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pixabay/Dennis 112
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Verkehr

Verkehrstote: Niedrigrekord in Reichweite

Österreich ist mit dem Ziel, die Zahl der Verkehrstoten von vor etwa zehn Jahren zu halbieren, ins neue Jahr gestartet. Dieser Wert wurde bereits verfehlt. Doch in Niederösterreich sieht die Situation anders aus. Möglich ist sogar noch ein Niedrigrekord.

Bis zum Ende dieses Jahres wollten die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ihre Zahlen der Verkehrstoten halbieren. Als Vergleichswert zogen sie den Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2010 heran. In Österreich ist dieses Ziel bereits verfehlt, denn um es erreichen zu können, hätten maximal 311 Menschen im Straßenverkehr sterben dürfen. Laut Auskunft des VCÖ wurden bereits Mitte November 312 Tote gezählt.

Die Bundesländer schneiden in der Statistik recht unterschiedlich ab. Während Kärnten, die Steiermark, Salzburg, Vorarlberg und das Burgenland bereits über ihren Zielwerten liegen, können neben Niederösterreich auch Oberösterreich, Wien und Tirol ihre jeweiligen Vorgaben noch erreichen. Niederösterreich könnte sogar auf die beste Unfallbilanz seit den Referenzjahren 2008 bis 2010 zusteuern.

Verkehrstote in Niederösterreich:

1.1. bis 23.11.2020: 81 Tote

2019: 101 Verkehrstote
2018: 103 Verkehrstote
2017: 93 Verkehrstote (bisher bester Wert)
2016: 112 Verkehrstote
2015: 131 Verkehrstote
2014: 121 Verkehrstote
2013: 112 Verkehrstote
2012: 145 Verkehrstote
2011: 159 Verkehrstote
2010: 163 Verkehrstote
2009: 189 Verkehrstote
2008: 174 Verkehrstote

Quelle: BMI, VCÖ 2020

Für eine Halbierung der Verkehrstoten muss die Zahl in Niederösterreich bis zum Jahresende unter 89 bleiben – derzeit liegt sie bei 81. Den seit den Referenzjahren 2008 bis 2010 besten Wert erreichte Niederösterreich im Jahr 2017, als 93 Menschen im Straßenverkehr ums Leben kamen.

Coronavirus ist Haupttreiber des Rückgangs

Ein wesentlicher Grund für die sinkende Zahl der Verkehrstoten lässt sich mit dem generellen Verkehrsrückgang durch die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen erklären. „Man kann sicherlich sagen, dass ein wesentlicher Teil auf das Coronavirusjahr zurückzuführen ist“, sagt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer gegenüber noe.ORF.at.

Den Rückgang ausschließlich mit der Pandemie zu erklären, greife Gratzer zufolge dennoch zu kurz. Denn bereits in den vergangenen Jahren sei die Zahl der im Straßenverkehr ums Leben gekommenen Menschen in Niederösterreich rückläufig, sodass sich auch weitere Faktoren in der Statistik niederschlagen würden.

In Niederösterreich wurden laut VCÖ zuletzt auch einige Maßnahmen umgesetzt. „Das beginnt bei der Entschärfung von Gefahrenbereichen und geht über die Temporeduktion bzw. Verkehrsberuhigung in Städten oder Ortschaften bis zu bundesweiten Maßnahmen wie etwa der Einführung des Mehrphasenführerscheins, des Punkteführerscheins oder dem Einsatz von Alko-Vortestgeräten bei Kontrollen“, so Gratzer.

Schweiz als europäischer Musterschüler

Als Musterbeispiel für eine hohe Verkehrssicherheit nennt der VCÖ die Schweiz und weist darauf hin, dass österreichweit bereits jetzt um zwei Drittel mehr Menschen im Straßenverkehr tödlich verunglückten als im gesamten Vorjahr in der Schweiz. Dort kamen im Vorjahr 187 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, in Österreich waren es mit 416 mehr als doppelt so viele. Auch die Zahl der Schwerverletzten war in Österreich mit 7.384 etwa doppelt so hoch wie in der Schweiz mit 3.639, informiert der VCÖ. Der Schweiz ist es gelungen, die Zahl der Verkehrstoten seit dem Jahr 2010 um rund 43 Prozent zu reduzieren, in Österreich betrug der Rückgang lediglich 25 Prozent.

„Die Schweiz setzt vor allem beim Tempo an. Die Tempolimits sind niedriger, zusätzlich auch die Toleranzgrenzen, gleichzeitig sind die Strafen höher. In den Städten gibt es zahlreiche Begegnungszonen, allein in Bern sind es mehr als 100. In Begegnungszonen gilt maximal Tempo 20, Fußgängerinnen und Fußgänger haben Vorrang“, nennt VCÖ-Experte Schwendinger einige der wirksamen Maßnahmen. Auch in Österreich sei Schwendinger zufolge beim Tempo anzusetzen. Er empfiehlt die im Regierungsprogramm festgeschriebene Reduktion der Toleranzgrenzen ebenso rasch umzusetzen wie höhere Straßen für Raser. Und: „Handy am Steuer soll endlich ein Vormerkdelikt werden“, so Schwendinger.