Antigen-Test
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Coronavirus

Schnelltests als neuer Teil der CoV-Strategie

Die Teststrategie im Kampf gegen das Coronavirus wird erweitert. Künftig können sich Patienten auch kostenlos bei niedergelassenen Ärzten testen lassen – wenn auch mit einigen Einschränkungen. Viele Ärzte und auch deren Interessenvertretung sehen den Schritt trotzdem positiv.

Das Gefühl ist beim neuen Antigen-Schnelltest fast dasselbe wie beim herkömmlichen PCR-Test. Genauso wird ein Stäbchen in die Nase eingeführt, wenn auch nicht ganz so tief. Nach einem kurzen unangenehmen Moment ist für den Patienten alles vorbei. Die Probe wird danach vom Stäbchen gelöst und in einem speziellen Gerät ausgewertet. Ein Ergebnis gibt es nach etwa 15 Minuten.

Antigen-Test
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Der ORF-Redakteur beim Selbstversuch

Für so manchen ist das Testangebot mittlerweile unübersichtlich geworden. In der Anfangszeit der Pandemie gab es ausschließlich PCR-Tests. Diese Testart verwenden die Behörden nach wie vor, sie hat sich aufgrund ihrer Genauigkeit in kurzer Zeit als Goldstandard etabliert. Dabei wird das Virus direkt festgestellt, genauer gesagt dessen Erbgut. Diese Analyse ist extrem zuverlässig, dauert bisher allerdings zumindest mehrere Stunden.

Antigen- nicht gleich Antikörper-Test

Deshalb sind seit etlichen Monaten auch neue Schnelltests am Markt verfügbar. Der Antikörper-Test dauert nur etwa 15 Minuten. Er testet aber nicht direkt auf das Virus, sondern lediglich auf die Abwehr-Reaktion des Körpers. Dadurch können manche Infektionen nicht entdeckt werden. Der neuere Antigen-Test ist genauso schnell, soll aber ohne die Nachteile auskommen. Wie bei der PCR-Variante wird hier direkt auf das Virus getestet, wenn auch auf einen anderen Teil davon.

Monika Langthaler führt in ihrer Ordination in Oberwaltersdorf (Bezirk Baden) schon länger Tests auf das Coronavirus durch – seit zwei Wochen auch Antigen-Tests. „Ich bin mit dem Gerät sehr zufrieden und die Akzeptanz in der Bevölkerung ist enorm“, sagt sie gegenüber noe.ORF.at. Bisher waren diese Tests nur als Privatleistung verfügbar. Bei Langthaler kostete so ein Test etwa immer 40 Euro.

Antigen-Schnelltest bei Allgemeinmedizinerin
ORF / Novak
Die Probe kann Monika Langthaler selbst auswerten, ein Labor braucht sie dafür nicht

Kostenübernahme mit Einschränkungen

Ab Donnerstag wird der Antigen-Test bei niedergelassenen Ärzten in vielen Fällen von der Kasse gezahlt, das kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Mittwoch in einer Pressekonferenz an – mehr dazu in Antigen-Tests ab Donnerstag bei Hausärzten möglich (news.ORF.at; 21.10.2020).

Ein Ersatz für die bisherigen PCR-Tests sind die Schnelltests für Anschober aber nicht. Ein positiver Antigen-Schnelltest muss demnach bei den Behörden gemeldet werden. Die betroffene Person gilt dann als Verdachtsfall und muss so schnell wie möglich einen herkömmlichen Test machen – idealerweise direkt beim testenden Arzt. Erst nach dieser Bestätigung handelt es sich für die Behörden um einen CoV-Fall. Trotz dieses Zusatzschrittes ist der Antigen-Test laut Anschober „eine wichtige Bereicherung in dieser Situation“. Man könne sich in gewissen Bereichen Arbeit ersparen und schneller testen.

Besonders hilfreich seien diese Tests auch für Menschen mit anderen Krankheiten als Covid-19, ergänzte Susanne Rabady bei der Pressekonferenz. Rabady ist Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und selbst Hausärztin im Waldviertel. Die Schnelltests sollen sicherstellen, dass sich kranke Menschen von ihren Ärzten untersuchen lassen können. „Wir wollen es nicht mehr erleben, dass Patienten zu Hause tagelang an sich herumdoktern oder auf den Test warten, statt sich untersuchen zu lassen“, sagte Rabady.

Dabei gibt es allerdings mehrere Einschränkungen: Kostenlos ist der Test nur für Menschen mit Symptomen, bei denen ein Infektionsverdacht besteht. Sie müssen vor dem Test einen Termin ausmachen. Ob eine Ärztin oder ein Arzt den Test überhaupt durchführen möchte, bleibt ihnen überlassen.

Ärztekammer zuversichtlich

Bei der Ärztekammer Niederösterreich rechnet man trotzdem mit einem weitreichenden Angebot. Nicht nur für Allgemeinmediziner sei dieses interessant, sondern auch etwa für HNO-Ärzte – „also all die Ärztinnen und Ärzte, die klassischerweise mit den Infektionen der oberen und unteren Luftwege täglich in Berührung kommen“, sagte Ärztekammer-Präsident Christoph Reisner im Gespräch mit noe.ORF.at. Er geht davon aus, dass „eine Vielzahl an Ärzten diese Tests in Zukunft anbieten wird“.

Weiterhin gibt es für Verdachtsfälle natürlich die Möglichkeit, sich direkt bei der Gesundheits-Hotline 1450 zu melden. Die Teststraßen sind weiterhin aktiv und auch die mobilen Teams nach wie vor im Einsatz. In den vergangenen Wochen gab es allerdings immer wieder Berichte von langen Wartezeiten. Die kostenlosen Antigen-Tests könnten hier zu einer leichten Entspannung führen – so zumindest der Plan der Gesundheitsbehörden.