Ärztin bei der Untersuchung mit einem Stetoskop
APA/HELMUT FOHRINGER
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Politik

Neuer Anlauf gegen Ärztemangel

Immer wieder kämpfen Gemeinden damit, Nachfolger für Hausärzte zu finden. „Sichere Gesundheit im ländlichen Raum“ heißt ein neuer Anlauf des Landes gegen den Ärztemangel. Gefordert werden etwa mehr Medizin-Studienplätze und eine Landarztquote.

Als eine der großen Herausforderungen gilt unter anderem die Pensionierungswelle, denn in den nächsten zehn Jahren wird die Hälfte aller Ärzte mit einem Kassenvertrag in Pension gehen. Bereits jetzt gibt es Stellen, die nur schwer besetzt werden können. So sind von den 777 Stellen für Allgemeinmedizin derzeit 35 ausgeschrieben. 13 davon sind schon länger nicht besetzt. Zu wenige Studienplätze seien der Hauptgrund, heißt es. 2020 gab es bundesweit für 17.600 Bewerberinnen und Bewerber 1.740 Plätze.

Landarztquote bei Studienplätzen gefordert

Aus Niederösterreich kam nun ein Acht-Punkte-Programm unter dem Titel „Sichere Gesundheit im ländlichen Raum“. Man wolle Lösungsansätze für die Sicherung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum bieten, wurde betont. Darunter ist einmal mehr die Forderung nach zumindest 2.500 Medizin-Studienplätzen zu finden. „Es braucht zum Ersten so rasch wie möglich mehr Studienplätze. Zum Zweiten braucht es eine gewisse Quote bei den Studienplätzen für Landärzte, für Menschen, die in eine Landarztpraxis gehen wollen“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nach einem Beratungsgespräch mit Experten.

Kampagne gegen Ärztemangel
NLK Burchhart
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mit ihrem Stellvertreter Stephan Pernkopf (3.v.l.) und Landesrat Martin Eichtinger (2.v.r.) sowie Experten

Bei der Landarztquote soll nach dem Vorbild von Bayern ein Teil der Studienplätze für Studierende reserviert sein, die sich verpflichten, mindestens fünf Jahre in einer Bedarfsregion tätig zu sein. Für jene, die sich dazu verpflichten, nach der Universitätsausbildung in einer Bedarfsregion zu arbeiten, soll es außerdem ein Stipendium geben. „Man kann hier auf alle Fälle zusätzlich mit Stipendien arbeiten und mit etwa 60.000 Euro Starthilfe einen finanziellen Anreiz schaffen, wenn man als praktischer Arzt in eine Bedarfsregion geht. Es gibt sehr viele Schrauben, an denen man drehen kann“, so Mikl-Leitner.

Anreize für Primärversorgungseinheiten

Zudem müsse bei der Zulassung zum Medizinstudium künftig die soziale Kompetenz eine größere Rolle spielen und auch die Inhalte der Ausbildung müssten stärker den Bereich „Allgemeinmedizin im ländlichen Raum“ beinhalten. Ein weiterer Punkt des Programms umfasst die Sicherstellung der Versorgung mit Kassenärzten. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Ärztekammer müssten ein Konzept vorlegen, um die Versorgung mit Kassenärzten im ländlichen Raum zu sichern. Könnten offene Stellen nicht innerhalb eines Jahres besetzt werden, müssten laut Mikl-Leitner Hilfssysteme wie etwa mobile Ordinationen eingerichtet werden.

Des Weiteren bräuchten Kassenärzte Anreize, um sich Primärversorgungseinheiten anzuschließen. Die ersparten Mittel, die durch unbesetzte Kassenstellen entstehen, sollen künftig direkt in einen Länder-Fonds zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum fließen, so die Forderung. Das Land Niederösterreich sieht jedenfalls Ministerium, Ärztekammer und Gesundheitskasse gefordert, hier rasch zu handeln.