„Wahrscheinlich habe ich heuer das erste Mal seit 15 Jahren Zeit zum Kekserlbacken“, sagt Stefanie Gebhart und weiß nicht, ob sie dabei lachen oder weinen soll. Die Kunsthandwerkerin aus Kernhof (Bezirk Lilienfeld) betreibt einen Stand am Weihnachtsmarkt vor dem Schloss Schönbrunn in Wien – mehr dazu in Familienbetriebe profitieren von Weihnachtszeit (noe.ORF.at; 29.11.2018).
Mit Liebe gefertigte Einzelstücke
Dort verkauft Stefanie Gebhart die Produkte, die sie das ganze Jahr über in ihrer Werkstatt herstellte: Weihnachtswichtel mit Kiefernzapfenkörper, Walnussschalen-Kripperl, Mohnkapsel-Schneemänner und Engerl mit goldenem Marillenkernbauch. „Ich suche im Wald die Zapfen und Holzstücke, aus denen ich meine Produkte mache. Zum Beispiel auch Lehmmandlkrippen in kleinen Schachteln,“ erzählt Gebhart, „am liebsten male ich die Gesichtchen auf die Wichtelmännchen. Das haucht ihnen Leben ein. Jeder Wichtel schaut anders aus."
In normalen Jahren steht Stefanie Gebhart in den fünf Wochen vor dem Heiligen Abend jeden Tag in ihrem Verkaufsstand: „Das beginnt um zehn Uhr am Vormittag und dauert bis zehn Uhr am Abend. Sieben Tage die Woche. Zu essen habe ich eine Suppe in der Thermoskanne dabei“, erzählt die Ausstellerin. Ihre Kunden kommen aus aller Welt. Ob der Weihnachtsmarkt vor dem Schloss Schönbrunn im Dezember doch noch verspätet starten kann, ist ungewiss. Der sonst übliche Umsatz könne definitiv nicht erzielt werden, sagt Stefanie Gebhart: „Ich muss leider mit einem Totalausfall rechnen.“ Sie lebe momentan von staatlichen Hilfszahlungen.
Hunderte Aussteller können nicht verkaufen
Auch der Brandmaler Josef Mitmasser konnte seine Produkte heuer nicht wie gewohnt verkaufen. Er malt mit einem glühenden Draht Bilder und Schriften in Holzprodukte. Es gibt persönlich gestaltete Jausenbretter, Flaschenöffner und Wandbilder. „Ich wäre auf der Welser Messe gewesen, in Wieselburg und bei der Pferdemesse in Wiener Neustadt. Die sind alle abgesagt worden“, erzählt Josef Mitmasser gegenüber noe.ORF.at. Auch der Adventmarkt in einem St. Pöltner Einkaufszentrum kann nicht stattfinden. „Zum Glück habe ich einige Stammkunden, die über meine Internetseite bestellen“, sagt Mitmasser. Er hofft, seine Waren im Dezember in einem Pop-up-Laden in einem leer stehenden Geschäftslokal in St. Pölten verkaufen zu können.
Ersatzprogramm für abgesagte Märkte
Damit die Kunsthandwerker wenigstens ein bisschen Umsatz haben, versuchen einige Christkindlmarktorganisatoren ein Ersatzprogramm zu schaffen. In Pöggstall (Bezirk Melk), wo der traditionelle „Advent im Schloss“ abgesagt werden musste, soll es im Dezember eine den aktuellen CoV-Bestimmungen entsprechende Verkaufsausstellung geben, sagt Bürgermeisterin Margit Strasshofer (ÖVP): „In dieser für uns alle sehr besonderen Zeit brauchen wir solche Möglichkeiten, um die Menschen bei Laune zu halten und vor allem den Ausstellern, die Chance zu geben, was zu verkaufen.“
Auch wenn sie heuer vielleicht Wochen und Monate umsonst arbeiteten, bleiben die Kunsthandwerker zuversichtlich: „Ich jammere nicht, weil ich große Freude an meiner Arbeit habe“, sagt Stefanie Gebhart. Josef Mitmasser ergänzt: „Es werden wieder bessere Zeiten kommen. Die Leute haben ja Lust, wieder was einzukaufen. Irgendwann wird wieder was los sein.“