Christiane Teschl-Hofmeister und Wolfgang Sobotka
Robert Salzer
Robert Salzer
POLITIK

Teschl mit 98,9 Prozent NÖAAB-Obfrau

Im Arbeiter- und Angestelltenbund der niederösterreichischen Volkspartei übernimmt Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) den Vorsitz von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). Seine Nachfolgerin wurde mit fast 99 Prozent der Stimmen gewählt.

Sobotka legte sein Amt als Landesobmann nach zehn Jahren zurück. Es war ein virtueller Landestag – ein Livestream aus dem Haus der Volkspartei in St. Pölten, bei dem alle Delegierten und Interessierten online zugeschaltet waren. Nur Christiane Teschl-Hofmeister und ihr Vorgänger Wolfgang Sobotka waren anwesend. Die 762 Delegierten wählten per Briefwahl. Die Stimmen wurden vor dem Landestag ausgezählt. Das Ergebnis beträgt 98,9 Prozent für Teschl-Hofmeister.

Teschl-Hofmeister zu Ergebnis: „Fast unfassbar“

Die frühere ORF-Journalistin war 2018 als Politikerin in die Landesregierung gekommen und trat erst im Februar der ÖVP als Mitglied bei. Dass sie jetzt, nur wenige Monate später, mit fast 99 Prozent der Stimmen zur Obfrau der größten Teilorganisation der Landespartei gewählt wurde, ist für sie, wie sie im Gespräch mit noe.orf.at sagt, „fast unfassbar“. Aber Sach- und Parteipolitik sei kein Widerspruch, sie fühle sich sehr wohl in der „Familie ÖAAB“, so Teschl-Hofmeister.

Ihre Ziele für die nächsten fünf Jahre: „Aus dieser Krise herauskommen. Alles, was wir dazu tun können, werden wir tun. Da geht es um Pflege, aber auch um jüngere Menschen. Das ist die Bildung und das ist die Arbeit, die Arbeit, die Arbeit.“ Für Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka ist der Rückzug aus dem NÖAAB kein „Ballast abwerfen“, sondern nach zehn Jahren ein logischer Schritt, wie er betont: „Es wird mit einem kleinen, schlagkräftigen Team vieles an Veränderungen notwendig sein, um den Herausforderungen begegnen zu können. Die Menschen haben andere Erwartungen an die Politik, daher muss sich der ÖAAB nicht anpassen, sondern vorausdenken.“

Das habe die Teilorganisation in den letzten zehn Jahren getan und das werde sie auch jetzt tun. Teschl-Hofmeister sei „die Richtige dafür“, so Sobotka. Sie ist für fünf Jahre gewählt, ebenso wie ihre Stellvertreter Johann Zöhling (Wahlergebnis 99,1 Prozent), Bettina Rausch (97,7 Prozent), Rene Lobner (99,3 Prozent), Josef Hager (98,8 Prozent) und Benadette Schöny (98,5 Prozent).

ÖVP gratuliert, SPÖ vermisst „mahnende Stimme“

Glückwünsche kamen am Samstag von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die selbst von 2011 bis 2016 geschäftsführende Bundesobfrau des ÖAAB war. "Dass Christiane Teschl-Hofmeister ihrer neuen Aufgabe gewissenhaft nachgehen wird, hat sie in den letzten Monaten bereits als geschäftsführende Obfrau unter Beweis gestellt“, so Mikl-Leitner. VPNÖ-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner betonte, dass Teschl-Hofmeister Sachkenntnis und Verständnis für Anliegen und Sorgen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer habe.

Mit einem Hinweis auf Einschnitte bei der sogenannten Hacklerregelung reagierte Niederösterreichs SPÖ auf die Wahl von Christiane Teschl-Hofmeister zur NÖAAB-Chefin. Der Nationalrat beschloss Freitagabend mit einer Koalitionsmehrheit das Aus der Hacklerregelung – mehr dazu in Pensionsreform im Nationalrat fixiert (news.ORF.at; 20.11.2020). Wolfgang Kocevar, SPÖ-Landesgeschäftsführer, vermisste die mahnende Stimme der 46-Jährigen „gestern, als alle fließigen Arbeitnehmer von der ÖVP bestraft wurden“.