ein Briefträger trägt Pakete
ORF/Thomas Koppensteiner
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Chronik

Briefträger werden zu Paketträgern

Zu keiner anderen Zeit im Jahr wird so viel gekauft, bestellt und verschickt wie in der Zeit vor Weihnachten. Der Online-Handel boomt, gerade im Lockdown. Bei der Post herrscht daher Hochbetrieb. Die Briefträger müssen immer mehr Pakete zustellen.

Karl Weninger ist Briefträger in kleinen Gemeinden im Umkreis von St. Pölten wie Prinzersdorf, Hafnerbach und Gerersdorf (alle Bezirk St. Pölten). Normalerweise stellt er während des Jahres täglich 60 Pakete zu, derzeit sind es doppelt so viele, manchmal sogar mehr. Sein Postauto ist bis zur Decke vollgefüllt. „Teilweise sind die Pakete schon so groß, weil alles von A bis Z geschickt wird, sogar Einrichtung“, sagte Weninger.

Dass die Pakete mehr werden, merken die Briefträger schon seit Wochen. Die „Hochsaison“, wie die Zeit vor Weihnachten seitens der Post bezeichnet wird, beginnt im Oktober, steigert sich mit dem Black Friday im November und erreicht kurz vor Weihnachten ihren Höhepunkt. Ohne Überstunden und ohne Arbeit am Samstag geht mittlerweile nichts mehr. „Mit acht Stunden haben wir momentan keine Chance, dass wir fertig sind“, sagte Weninger, „man muss in Zeiten wie diesen mit zehn Arbeitsstunden rechnen“.

Kontaktlose Zustellung wird forciert

Wegen der Coronavirus-Pandemie sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Post in St. Pölten derzeit in zwei Schichten aufgeteilt. Die erste startet um 5.30 Uhr mit dem Sortieren der Briefe und der Werbung, die zweite um 9.00 Uhr. Auch die Zustellung hat sich aufgrund der Pandemie verändert. „Man bekommt weniger Kunden zu Gesicht, der Kontakt ist weniger geworden. Wir probieren, soweit es durch die Abstellgenehmigungen möglich ist, dass wir kontaktlos zustellen“, so Weninger.

ein Briefträger sucht Pakete in seinem Postauto
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Das Postauto ist bis zur Decke voll mit Paketen – und das derzeit jeden Tag

Hochbetrieb herrscht derzeit auch im Post-Logistikzentrum für Niederösterreich in Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg), nördlich von Wien. Jedes Paket wird händisch auf das Förderband gelegt, dann beginnt die große Reise. Die Pakete werden elektronisch erfasst und über ein 1,1 Kilometer langes Förderband quer durch die Halle ihrem Endziel ein Stück näher gebracht. Über eine Rutsche landen sie in den Händen eines Mitarbeiters, der das Paket für die Zustellung vorbereitet.

Post-Logistikzentrum: „Irgendwann sind wir voll“

Täglich werden um die 200.000 Pakete bearbeitet, das sind 30 Prozent mehr als während des Jahres. Der Standort wurde erst im September 2019 eröffnet, um das Logistikzentrum in Wien zu entlasten, hat aber auch selbst Grenzen. Mittlerweile seien fast 90 Prozent der Kapazitätsgrenze erreicht, sagte Produktionsleiter Reinhard Machowetz im Gespräch mit noe.ORF.at. „Irgendwann sind wir auch voll, dann nutzen die vielen Leute und die Ausweitung der Produktionszeiten auch nichts. Wir sind noch nicht an der Kapazitätsgrenze, aber die Herausforderungen steigen wöchentlich.“

Personell wurde zuletzt im Hinblick auf die Hochsaison vor Weihnachten auf 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt, die auf drei statt bisher zwei Schichten aufgeteilt sind. Das Werk läuft fast rund um die Uhr, konkret von 8.00 Uhr bis 6.00 Uhr. In den zwei Stunden dazwischen finden die technischen Überprüfungen und Arbeiten statt.

Auf einem Bildschirm wird die Zahl der bearbeiteten Pakete live mitgezählt. Beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at waren es in der vergangenen Viertelstunde mehr als 2.000 Pakete, in der vergangenen Stunde mehr als 8.000 und in der aktuellen Schicht mehr als 57.000 Pakete.

Post-Logistikzentrum für Niederösterreich in Hagenbrunn innen
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Im Logistikzentrum der Post in Hagenbrunn werden täglich 200.000 Pakete bearbeitet

Cluster im Mai: „Schlimmste Zeit hinter uns“

Das Logistikzentrum der Post in Hagenbrunn war erst im Mai in den Schlagzeilen, weil sich zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert hatten. Das Bundesheer rückte zur Unterstützung an, um die Verteilung der Pakete sicherzustellen – mehr dazu in Heer „übernimmt“ Post-Verteilzentrum (noe.ORF.at; 15.5.2020) und Logistikzentrum: Soldaten verteilen Pakete (noe.ORF.at; 16.5.2020).

„Wir haben die schlimmste Zeit hinter uns gebracht“, sagte Machowetz, „wir sind jetzt sehr stabil“. Das Bundesheer habe den Standort bei der Erstellung eines Hygienekonzeptes unterstützt, zusätzlich habe es Auflagen von der Behörde gegeben, die umgesetzt wurden. Alle Mitarbeiter tragen Masken und würden regelmäßig getestet, so Machowetz. „Wir leben es strikt, die Mitarbeiter sind sehr diszipliniert.“