Stiftskirche Klosterneuburg
Michael Zechany
Michael Zechany
Religion

Missbrauch: Vatikan sieht Versäumnisse

Nach der überraschenden Ernennung eines Leiters von außen für das Stift Klosterneuburg liegt nun eine Begründung aus dem Vatikan vor. Demnach habe der frühere Propst Bernhard Backovsky nicht angemessen auf die Situation rund um Missbrauchsfälle reagiert.

Nach dem Rücktritt von Bernhard Backovsky im Mai hatte der Vatikan am 21. Oktober den deutschen Kurienbischof Josef Clemens als Delegaten für das Stift bestimmt. Nun lieferte Rom die Begründung für diesen – von vielen als ungewöhnlich bewerteten – Schritt nach, bestätigt Walter Hanzmann, der Sprecher des Stiftes Klosterneuburg, gegenüber noe.ORF.at. „Das Dekret begründet den Einsatz eines päpstlichen Delegaten mit der Feststellung, dass der ehemalige Propst Bernhard Backovsky die Situation rund um den von Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern des Stiftes begangenen Missbrauch nicht angemessen gehandhabt hat.“ Das Stift Klosterneuburg nehme diese Entscheidung hin, so wie sie ist, sagt Hanzmann. Man begrüße eine Klärung auch von Rom aus.

Ratzinger-Vertrauter als neuer Leiter

Der 77-jährige frühere Propst Backovsky war im Mai zurückgetreten. Im Sommer hatte der Vatikan eine apostolische Visitation des Stiftes Klosterneuburg angeordnet, bei er es auch um die Klärung der Missbrauchsvorwürfe ging. Danach beauftragte der Vatikan einen Außenstehenden mit der Führung des Stiftes. Seit 21. Oktober wird das Stift Klosterneuburg nun vom deutschen Kurienbischof Josef Clemens geleitet. Der 73-Jährige war lange Zeit die rechte Hand von Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt.

Bischof Clemens hält sich nach wie vor im Vatikan auf, er soll in Klosterneuburg von dem früheren Prämonstratenser-Generalabt Thomas Handgrätiger aus Deutschland unterstützt werden, sagt Hanzmann. Als Päpstlicher Delegat besitzt Bischof Josef Clemens dieselben Befugnisse wie ein Propst und fungiert als gesetzlicher Vertreter des im Jahr 1114 gegründeten Augustiner Chorherrenstiftes.