Coronavirus

Wirtschaft offen für mögliches Visierverbot

Ein Gesichtsvisier oder ein Kinnschutz soll laut Wissenschaft nur wenig vor einer CoV-Infektion schützen. Ein Verbot der Schilde aus Plastik steht im Raum. Vertreter der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) zeigen dafür Verständnis.

Von Franz Kirnbauer, Spartenobmann Handel der WKNÖ, heißt es, dass man bezüglich eines Verbots von Visieren offen sei. Es müsse nur genau definiert werden, welche Visiere verboten sind, so Kirnbauer gegenüber noe.ORF.at. „Sind es alle Visiere oder nur die, die oben und unten nicht geschlossen sind? Wenn die Visiere gesundheitlich nicht in Ordnung sind, sind wir natürlich flexibel und zu allem bereit, um die weitere Ausbreitung zu verhindern.“

In der Gastronomie waren die Plexiglasschilder beim Aufsperren nach dem Lockdown bereits Thema, so Mario Pulker, Obmann der Sparte Gastronomiein der WKNÖ: „In Betrieben mit positiven Fällen wurden von der Behörde immer alle Mitarbeiter mit Plexiglasschild als Kontaktperson Kategorie 1 eingestuft, jene mit Mund-Nasen-Schutz (MNS) als Kategorie 2 – und die mussten nicht in Quarantäne.“ Deswegen habe die WKNÖ bereits damals eine Empfehlung an Gastrobetriebe ausgegeben, MNS statt Visiere zu tragen.

Gesichtsvisiere
ORF
Gesichtsvisiere stehen derzeit in der Kritik

Verständnis angesichts hoher Fallzahlen

Es habe sich abgezeichnet, dass ein Verbot der Visiere kommen wird, so Pulker. „Wenn es aus der Wissenschaft dazu Studien gibt und angesichts der hohen Fallzahlen, gibt es dafür von uns großes Verständnis. Wir wollen, dass Mitarbeiter und Gäste sicher sind und die Betriebe offen bleiben.“

Derzeit gebe es Gespräche zwischen dem Bund und den Sozialpartnern über die genaue Definition der Visiere, die nicht mehr verwendet werden sollen, so Franz Kirnbauer. Auch die Vertreter der Wirtschaftskammer Wien zeigten sich – angesprochen auf ein Verbot von Gesichtsvisieren „flexibel“ – mehr dazu in Aus für Visiere? Gastronomie „flexibel“ (wien.ORF.at; 18.10.2020).

Aerosole

In der Medizin werden Flüssigkeitspartikel, die kleiner als fünf Mikrometer sind, als Aerosole bezeichnet. Diese Teilchen können infektiöses Material transportieren.

Studien: Visiere bieten kaum Schutz

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) deutete in einem ZIB2-Interview ein mögliches Verbot von Gesichtsvisieren an. Auf der Website des Gesundheitsministeriums wird von Visieren abgeraten: „Basierend auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen empfehlen wir allerdings, einen eng anliegenden Mund-Nasen-Schutz statt eines Visiers oder eines Kinnschutzes zu tragen.“

Eine Übertragung der CoV-Infektion über Aerosole sollen die Visiere laut Studien kaum bis gar nicht verhindern – mehr dazu in Studien stellen Gesichtsvisiere infrage (news.ORF.at; 22.9.2020). Verwendet werden die Gesichtsvisiere – oder Face Shields – oft im Handel und in der Gastronomie, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Mund und Nase über mehrere Stunden abdecken müssen.