Die beiden Männer, die am Dienstag in St. Pölten festgenommen wurden, sind zwischen 20 und 25 Jahre alt und wohnen mit ihren Angehörigen in der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Einer der beiden hat nordmazedonische Wurzeln, der andere tschetschenische. Beide sollen in der Vergangenheit Kontakt mit dem Attentäter von Wien gehabt haben.
Offen ist, wann dieser Kontakt zuletzt stattgefunden hat oder ob es sogar einen Zusammenhang mit dem Anschlag gibt. Beide Männer, wie auch alle anderen Personen, die festgenommen wurden, befinden sich in Polizeigewahrsam und wurden am Dienstag bis in die Abendstunden befragt. Anträge auf die Verhängung der Untersuchungshaft gebe es deshalb noch nicht, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek. Diese Frage würde sich frühestens nach einer allfälligen Einlieferung in eine Justizanstalt stellen, so Bussek.
Spuren und Datenträger sichergestellt
Kontaktadressen des mutmaßlichen Attentäters in der Fuhrmannsgasse und in einem Wohnblock gegenüber dem Universitätsklinikum St. Pölten waren am Dienstag „von Spezialkräften auf den Kopf gestellt“ worden, berichtete der „Kurier“ (Online-Ausgabe). Schwer bewaffnete Beamte der Cobra waren gemeinsam mit dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) im Einsatz.
Polizeihunde durchsuchten zunächst die Wohnräume nach Sprengstoff, danach sicherten Beamte des Landeskriminalamtes und des Landesamts für Verfassungsschutz Spuren und Datenträger. Diese werden nun ausgewertet. Seit Dienstagnachmittag werden die beiden Männer von der Polizei einvernommen.
Hausdurchsuchung in St. Pölten
Dem ORF Niederösterreich wurde ein Video zugespielt, das zeigt, wie eine Wohnung in St. Pölten von Spezialkräften gestürmt wird
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bestätigte am Dienstag bei einer Pressekonferenz, dass im Umfeld des Täters in Wien und Niederösterreich 18 Hausdurchsuchungen durchgeführt wurden, 14 Personen wurden vorläufig festgenommen.
„Sie können sich vorstellen, dass hier einiges an Beweismaterial sichergestellt worden ist, das es jetzt zu sichten gilt. Es müssen auch Einvernahmen durchgeführt werden. Es gilt die Verbindung dieser Personen zum Attentäter herzustellen“, erklärte der Wiener Landespolizeipräsident, Gerhard Pürstl. All das werde noch längere Zeit in Anspruch nehmen.
Keine Hinweise auf zweiten Täter
Hinweise auf einen zweiten Täter gebe es vorerst nicht, sagte Nehammer. Trotzdem gilt weiter eine erhöhte Sicherheitswarnung. Der Attentäter war mit einer Sprengstoffgürtel-Attrappe und einer automatischen Langwaffe, einer Faustfeuerwaffe und einer Machete ausgestattet. Vier Menschen und der Täter wurden getötet, insgesamt 22 weitere Menschen verletzt.
Über den mutmaßlichen Täter wurde bisher bekanntgegeben, dass er einen islamistischen Hintergrund hatte. Er war 20 Jahre alt, hatte nordmazedonische Wurzeln und war einschlägig wegen terroristischer Vereinigung (§ 278b StGB) vorbestraft – mehr dazu in Erste Details über Attentäter (news.ORF.at; 3.11.2020).
Zwei Festnahmen in St. Pölten
Gernot Rohrhofer (ORF) berichtet aus St. Pölten, wo es am Dienstag Hausdurchsuchungen und Festnahmen gegeben hat.
Festnahme auch in Linz
Auch in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz wurde am Dienstag ein Verdächtiger festgenommen. Bei dem Mann soll es sich um einen amtsbekannten Islamisten handeln. Inwiefern ein Zusammenhang mit dem Terroranschlag in Wien von Montagabend besteht, war vorerst noch unklar.
Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) bestätigte bei einer Pressekonferenz, dass es in Linz eine Hausdurchsuchung und eine Festnahme gab. Die Festnahme sei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien durch ein Cobra-Kommando in Linz „ohne großes Aufsehen“ vollzogen worden, berichtete Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. Die Einvernahmen würden laufen – mehr dazu in ooe.ORF.at.