Plakat mit Hinweis zu Massentest
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Coronavirus

Wr. Neustadt: Nur 15 Prozent gingen testen

In Wiener Neustadt, der zweitgrößten Stadt in Niederösterreich, herrscht nach dem Massentest-Wochenende Ernüchterung. Die Beteiligung war äußerst gering. Nur rund 15 Prozent der Bevölkerung ließen sich auf das Virus testen.

Für die Tests am Samstag und Sonntag standen in Wiener Neustadt acht Standorte zur Verfügung, u.a. die Kasematten oder der City Campus. Neben Soldaten, Feuerwehrleuten und Sanitätern waren auch Studierende und Mitarbeiterinnen der Fachhochschule im Einsatz.

„Wir durften teilweise auch schon im Krankenhaus testen. So haben wir die Theorie jetzt in der Praxis umsetzen können und dürfen eigenständig mithelfen“, sagte Clara-Sophie Luger, Studentin an der FH Wiener Neustadt im Interview mit noe.ORF.at. „Man fühlt sich einfach gut, wenn man einen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann.“

Tests als „dritte Mission“ für Fachhochschule

Die Studierenden und Mitarbeiter der Fachhochschule sind seit mehr als einem Monat auch als mobile Teams unterwegs. „Wir haben in den Kindergärten, in den Magistratsabteilungen, speziell die Mitarbeiter, die im Contact Tracing tätig sind, regelmäßig gescreent, um hier auch eine Sicherheit zu geben“, sagte Bettina Koller-Resetarics, Leiterin der Gesundheitsfakultät an der FH Wiener Neustadt.

Geschäftsführer Armin Mahr ergänzte: „Wir helfen mit, weil wir es auch können. Eine Hochschule ist nicht nur in Forschung und Lehre unterwegs. Eine Hochschule hat auch eine dritte Mission, das ist das Engagement. Wir sehen uns als Teil der Stadt.“

Massentest in Wiener Neustadt
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Der Andrang in Wiener Neustadt war überschaubar, am Sonntag gingen nicht mehr alle Teststationen in Betrieb

Wiener Neustadt testet noch bis Dienstag

In Wiener Neustadt laufen die kostenlosen Massentests noch bis Dienstag. An der geringen Beteiligung dürfte aber auch das nichts mehr ändern, befürchtet Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP). Die Stadt hatte am Samstag mit 27 Teststraßen begonnen, am Sonntag waren es nur noch 18. Am Montag und Dienstag werden es überhaupt nur noch zehn sein.

„Das ist nicht gut so, aber ich führe das auf die Zusammensetzung in der Stadt zurück“, sagte Schneeberger am Sonntag. „Wir haben einen riesengroßen Migrationsanteil und leider sind die Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund spärlich da, sich entsprechend testen zu lassen.“

Weniger Teilnehmer bei Massentests in Wr. Neustadt

In der zweitgrößten Stadt des Landes, Wiener Neustadt, herrscht Ernüchterung. Nicht einmal 20 Prozent der Bevölkerung haben an den Tests teilgenommen.

In der zweitgrößten Stadt Niederösterreichs wurden nach Angaben des Rathauses von Sonntagnachmittag acht positive Schnelltests gezählt. 5.111 Abstriche wurden durchgeführt. Die Positivrate lag mit 0,16 Prozent hauchdünn über dem Landestrend – mehr dazu in Massentest: Mehr als 800 Teilnehmer positiv (noe.ORF.at; 13.12.2020). Für die beiden kommenden Testtage in Wiener Neustadt sei eine Online-Vormerkung nicht mehr nötig, wurde in der Aussendung betont.

Kritik an Schneeberger-Aussage

Kritik an der Aussage Schneebergers, wonach die geringe Beteiligung an den Massentests in Wiener Neustadt auf den Migrationsanteil in der Stadt zurückzuführen ist, kam am Montag unter anderem von SPÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar. „Eine letztklassige und peinliche Aussage des ÖVP-Bürgermeisters, welche lediglich darauf abzielt, die Gesellschaft zu spalten, um von den eigenen Versäumnissen von Bundeskanzler Kurz und seiner Chaos-Truppe in der Regierung abzulenken“, so Kocevar in einer Aussendung.

Wr. Neustadts SPÖ-Vizebürgermeister Rainer Spenger führte die geringe Beteiligung unter anderem auf das geringe Vertrauen der Bevölkerung in die Antigen-Schnelltests sowie auf die Angst vor einer Quarantäne vor Weihnachten zurück, sowie „die Tatsache, dass immer weniger Menschen die Maßnahmen der Bundesregierung mittragen wollen“, so Spenger.

Scharfe Kritik an der Aussage übte auch von SOS-Mitmensch. „Schneeberger tritt nicht als Bürgermeister, sondern als Bürgerspalter auf. Statt einer sachlichen Analyse präsentiert er Sündenböcke. Doch wer seine Stadt liebt, spaltet sie nicht“, zeigte sich Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch empört.