Sängerknaben des Stift Altenburgs
Stift Altenburg
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Kultur

Flashmob: Sängerknaben suchen Talente

Am Samstag findet um 11.55 Uhr ein Online-Flashmob von Knabenchören statt, um auf die pandemiebedingten Probleme in der Nachwuchsarbeit aufmerksam zu machen. Daran nehmen u.a. die Sängerknaben des Stiftes Altenburg (Bezirk Horn) teil.

Für den Nachwuchs sei es „fünf vor zwölf“, wie es in einer Aussendung heißt. „Erstmals in ihrer Geschichte schließen sich 45 Knabenchöre aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in einer grenzübergreifenden Kooperation zusammen, um auf die Nachwuchssorgen der Knabenchöre aufmerksam zu machen“, sagt Ernst Kugler von den Sängerknaben Stift Altenburg. In Österreich sind ebenso der Mozart Knabenchor Wien, der Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor sowie die Wiltener Sängerknaben aus Innsbruck Teil der Aktion.

Am Samstag treten die Chöre um 11.55 Uhr mit einem Online-Flashmob unter dem Hashtag „#KulturGutKnabenchor“ und der Botschaft „Viva la musica!“ virtuell in den sozialen Netzwerken auf. Wo singen noch möglich ist, tragen die teilnehmenden Chöre die vierstimmige Version „Viva la musica“, alternativ den gleichnamigen Kanon, vor. Wo die aktuelle Lage das Singen nicht mehr erlaubt, werden stattdessen Archivaufnahmen oder Statements von Chorleitern gezeigt.

Knabenchöre als Kulturgut

Knabenchöre können auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken. Die aktuelle CoV-Pandemie stellt sie vor große Herausforderungen. Proben entfallen, Solounterricht oder Stimmbildung kann nur per Distance Learning angeboten werden. „Mindestens zwei Meter Abstand zum nächsten Sänger sind gefordert, weshalb eine Chorprobe häufig nur in Kleingruppen stattfindet“, wird die Situation bei den Sängerknaben im Stift Altenburg beschrieben. Konzerte entfallen oder werden verschoben.

Sängerknaben des Stift Altenburgs
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Die Altenburger Sängerknaben sind einer von 45 Chören, die am Samstag beim Online-Aktionstag teilnehmen

Kein Nachwuchs: Konzertaufführungen gefährdet

Auch das Finden von Nachwuchssängern sei schwierig. Werbung, etwa ein „Tag der offenen Tür“ oder Schnupperunterricht, könne gar nicht oder nur in sehr kleinem Rahmen stattfinden. Die Talentsuche in öffentlichen Schulen sei völlig gestrichen worden. Das werde Folgen für musikalische Darbietungen haben, wie es in der Aussendung heißt: „Wenn Knabenchöre längerfristig keine Möglichkeit haben, Nachwuchs zu finden und Kinder zu begeistern, werden große Konzerte wie Bachs Matthäuspassion oder Weihnachtsoratorium sowie Mozarts Requiem in Zukunft nicht mehr von Knabenchören interpretiert werden können.“

Der Online-Flashmob der 45 Knabenchöre am Samstag ist ein Versuch, neue Talente zu finden und Buben für das Chorsingen zu begeistern. Ansonsten werde es eine Lücke geben, wie die Initiatoren warnen: „In einigen Jahren werden weniger gut ausgebildete Knaben in den Konzertchören singen, die hohe Qualität der Chöre wird leiden. Die Konsequenz: Mit den jungen Kindern, die in den ersten Jahren nach der Krise den Weg zu den Chören finden, muss eine komplett neue Aufbauarbeit in der mehrjährigen Grundlagenausbildung geleistet werden.“ Mit dem Aktionstag rund um den Online-Flashmob soll diese Lücke möglichst klein gehalten werden.