A. L. Kennedy, Gewinnerin des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln 2020
Robin Niedojadlo
Robin Niedojadlo
Kultur

Literaturtage: Ehrung für A.L. Kennedy

Zum Abschluss der Europäischen Literaturtage in Krems wurde bei einer Online-Matinee am Sonntag der mit 10.000 Euro dotierte Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an die Schriftstellerin A. L. Kennedy verliehen.

A. L. Kennedy, geboren als Alison Louise Kennedy 1965 in Dundee (Schottland), wurde bereits mit ihrem ersten Roman „Einladung zum Tanz“ (2001) bekannt. Sie wurde mit zahlreichen wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet. Kennedy lebt seit 2012 in London und unterrichtet kreatives Schreiben an der University of Warwick. Sie war eine scharfe Kritikerin der britischen Beteiligung am Irak-Krieg unter Premierminister Tony Blair. Zuletzt auf Deutsch erschien 2018 „Süßer Ernst“. Seit Anfang 2020 schreibt sie eine wöchentliche Kolumne über ihre Sicht auf den Brexit für die „Süddeutsche Zeitung“.

Jury: „Eine Stimme gegen Intoleranz und Unrecht“

Die Begründung der Jury lautete: „A.L. Kennedys Romane und Erzählungen sind tiefschürfend und wagemutig und gehören zu den künstlerisch wichtigsten Werken der Gegenwartsliteratur. Dafür wurde sie vielfach und u.a. mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet. Zugleich scheut sich A.L. Kennedy nicht, regelmäßig ihre Stimme gegen Intoleranz, Ausgrenzung und Unrecht zu erheben und dabei einzumahnen, dass der Mangel an Menschlichkeit mit dem Mangel an Kultur und der Geringschätzung von Kunst einhergeht.“

Ihr Engagement für eine tolerantere Welt spanne sich von international beachteten publizistischen Interventionen bis zur Mitarbeit an Projekten in Stadtteilzentren, Gefängnissen oder Krankenhäusern und sei getragen von der Überzeugung, dass Kunst und Literatur das Leben erhellen und dabei helfen können, den Herausforderungen unserer Welt emphatischer zu begegnen.

Zugespielt wurden Grußbotschaften des Kremser Bürgermeisters Reinhard Resch (SPÖ) („Ohne Kunst und Kultur wären wir nicht nur still, sondern auch blind“), von Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) („Trotz aller Widrigkeiten haben die Literaturtage den Faden wieder aufgenommen“) und von dem für internationale Beziehungen zuständigen Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP): „Unser Schatz ist die Vielfalt der Kulturen und Sprachen“. Aus München kam die Laudatio der Journalistin Sonja Zekri in Form einer kritischen Würdigung. Kennedy erkenne jeweilige Verhältnisse mit dem Instinkt eines Lawinenhundes, so Zekri. Für ebenfalls eingebaute jazzige Intermezzi sorgte das Trio Mario Rom’s Interzone mit Mario Rom (Trompete), Lukas Kranzelbinder (Bass) und Herbert Pirker (Drums).

Kennedy: „Man sollte einander lieben“

Aus dem Klangraum Krems Minoritenkirche gratulierten Walter Grond, Leiter der Europäischen Literaturtage, und Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels. Fögers Statement, Kultur sei kein Luxus, sondern begründe die Identität einer Gesellschaft, wurde von Kennedy im folgenden Bildschirm-Gespräch mit Moderatorin Rosie Goldsmith bekräftigt. Den Begriff der Toleranz kommentierte Kennedy mit Vorbehalt: Toleranz sei zu wenig, man sollte einander vielmehr lieben. Denn auch Hass komme immer zurück, und der wirke zerstörerisch. In diesem Sinne war auch der Text gehalten, den die Preisträgerin abschließend las: ein hoffnungsvoller Ausblick auf die Post-Covid-Zeit.