Hutter und Fetz im Gespräch
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Wissenschaft

Mediziner: „Lüften effektiver Schutz“

Lüften habe einen enormen Einfluss, die Infektionsgefahr zu reduzieren, sagt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien. Im Interview mit noe.ORF.at betont er auch die künftige Notwendigkeit von Präventionskonzepten.

Gelüftet werden sollte an allen Orten, an denen nach Ende des Lockdowns wieder mehrere Menschen zusammenkommen werden, empfiehlt der Umweltmediziner dringend. Sehr eindrucksvoll zeigen Grafiken, wie sich Aerosole in Räumen verbreiten – mehr dazu in Wie sich Aerosole in Räumen ausbreiten (noe.ORF.at; 8.11.2020). Was können nun diese Erfahrungen bringen? Im „NÖ heute“ Interview nimmt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter dazu Stellung.

noe.ORF.at: Reicht es tatsächlich zu lüften, Maske zu tragen und Abstand zu halten, um die Infektionsgefahr stark zu reduzieren?

Hans-Peter Hutter: Wir wissen seit vielen Jahren, dass eine effiziente Lüftung einen enormen Einfluss darauf hat, wie sehr man Partikel verringern kann und das wiederum bedeutet, eine enorme Reduktion des Infektionsrisikos, eben weil die Anzahl der Partikel dadurch stark verringert wird. Daher ist Lüften und das Verwenden der Maske ein sehr effektiver Schutz, ein hervorragendes Schutzkonzept.

noe.ORF.at: Wie und wie oft sollte man lüften, was ist wirksam und sinnvoll?

Hutter: Das ist immer davon abhängig, wie viele Menschen sich in dem Raum befinden. Aber nehmen wir eine Schulklasse her, dort sollte man alle 25 Minuten kurz stoßlüften: Die Fenster zwei bis drei Minuten offen haben und dann wieder schließen und danach wieder das gleiche in der Pause machen. In Besprechungsräumen würde ich auch auf jeden Fall jede halbe Stunde kurz durchlüften, noch besser wäre eine mechanische Lüftungsanlage.

Hutter  im Gespräch
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Der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter ist überzeugt, dass einfache Maßnahmen reichen, wenn sie konsequent eingehalten werden

noe.ORF.at: Große Einkaufsaktionen vor dem Lockdown haben für Diskussionen gesorgt. Wie groß ist bei größeren Menschenansammlungen – aus Ihrer Sicht – das Risiko?

Hutter: Ansammlungen sind grundsätzlich eine schlechte Idee, aber es kommt auch darauf an, wie sich diese Personen verhalten. Wenn sie Abstand halten, wenn sie Maske tragen und wenn die Räume, wo sie sich befinden, gut durchlüftet sind, dann wird es nicht so ein großes Risiko sein, als wenn man sich eng aneinander kuschelt und auf alles andere, vor allem auf die Vorsicht, pfeift.

noe.ORF.at: Die Infektionszahlen steigen aber noch immer deutlich, wie wird sich das aus Ihrer Sicht entwickeln?

Hutter: Wir sehen jetzt schon eine deutliche Bremsung dieser Dynamik, die es gegeben hat. Wir sind wirklich schon auf einem guten Weg, wir könnten uns schon auf dem Plateau befinden, wo es danach dann wirklich bergab geht. Es schaut wirklich danach aus, dass die Zahlen bald wieder abfallen.

noe.ORF.at: Wenn die Maßnahmen wieder gelockert werden – beginnt dann alles von vorne? Was ist notwendig, um zu verhindern, dass es im Jänner oder Februar einen dritten Lockdown gibt?

Hutter: Ich denke und hoffe, wir haben nun doch alle etwas gelernt. Ich denke, dass man bis zum 7. Dezember ein Präventionskonzept entwickelt hat, damit wir gut über die Feiertage kommen, also ein Konzept bis zum 6. Jänner wäre auf jeden Fall notwendig. Wir müssen auf jeden Fall alles tun, um einen dritten Lockdown zu verhindern. Und das ist relativ einfach mit den üblichen Maßnahmen, wie etwa auch dem Lüften.

noe.ORF.at: Eine persönliche Frage – wie halten Sie es bei beruflichen Besprechungen, wenn Sie jemandem begegnen, wie schützen Sie sich?

Hutter: Ich respektiere und beachte ganz einfach die Regeln, denn ich möchte nicht haben, dass ich meine Mutter oder Bekannte oder Freunde anstecke. Ich verhalte mich so, wie wir es auch im AKH erklären. Es ist nicht schwer: Einfach Abstand halten, Hände-Hygiene einhalten und die Maske dort tragen, wo es vorgeschrieben ist, denn einen weiteren Lockdown wollen wir sicher alle nicht erleben.