Coronavirus

Corona-Ampel leuchtet erstmals rot

Die Coronavirus-Ampel ist erstmals in Niederösterreich auf Rot geschaltet worden. Betroffen sind die Landeshauptstadt St. Pölten sowie die Bezirke Amstetten, Bruck an der Leitha, Mödling und Tulln. Damit gelten auch strengere Maßnahmen.

Fünf Bezirke in Niederösterreich wurden rote Regionen. Vier davon – St. Pölten-Stadt, Bruck an der Leitha, Mödling und Tulln – waren zuletzt orange. Amstetten übersprang Orange und wechselte direkt von Gelb auf Rot. In Niederösterreich gelten bei der Ampelfarbe Rot zusätzlich folgende Maßnahmen:

  • Landeskliniken und Pflegeheime: Besuche in den Landeskliniken werden auf Geburten- und Kinderabteilungen sowie auf Besuche palliativ betreuter Menschen eingeschränkt. Besuche in den Pflege- und Betreuungszentren werden auf täglich zwei Besuche mit höchstens je zwei Besuchern eingeschränkt. In besonders berücksichtigungswürdigen Fällen, etwa bei palliativ betreuten Menschen, können zusätzliche Einzelgenehmigungen erteilt werden.
  • Kindergärten: Wenn es den Eltern möglich ist, sollen die Kinder zu Hause betreut werden, heißt es vom Land. Grundsätzlich bleiben die Kindergärten aber geöffnet.
  • Gaststätten: Die Sperrstunde wird nun doch nicht, wie zunächst angekündigt, auf 22.00 Uhr vorverlegt. Hier gibt es also auch bei Ampelfarbe Rot keine Änderungen.

Mikl-Leitner: „Jeder kann einen Beitrag leisten“

„Die Menschen halten sich – mit nur wenigen Ausnahmen – an die Maßnahmen in der Gastronomie – und das zeigt Wirkung. Der Anteil der Infektionen in diesem Bereich wird geringer", so die Begründung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). "Damit sorgen die Wirte und ihre Gäste selber dafür, dass die Sperrstunde derzeit nicht vorverlegt werden muss. Das ist das beste Beispiel dafür, dass jeder einen Beitrag dazu leisten kann, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten.“

Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) betonte, dass „gerade der Blick auf unsere europäischen Nachbarn zeigt, dass die Gesundheit und Sicherheit der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher für uns an erster Stelle stehen müssen. Die Lage ist ernst, wir müssen sie auch ernst nehmen, und unsere Kliniken und die Patientinnen und Patienten schützen. Das Gesundheitssystem in Niederösterreich hat der Corona-Krise standgehalten und wird es auch weiterhin tun."

Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): "Die täglich hohe Zahl an neu positiv getesteten Menschen zeigt, dass das Virus sehr aktiv ist und wir weiterhin gefordert sind. Wir tragen in dieser Situation nicht nur für uns selbst Verantwortung, sondern auch für andere. Es gilt jetzt, die Gesundheit der besonders schützenswerten Personengruppen sicherzustellen. Dazu können wir alle unseren Beitrag leisten, indem wir konsequent die gesetzten Schutzmaßnahmen mitragen.“

Stadler: Entscheidung „nicht nachvollziehbar“

St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) teilte am Donnerstagabend auf APA-Anfrage mit, die Rotschaltung der Landeshauptstadt auf der Corona-Ampel „aufgrund der aktuellen, sinkenden Indikatoren bei uns“ nicht zu verstehen. Er halte nichts von Panikmache, die Entscheidung mit wieder neuer Berechnungsmethode sei aber „nicht nachvollziehbar“. Mehr Besonnenheit und Klarheit wäre angebracht. „Wir werden aber natürlich alles daran setzen, auch weiterhin die Zahlen zu senken“, betonte Stadler. Dabei sei natürlich jeder und jede Einzelne gefordert.

15 Bezirke bzw. Regionen mit Orange eingestuft

Das Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus wird in immer größeren Teilen Österreichs sehr hoch. Die Kommission, die über die Schaltung der Corona-Ampel entscheidet, gab am Donnerstagabend für 21 weitere Bezirke bzw. Regionen rot. Damit haben alle Bundesländer außer Wien und Kärnten rote Regionen. Dazu kamen zahlreiche weitere Bezirke, die nun orange sind. Lediglich Hermagor in Kärnten und Linz-Land haben nun mit Gelb statt Orange eine bessere Bewertung.

In Niederösterreich wurden die Bezirke Hollabrunn, Horn und Scheibbs mit Gelb (mittleres Risiko) eingestuft. Die Bezirke bzw. Regionen Baden, Gänserndorf, Gmünd, Korneuburg, Krems-Land, Krems-Stadt, Lilienfeld, Melk, Mistelbach, Neunkirchen, St. Pölten-Land, Waidhofen an der Thaya, Wiener Neustadt-Stadt, Wiener Neustadt-Land und Zwettl wurden von der Kommission mit Orange (hohes Risiko) eingestuft.

Erstmals mehr als 2.500 Neuinfektionen

In Österreich gab es am Donnerstag erstmals mehr als 2.500 Neuinfektionen. Auch in Niederösterreich steigen die Zahlen weiter stark an. Seit Mittwoch sind nur 62 Menschen genesen, allerdings 426 Neuinfektionen dazugekommen. Es gibt damit 3.057 Coronavirus-Infizierte in Niederösterreich.

Wie am Donnerstag bekannt wurde, infizierten sich sechs Soldaten in der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt mit dem Coronavirus. Sie befinden sich in häuslicher Quarantäne. Drei weitere Testergebnisse waren ausständig. 220 Soldaten, Offiziersanwärter und deren Ausbildungspersonal sollen zudem untersucht werden.

57 Infizierte um das Landesklinikum Zwettl

Um das Landesklinikum Zwettl wurden am Donnerstag 57 Coronavirus-Infektionen gemeldet. Die Zahl ergab sich laut dem Sprecher von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig aus der Untersuchung der Infektionswege durch den Amtsarzt und war darum nicht nur auf das Spital beschränkt. Bis auf 14 Patienten, 15 Mitarbeiter und eine Besucherin sollen sich seit dem 9. Oktober alle weiteren Personen außerhalb des Krankenhauses angesteckt haben. „Möglicherweise sind einige der Infizierten schon wieder genesen“, hieß es aus dem Büro der Landesrätin.

Auch in niederösterreichischen Pflege- und Betreuungszentren (PBZ) wurden am Donnerstag neue Fälle gemeldet. Die Zahl der Erkrankten stieg in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) auf 48. In einem Zentrum in Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf) wurden zwei weitere Patienten registriert. Hier wurden bisher 49 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet. In St. Peter in der Au (Bezirk Amstetten) kletterte die Zahl der Betroffenen um drei auf 30.