OMV Raffinerie in Schwechat 2016
APA/Hans Klaus Techt
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Wirtschaft

OMV leidet unter Ölpreisverfall

Die CoV-Krise und der Ölpreisverfall hat den Öl- und Gaskonzern OMV schwer getroffen: Der Umsatz brach im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 38 Prozent auf 3,7 Mrd. Euro ein, das operative Ergebnis der Gruppe drehte auf 607 Mio. Euro in die Verlustzone.

Die OMV erlitt wegen des Ölpreisverfalls im Zuge der Coronavirus-Pandemie auch im dritten Quartal einen massiven Umsatz- und Gewinneinbruch – allerdings habe sich das Geschäft bereits etwas erholt und operativ sei man gut unterwegs und generiere einen hohen Cashflow, betonte OMV-Chef Rainer Seele am Donnerstag im Gespräch mit der APA. Langfristig werde nicht Covid die Strategie der OMV bestimmen, „ich glaube der Klimawandel wird in unseren Strategiediskussionen vorrangig sein“.

39 Prozent Umsatzeinbruch im dritten Quartal

Der Umsatz der OMV brach im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 38 Prozent auf 3,7 Mrd. Euro ein, das operative Ergebnis der Gruppe drehte auf 607 Mio. Euro in die Verlustzone. Das um Lagerhaltungseffekte bereinigte CCS-Nettoergebnis vor Sondereffekten schmolz um 83 Prozent auf 80 Mio. Euro zusammen – über neun Monate betrachtet betrug der Rückgang beim CCS-Nettoergebnis vor Sondereffekten 65 Prozent (auf 460 Mio. Euro), das operative Konzernergebnis war mit 463 Mio. Euro negativ. Unterm Strich musste für die ersten drei Quartale ein Periodenverlust von 468 Mio. Euro verbucht werden, nach einem Überschuss von 1,689 Mrd. Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

„Im dritten Quartal haben wir eine deutliche Belebung unseres Geschäfts gesehen“, sagte Seele. Der Umsatz sei gegenüber dem Vorquartal deutlich gestiegen, "das reflektiert eine Erholung insbesondere der Ölpreise. „Wir haben ja 29 Dollar im zweiten Quartal gesehen und 43 Dollar im dritten Quartal.“

Seele: „Unser Cashflow-Management funktioniert gut"“

Das Gasgeschäft, das Petrochemiegeschäft, die Tankstellen und das Borealis-Geschäft würden sehr stabil laufen. „Das operative Ergebnis im Upstream-Geschäft war in Q3 nur noch leicht negativ.“ Das um Lagerbewertungseffekte bereinigte operative Ergebnis habe sich von 145 Mio. Euro im zweiten Quartal nun auf 317 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Der operative Cashflow habe im zweiten Quartal knapp 500 Mio. Euro betragen, im dritten Quartal sei er auf 800 Mio. Euro gestiegen. Wegen Corona habe man in beiden Quartalen die Investitionen zurückgefahren und den Verschuldungsgrad (Gearing) von 21 Prozent im zweiten Quartal auf nun elf Prozent gesenkt. „Unser Cashflow-Management funktioniert gut, das ist für mich auch die Entscheidungsgröße.“

Dass die OMV cashmäßig gut aufgestellt ist, zeigt sich auch daran, dass die heute abgeschlossene mehrheitliche Übernahme des Chemiekonzerns Borealis um 3,8 Mrd. Euro entgegen früheren Plänen bereits jetzt vollständig bezahlt wurde. Finanziert wurde der Deal über die Emission von Anleihen in Höhe von 4,5 Mrd. Euro. Erst im kommenden Jahr wird der Verkauf der 51-Prozent-Mehrheit der OMV an der Gas Connect Austria (GCA) abgeschlossen, durch den sich die Verschuldung der OMV um 570 Mio. Euro reduzieren wird.

Produktion in Libyen wird wieder hochgefahren

Mit der Wertberichtigung in Höhe von 600 Mio. Euro dritten Quartal habe die OMV nachgeholt, was die Mitbewerber in der Branche bereits im zweiten Quartal getan hätten, nämlich dem langfristig niedriger erwarteten Ölpreis Rechnung zu tragen. Während man früher den Ölpreis langfristig bei 75 Dollar gesehen habe, rechne man nun mit 60 bis 65 Dollar. Für heuer erwartet die OMV einen durchschnittlichen Ölpreis von 40 Dollar und für das nächste Jahr von 50 Dollar – das habe man schon im ersten Quartal berücksichtigt. Die Wertberichtigung gebe es „rein auf dem Papier, die wirkt sich dann natürlich so stark auf das berichtete Nettoergebnis aus“. Sie betreffe auch nur den Upstream-Bereich, bei den Raffinerien und beim Chemiegeschäft gebe es keinen Wertberichtigungsbedarf.

Gute Nachrichten gab es für die OMV zuletzt aus Libyen. „Wir haben seit 11. Oktober die Produktion in Libyen langsam wieder hochgefahren.“ Am Mittwoch sei bereits eine erste Öllieferung verkauft worden. „Die Sicherheitslage in Libyen ist aber nach wie vor fragil und wir müssen abwarten, ob wir dort eine längerfristig stabile Produktion aufbauen können.“

Über die auch gegen die OMV verhängte Geldstrafe der polnischen Wettbewerbsbehörde im Zusammenhang mit dem Bau der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 zeigte sich Seele „erstaunt“, man werde dagegen Einspruch einlegen. Da die Strafe „keine rechtliche Grundlage“ habe, werde man auch keine Rückstellung dafür bilden.

Klimawandel wird Konzernstrategie bestimmen

Auch wenn das OMV-Geschäft derzeit stark von der Coronavirus-Situation beeinflusst wird, werde langfristig nicht Corona, sondern der Klimawandel die Strategie des Konzerns bestimmen, ist Seele überzeugt. „Covid wird die Ölnachfrage kurz- und mittelfristig beeinflussen.“ Die Luftfahrtbranche werde sich nur langsam erholen, allerdings habe in Europa der Kraftstoffverbrauch bereits im September das Niveau von vor der Coronavirus-Krise erreicht. Insbesondere nach der jüngsten Lockdown-Entscheidung in Deutschland müssten im vierten Quartal die Absatzvolumina etwas nach unten korrigiert werden, sowohl der Individualverkehr als auch der Flugverkehr dürften sich reduzieren.