Natalia Ölsböck
Natalia Ölsböck
pixabay/Engin Akyurt
Gesundheit

Angstbewältigung: Gespräche am wichtigsten

Der Terroranschlag in Wien löst bei vielen Menschen Angst oder sogar Traumen aus. Am wichtigsten sei es, mit irgendjemandem darüber zu reden, erklärt die Psychologin Natalia Ölsböck. Das gilt auch für Kinder – hier müsse man eine altersgerechte Sprache finden.

„Ganz wichtig ist, dass wir darüber reden“, betont Ölsböck. Über Gedanken und Gefühle mit anderen zu sprechen, helfe, diese zu verarbeiten. Dabei kann man sich an Verwandte und Freunde wenden, wie die Psychologin aus dem Bezirk Tulln gegenüber noe.ORF.at sagt. Um sein persönliches Umfeld nicht zu überlasten, solle man aber unbedingt auch Hilfe von außen annehmen, so die Psychologin. Die psychiatrischen Hotlines haben wegen der vielen Anrufe bereits Personal aufgestockt – mehr dazu in Psychiatrische Hotlines aufgestockt (wien.ORF.at; 3.11.2020).

Psychologische Hilfe

Um Erlebtes oder Gesehenes zu verarbeiten, gibt es mehrere Anlaufstellen, unter anderem:

Auch Ablenkung entlastet die Psyche

Einerseits solle man aktiv Stresshormone abarbeiten, das Gespräch suchen und das Trauma so aufarbeiten, andererseits solle man auch Ruhephasen einlegen, rät Natalia Ölsböck. Damit sind mentale Auszeiten gemeint, während derer man nicht über die Anschläge spricht und keine Berichterstattung verfolgt. Stattdessen solle man sich ablenken und anderen Themen widmen. Dieses „zur Ruhe kommen“ sei wichtig, damit es nicht zu einer negativen Überreizung kommt, so Ölsböck im Gespräch mit noe.ORF.at. „Wir haben in unserem Gehirn ein sogenanntes Ruhenetzwerk, das Erlebtes immer dann verarbeitet, wenn wir uns entspannen.“

Mit Kindern altersgerecht sprechen

Eine Möglichkeit zu bekommen, über Gedanken zu sprechen, sei für Kinder sehr wichtig, um das Erlebte zu verarbeiten, sagt Ölsböck. Am besten erkläre man das als Erwachsener in einer für Kinder altersgerechten Sprache. Zum Beispiel könne man sagen, „dass es so etwas gibt, es aber nur sehr selten vorkommt.“ Außerdem solle man Kinder fragen, was sie träumen, da dabei oft unbewusst Traumen verarbeitet werden. Durch Ablenkung, etwa Sport, Spielen oder Musizieren, könne man seinen Kindern und sich selbst ebenfalls etwas Gutes tun und positive Erlebnisse schaffen.

Der Terroranschlag in Wien habe aber auch gezeigt, dass tragische Ereignisse den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken können. Sie können zu positiven Verhaltensweisen führen, meint Ölsböck. Menschen boten in der Terrornacht in sozialen Netzwerken etwa ihre Wohnungen als Unterschlupf an. Auch in Bezug auf die CoV-Krise zeigen Menschen verstärkt Mitgefühl und Hilfsbereitschaft, so Ölsböck. Dass diese beiden Krisen nun aufeinandertreffen, sehen Expertinnen und Experten im Allgemeinen aber als „extrem ungute Kombination“ – mehr dazu in Wie man Terrortraumata verarbeitet (science.ORF.at; 03.11.2020).

Fokus auf Positives und Mitgefühl zeigen

Laut Ölsböck solle man sich in schwierigen Zeiten immer das Positive vor Augen halten. Jedes Mal, wenn etwas Gutes passiert, könne man etwa eine Notiz machen. Zusätzlich kann man selbst Mitgefühl zeigen und anderen Personen Hilfe anbieten, zum Beispiel den Nachbarinnen und Nachbarn. „Oft reicht es, jemandem ein Ohr zu leihen oder zu plaudern.“ Gerade jetzt sei Zusammenhalt wichtig, damit man nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf andere achtgibt und für einander da ist. „Denn das hilft uns selbst, diese schlimmen Zeiten gut zu überstehen und zu verarbeiten“, so Ölsböck.