Ins Rollen kam der Fall, als die ersten Kunden vor ihren leeren Schließfächern standen. Darunter auch ein Unternehmer aus dem Bezirk Mödling. Ihm sei das Fehlen von Besitztümern aufgefallen, als er Münzen in den Banksafe legen wollte, berichtet die Tageszeitung „Kurier“. „Ich habe das Schließfach angefordert, wie immer. Aber es war leer“, wurde er zitiert.
Doch die Raiffeisen Regionalbank Mödling ist nicht die einzige, die betroffen ist. Noch am Freitagvormittag wurde bekannt, dass auch Schließfächer der Bank Austria in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) geleert wurden, wie Polizeisprecher Johann Baumschlager gegenüber noe.ORF.at bestätigte. Verübt worden sein soll die Tat – so wie in Mödling – am Mittwoch. Baumschlager bestätigte zudem, dass mit demselben Modus Operandi vorgegangen worden war.
Millionencoup in drei Banken
Bisher unbekannte Täter landeten einen Millionencoup. Die Schließfächer dreier Banken wurden leer geräumt. Der Schaden dürfte in Millionenhöhe liegen.
Auch Bank in Wien betroffen
Am Freitagnachmittag zogen die Ermittlungen um die geknackten und leer geräumten Schließfächer dann noch weitere Kreise. Wie eine Sprecherin der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien dem ORF Wien bestätigte, waren auch Kundensafes einer Bankfiliale in der Muthgasse im 19. Wiener Gemeindebezirk leer geräumt worden – mehr dazu in Leere Schließfächer: Bank in Wien betroffen (wien.ORF.at; 20.11.2020).
Im Fall der in Wien-Döbling betroffenen Bank geht die Polizei davon aus, dass die Diebe seit Oktober bis zuletzt in vermutlich mehreren Zugriffen Schließfächer leer räumten. Dazu hätten sie das elektronische System, das den Zugang zu der betreffenden Räumlichkeit, den Saferaum, sichert, „überbrückt“. Wie genau die Kriminellen dabei vorgingen, sei noch unklar, sagte Polizeisprecher Marco Jammer.
Birgit Zrost (ORF) über den Bankenraub
ORF-Niederösterreich-Reporterin Birgit Zrost spricht über die ersten Ermittlungsergebnissen nach dem Raub in drei Banken und das Täterprofil, von dem die Polizei ausgeht.
Technische Sperren überwunden
Auch bei beiden Coups in Niederösterreich sollen technische Sperren überwunden worden sein. Von einem gewaltsamen Aufbrechen war nicht die Rede. Mehrere Medienberichte, wonach es sich um eine international agierende Bande handle, konnte die Polizei vorerst nicht bestätigen.

Die Polizei vermutet, dass es sich in Klosterneuburg und Mödling jeweils um dieselbe Tätergruppe handelt. „Die Diebstahlsgruppe und auch IT-Beamte sind vor Ort, weil wir prüfen müssen, wie der oder die Täter in die Bank gekommen sind“, sagte Baumschlager am Freitag im Interview mit ORF-Niederösterreich-Reporter Gernot Rohrhofer. „Die Spuren werden gesichert und verglichen“, verwies Baumschlager auf laufende Ermittlungen des Landeskriminalamts Niederösterreich.
Gestohlen wurden unter anderem Bargeld, Schmuck, Edelsteine und Gold. Alle betroffenen Kunden der beiden Bankinstitute seien direkt kontaktiert worden, sie waren auch schon in ihren Banken, teilten die beiden Bankinstitute am Freitagnachmittag auf APA-Nachfrage mit. Bei Raiffeisen hieß es, es habe sich um eine überschaubare Zahl von Betroffenen gehandelt. In der Bank Austria war heute von einigen wenigen Safes die Rede. Alle seien verständigt, es sei nichts mehr offen, hieß es von beiden Häusern.
Schaden und Vorgehen derzeit noch unklar
Die Sprecherin der Mödlinger Regionalbank, Agnes Gössinger, verwies darauf, dass es sich um ein „mehrstufiges, modernes System“ handle und die Sicherheitsvorkehrungen hoch seien. Wie es den Tätern jeweils gelungen ist, die höchsten Sicherheitsstandards zu knacken, dazu gab es weder von der Polizei noch von den betroffenen Instituten Angaben.
Auch über die Frage, wie hoch der Schaden konkret ist, gibt es derzeit nur Spekulationen. Welche Werte in Banksafes verwahrt sind, darüber wissen die Banken nämlich selbst nicht Bescheid. Laut Polizei dürfte der Schaden jedenfalls in die Millionen gehen.