zur Bildung von ökologischem Bewusstsein bei. Es sind auch Orte gemeinsamer Erlebnisse und der gemeinsamen Erfahrung, daher fungieren Museen als Anker der Gesellschaft – und das ist etwas, das wir heute dringender brauchen denn je“, sagte Bettina Leidl, Präsidentin von ICOM Österreich und Direktorin des KUNST HAUS WIEN, bei der Präsentation des diesjährigen Verleihung des Museumsgütesiegels in Krems.

Wolfgang Muchitsch, Präsident des Museumsbundes Österreich und Geschäftsführer des Joanneum Graz, ergänzte: „Viele Projekte, die in Niederösterreich geschmiedet werden, sind nachahmenswert für ganz Österreich. Ich denke da vor allem an die kürzlich veröffentliche ‚Deklaration zur Bedeutung der Regionalkultur‘ oder das Projekt ‚MuseumsMenschen‘. Dass gleich sieben neue Museumsgütesiegelträger aus Niederösterreich kommen, ist in diesem Zusammenhang umso erfreulicher.“