Chronik

Erster Unfall mit Wasserstoffzug

Bei Weikersdorf (Bezirk Wiener Neustadt) ist es am Donnerstag zum wohl bundesweit ersten Unfall mit einem Wasserstoffzug gekommen. Ein Zusammenstoß mit einem Auto wirft die Frage auf, wie sicher die neue Technologie ist. Die ÖBB beruhigen.

Der Unfall mit dem Wasserstoffzug ereignete sich wenige Tage vor dem Ende des zehnwöchigen Testbetriebs. Die Garnitur „Coradia iLint“ des französischen Herstellers Alstom war in diesem Zeitraum im regulären Passagierbetrieb unterwegs – mehr dazu in ÖBB-Wasserstoffzug nimmt Fahrt auf (noe.ORF.at; 11.9.2020).

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Zusammenprall zwischen Pkw und Wasserstoffzug
Einsatzdoku – Bauer
Der Wasserstoffzug war testweise auf der Schneebergbahnlinie unterwegs
Zusammenprall zwischen Pkw und Wasserstoffzug
Einsatzdoku – Bauer
Der Pkw blieb auf dem Dach liegen
Zusammenprall zwischen Pkw und Wasserstoffzug
Einsatzdoku – Bauer
Der 77-jährige Lenker wurde ins Spital eingeliefert

Zu dem Zusammenstoß kam es auf einem Bahnübergang, der nur mit Andreaskreuzen gesichert ist. Laut Polizei fuhr ein 77-jähriger Mann mit seinem Auto in die Kreuzung ein, obwohl sich der Zug näherte. Das Fahrzeug wurde im hinteren Bereich erfasst und gegen ein Verkehrszeichen geschleudert. Der Autolenker wurde bei dem Unfall verletzt, die Insassen des Zugs blieben hingegen unversehrt.

Der Wasserstoffzug wurde durch den Zusammenstoß lediglich im Bereich der Schürze beschädigt. Er konnte die Fahrt später selbstständig fortsetzen. Aufgrund der geringen Beschädigungen habe bei dem Unfall „absolut kein Risiko bestanden“, heißt es in einer Stellungnahme der ÖBB.

Stichflamme möglich, aber Risiko gering

Generell kann sich Wasserstoff, der unter hohem Druck gelagert wird, aber in bestimmten Situationen sehr leicht entzünden. Deshalb wird er in speziell gesicherten Tanks transportiert, die sich beim Alstom-Zug auf dem Dach befinden. Bei den ÖBB spricht man von einem „grundsätzlich geringen Risiko“, das man sich vor dem Probebetrieb auch durch ein TÜV-Gutachten bestätigen ließ. Ausgeschlossen ist ein Gasaustritt aber nicht. Dafür müsste laut ÖBB „die Wagenkastenstruktur durch einen extremen Unfall völlig demoliert werden“. Im Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft wäre in einem solchen Fall theoretisch auch eine Stichflamme möglich. Allerdings: „Die Stichflamme brennt nach oben hin ab, bis kein Gas mehr vorhanden ist“, versichern die ÖBB.

Bisher waren Wasserstoffzüge vor allem in Norddeutschland und den Niederlanden im Einsatz. Auch in Österreich könnten sie bald klassische Dieselloks auf nicht elektrifizierten Strecken ersetzen. So wollen die ÖBB ihr Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu sein, erreichen.