Epidemiologe Gerald Gartlehner
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Coronavirus

Gartlehner: „Anstieg ist besorgniserregend“

Der teilweise Lockdown hat nicht den gewünschten Effekt gebracht, die Infektionszahlen steigen weiter. Am Samstag dürfte die Regierung wieder strengere Regeln verhängen. Davon geht auch Epidemiologe Gerald Gartlehner aus, denn der „Anstieg ist besorgniserregend“ .

Die Neuinfektionen versechsfachten sich innerhalb der vergangenen fünf Wochen: Waren es Mitte Oktober durchschnittlich 167 Neuinfektionen pro Tag, so stieg diese Zahl Woche für Woche rasant an. Anfang November waren es durchschnittlich bereits 814 Infektionen am Tag und aktuell liegt der Sieben-Tages-Schnitt bei 965. Nicht zuletzt deshalb dürfte es nächste Woche zu einer Verschärfung des Lockdowns kommen.

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Virus tritt besonders im familiären Umfeld auf

Ausgangsbeschränkungen und Sperren in der Gastronomie brachten bisher also nicht den gewünschten Effekt. Besonders im familiären Umfeld grassiert das Coronavirus. Waren es Ende September in diesem Bereich 691 Fälle, sind es mittlerweile mehr als 7.000. Auch die Infektionen am Arbeitsplatz sowie im Freundeskreis nahmen deutlich zu, selbst auf den Bereich der Gastronomie waren immer noch einige Fälle zurückzuführen.

„Der Anstieg ist sehr besorgniserregend. Wir wissen, dass 100 erkrankte Personen ungefähr 130 gesunde anstecken. Das führt jetzt dazu, dass sich alle zehn Tage die Zahlen verdoppeln und wieder verdoppeln und wieder verdoppeln – ein sogenanntes exponentielles Wachstum“, sagte Gerald Gartlehner, Epidemiologe an der Donau Universität Krems, gegenüber noe.ORF.at (im Bild oben).

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„Hohes Niveau hält Gesundheitssystem nicht durch“

Woche für Woche wird auch das Contact Tracing, also die Kontaktrückverfolgung, schwieriger. An guten Tagen können 70 Prozent der Fälle zurückverfolgt werden, manchmal sind es aber auch nur 60 Prozent. „Die gute Nachricht ist, dass wir durch den Lockdown eine Abflachung des Wachstums sehen. Die schlechte Nachricht ist aber, dass es auf einem sehr hohen Niveau ist, nämlich auf so einem hohen Niveau, dass wir es als Gesundheitssystem auf die Dauer nicht durchhalten werden“, so der Experte.

Er ist sich sicher, dass es zu Verschärfungen kommen wird. „Wenn der Lockdown so weitergeht wie bisher, dann müssen wir wahrscheinlich damit rechnen, dass wir uns auf einem relativ hohen Niveau stabilisieren, also wahrscheinlich um die 7.000, 8.000 Infektionen in Österreich pro Tag. Und das ist eindeutig zu viel, das hält das Gesundheitssystem nicht durch“, so Gartlehner. „Mit der Verschärfung wird es dann hoffentlich zu einem Abfallen der Infektionszahlen kommen.“