Chronik

CoV-Krise: Anstieg bei Männerberatung

Gerade in Krisensituationen ist es wichtig, über Sorgen und Probleme sprechen zu können. Ein Bedürfnis, das auch immer mehr Männer haben: Die Caritas Diözese St. Pölten verzeichnet heuer bei Männerberatungen einen Anstieg von rund zehn Prozent.

Er ist in den späten Dreißigern, stammt aus der Region Wienerwald und ist seit einem Jahr geschieden. Gemeinsam mit seiner Ex-Partnerin zieht er den gemeinsamen neunjährigen Sohn auf. Dabei kommt es immer wieder zu Konflikten.

Beide Elternteile machen sich gegenseitig Vorwürfe, das Kind leidet unter der Situation. Nur ein Fall, den Caritas-Männerberater Erwin Hayden-Hohmann betreut. Der betroffene Vater nimmt seit einigen Monaten die Männerberatung der Caritas in Anspruch und will damit die Situation für sein Kind wieder erträglicher machen.

Hauptthemen: Partnerschaften und Kindererziehung

Die häufigsten Probleme, mit denen die Männerberatung der Caritas konfrontiert ist, betreffen das Thema Partnerschaft. „Partnerschaften stehen unter großer Belastung, weil die Paare unter großer Belastung stehen“, sagt Hayden-Hohmann im Gespräch mit noe.ORF.at. Die Folge sei häufig destruktive Kommunikation in Form von Vorwürfen und Sarkasmus.

Darüber hinaus kommen viele geschiedene Väter mit rechtlichen Fragen betreffend die Kindererziehung in die Beratung. Die Männer seien oft nicht ausreichend informiert, würden sich außen vorgelassen oder vom Jugendamt benachteiligt fühlen. „Da hilft es aufzuklären, was ihnen rechtlich zusteht“, sagt Hayden-Hohmann.

Drei Männerberater der Caritas: Josef Aigner, Erwin Hayden-Hohmann und Herbert Oswald
Caritas
Die Männerberater der Caritas, Josef Aigner, Erwin Hayden-Hohmann und Herbert Oswald (v.l.), sprechen mit Männern, die Hilfe suchen

Der Großteil der Männer, die zur Beratung kommen, sind zwischen 25 und 45 Jahre alt. In diesem Lebensabschnitt habe man häufig mit beruflichen und familiären Herausforderungen zu tun, erklärt der Berater. Diese Probleme hätten sich gerade in der Coronavirus-Krise verstärkt.

Von Mann zu Mann reden hilft

Bei der Männerberatung sind die Männer unter sich. „Viele der Gedanken zu den Selbstansprüchen und den Wahrnehmungen der Männer kenne ich selbst aus meinem eigenen Leben“, sagt Hayden-Hohmann. Dieses Verständnis schaffe Vertrauen und das sei notwendig, damit das Gegenüber seine Probleme und Sorgen aussprechen kann.

Weiters sei es bei Kommunikationsproblemen mit der Ex-Partnerin wichtig, den eigenen Umgangston zu verbessern. „Wenn man die Männer darauf hinweist, wie zynisch ihre Kommentare sind, kommt von ihnen viel Bereitschaft, an sich selbst zu arbeiten“, sagt der Berater. Bei rechtlichen Fragen sei es ausreichend, die Klienten umfangreich darüber zu informieren, was sie dürfen und was nicht, so Hayden-Hohmann.

Anlässlich des „Internationalen Tag des Mannes“ am 19. November ist den Caritas-Beratern ein besonderes Anliegen, den Männern mitzuteilen, dass sie mit ihren Sorgen nicht auf sich allein gestellt sind. „Viele haben ganz ähnliche Probleme. Sie sind nicht allein“, betont Hayden-Hohmann.