Bauarbeiter
pixabay/annawaldl
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Wirtschaft

Berufliche Reha wird individueller

Eine Krankheit oder ein Unfall kann Menschen aus der Bahn werfen, oft auch aus dem Beruf. In Niederösterreich wird bei jedem fünften Jobsuchenden die Rückkehr ins Arbeitsleben durch gesundheitliche Probleme erschwert. Gezielte Reha soll helfen.

Eine berufliche Rehabilitation soll unterstützen, zurück in den Alltag zu finden. Auf eine solche freiwillige Reha setzt das Projekt Camino. Dieses nimmt derzeit Manuela Pradl aus Traisen (Bezirk Lilienfeld) in Anspruch. Sie will wieder Schritt für Schritt ins Arbeitsleben einsteigen. Mit Camino, einem neuen Angebot des AMS Niederösterreich und der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), für Jobsuchende mit gesundheitlichen Problemen, will sie den Wiedereinstieg schaffen: „Ich war vorher im Einzelhandel tätig. Jetzt kann ich mit meinen Beinen nicht mehr permanent stehen. Ich soll daher auf einen sitzenden Beruf umgeschult werden.“

Petra Ottitsch im Interview mit Manuela Pradl, CAMINO-Teilnehmerin
Silvia Parteder
Manuela Pradl (r.) an ihrem Ausbildungsplatz, der Geschützten Werkstätte St. Pölten, im Gespräch mit ORF-NÖ-Redakteurin Petra Ottitsch

Momentan gibt es in Niederösterreich fast 14.500 Arbeitssuchende mit gesundheitlichen Problemen. AMS-NÖ Landesgeschäftsführer Sven Hergovich betonte am Donnerstag in einer Pressekonferenz in St. Pölten: „Unser gemeinsames Ziel ist es, Arbeitssuchende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen noch besser und noch individueller zu unterstützen, um sie möglichst rasch wieder in Arbeit bringen zu können. Damit wollen wir Arbeitslosigkeit reduzieren und die niederösterreichische Wirtschaft dabei unterstützen, Fachkräfte, die sie dringend braucht, zu bekommen.“

Weg von reiner Wissensvermittlung

Das berufliche Reha-Projekt Camino ist auf die individuellen Bedürfnisse der Jobsuchenden zugeschnitten. Roman Pöschl, der Geschäftsführer des Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrums (BBRZ Reha GmbH), sagte zu noe.ORF.at: „Diese Selbstermächtigung unserer Kunden, ihren eigenen Rehabilitationsprozess in die Hand zu nehmen und ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln, um wachsen zu können – das ist der Weg, den wir in Niederösterreich beschreiten.“

„Für uns ist die berufliche Rehabilitation nicht nur ein gesetzlicher Auftrag, sondern ein ganz besonderes Anliegen, um den Menschen die Rückkehr ins Berufsleben zu ermöglichen“, ergänzte Brigitte Preier, stellvertretende Chefärztin der PVA. Heuer nahmen in Niederösterreich bis Ende August 381 Menschen am Reha-Projekt Camino teil. Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, über den Stellenwert der beruflichen Rehabilitation: „Wenn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach einer Reha wieder in den Arbeitsprozess zurückkehren können, bedeutet das für sie natürlich Einkommen und Teilhabe am Arbeitsmarkt.“

Mehr als die Hälfte fand nach beruflicher Reha neuen Job

Wirtschaftskammer-Niederösterreich-Präsident Wolfgang Ecker ergänzte: „Bei jeder Initiative, die unseren Unternehmen hilft, Fachkräfte mit beruflichen Erfahrungen im Unternehmen zu halten, ziehen wir mit. So können wir Wissen im Betrieb halten, selbst wenn Mitarbeiter ihren bisherigen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können.“ 2019 absolvierten 903 Personen eine berufliche Rehabilitation. Mehr als 500 Personen fanden danach binnen drei Monaten eine neue Arbeit.