Ein Meer an Kerzen erinnert an das Terroropfer aus Korneuburg
ORF / Gernot Rohrhofer
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Chronik

Anschlag: Wut und Trauer in Korneuburg

Unter den Todesopfern des Terroranschlages in der Wiener Innenstadt am Montagabend war auch ein Niederösterreicher. Der 21-Jährige wurde im Bereich des Fleischmarktes erschossen. In seiner Heimatstadt Korneuburg herrschen Wut und Trauer.

Dutzende Kerzen, Briefe und Blumen erinnern an den 21-jährigen Mann, der mit seinen Eltern und seinem Bruder in Korneuburg lebte. „Er war oft in Wien unterwegs“, erzählen Freunde und ehemalige Schulkollegen. „Er war ein lustiger Kerl. War immer gut drauf und hat mich zum Lachen gebracht“, blickt ein Jugendlicher aus Korneuburg auf die gemeinsame Zeit zurück und sucht nach Antworten.

Gemeinde legte Kondolenzbuch auf

„Schrecklich, wenn man bedenkt, dass er sich verabschiedet, nach Wien fährt, dort herumspaziert und plötzlich nicht mehr nach Hause kommt“, sagt eine Frau, die selbst Enkelkinder im Alter des Getöteten hat. Eine weitere Frau, die angibt, den jungen Mann aus der Nachbarschaft gekannt zu haben, ringt unterdessen mit den Tränen. Trauer, aber auch Wut und Fassungslosigkeit dominieren rund um den Hauptplatz und den Rattenfängerbrunnen, wo auch ein Foto des Opfers aufgestellt wurde. Seitens der Gemeinde wurde vor einem Kaffeehaus ein Kondolenzbuch aufgelegt.

Freunde und ehemalige Schulkollegen zünden Kerzen für den 21-jährigen Korneuburger an
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Ein Meer an Kerzen erinnert auf dem Hauptplatz in Korneuburg an das 21-jährige Terroropfer

Es fallen aber auch kritische Worte: „Wenn man sich so etwas ansieht, muss man auch Österreich infrage stellen und wie hier mit Leuten umgegangen wird, die derartigen Aktivitäten folgen“, sagt Faton Cermenika, ein Vertreter der albanischen Community. Der 20-jährige Attentäter wurde in Mödling geboren und wuchs in Wien auf. „Hier muss man sich die Frage stellen, wie der Mann wieder auf freien Fuß kommen konnte und ob die Maßnahmen zur Deradikalisierung wirklich funktionieren.“

Täter und Opfer offenbar aus selber Region

Der Terrorist hatte nordmadezonische Wurzeln. „Was uns sprachlos macht, ist die Tatsache, dass sowohl der Täter als auch das Opfer aus Korneuburg Albanischstämmige aus Nordmazedonien sind. Das ist ein Zufall, der nicht in Worte zu fassen ist“, sagt Cermenika gegenüber noe.ORF.at – mehr dazu in Terror: Todesopfer wurden identifiziert (wien.ORF.at; 4.11.2020). Nicht nur die österreichische Bevölkerung sei tief betroffen, „auch jene auf dem Balkan.“

Faton Cermenika, ein Vertreter der albanischen Community
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Faton Cermenika stellt Maßnahmen zur Deradikalisierung infrage

Eine Tat, „die man eigentlich nur aus dem Fernsehen kennt“, sei nun „direkt vor der eigenen Haustüre“, so Cermenika: „Der Familie geht es schlecht und für sie ist eine Welt zusammengebrochen. Der Junge war erst 21 Jahre alt. Dass man jemanden in diesem Alter ermordet und ihm sein ganzes Leben wegnimmt, ist etwas, das man nicht in Worte fassen kann.“