ZirkusAros
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Chronik

Bittere Weihnachten für Zirkusse

Keine Auftritte, keine Einnahmen, keine Perspektive: Etwa zehn Zirkusfamilien sind in Niederösterreich nach einer verlorenen Saison jetzt im Winterquartier. Bei vielen ist die Situation so dramatisch, dass sie um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen.

Der Zirkus lebt nur, wenn er spielt. Seit sechs Monaten geht das praktisch nicht mehr, jetzt ist man im Winterquartier, so auch der Zirkus Frankello in Wiener Neustadt. Dort weiß man nicht, wie es weitergehen soll, denn mittlerweile seien alle Reserven aufgebraucht. Der letzte Auftritt fand in Wien Oberlaa statt, 30.000 Euro waren in die Vorbereitungen investiert worden. „Dann mussten wir das Gastspiel absagen. Da haben wir unser gesamtes Erspartes, unsere Reserven hineingesteckt, in die Zeitungen, in das Platzgeld. Nach vier Tagen mussten wir plötzlich abbrechen“, schildert Zirkusdirektor Georg Frank die schwierige Situation.

Zirkus Frankello
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Auch das Futter für die Tiere wird knapp

Keine Reserven und seit Monaten keine Einnahmen

Einnahmen gibt es für den Zirkus schon seit Monaten nicht mehr. Unterstützung kommt von Freiwilligen. Bauern bringen etwa Stroh und Einstreu vorbei, einige Menschen organisieren Futter für die Tiere – dafür ist man sehr dankbar. 35 Tiere sind zu versorgen, etwa Kamele, Lamas, Hunde, Enten und Pferde. „Wir können uns nicht selbst ernähren, wir sind angewiesen auf freiwillige Spenden. Es haben auch schon viele Leute Essen für die Menschen gebracht und auch Futter für die Tiere, aber der Winter ist hart und lang“, so Georg Frank.

Die Familie, 12 Erwachsene und sieben Kinder, ist darauf angewiesen, dass sie Hilfe bekommt, um wenigstens täglich ein warmes Essen zu haben. Ans Aufgeben denkt man aber nicht. „Ich möchte nicht aufhören. Wir sind die zehnte Generation. Ich kann nicht einfach Schluss machen, das geht nicht. Zirkus ist unser Leben, wir versuchen immer weiterzumachen. Die Großeltern haben den Krieg überstanden, dann schaffen wir auch Corona“, ist Tochter Sandra überzeugt.

Zirkus Frankello, Wiener Neustadt
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Seit Monaten darf das Zirkuszelt des Zirkus Frankello, das derzeit in Wiener Neustadt im Winterquartier ist, nicht aufgestellt werden

Schlaflose Nächte und viele Sorgen

In Gänserndorf bezog der Zirkus Aros das Winterquartier. Auch hier herrscht die gleiche Situation: Es gibt keine Reserven, Rechnungen sind zu begleichen. „Es wird schwierig. Die Versicherungen sind zu zahlen, die Kosten für Lkw, die Betriebskosten, alles läuft ja trotzdem weiter. Das muss alles irgendwie geregelt werden und das macht uns Kopfzerbrechen und auch schlaflose Nächte. Manchmal gehe ich ins Bett, stehe um 2.00 Uhr wieder auf und wälze die Gedanken, wie es weitergehen könnte“, schildert Zirkusdirektor Mike Reinhard.

Zirkus Aros, Gänserndorf
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Pro Tag braucht ein Kamel rund 15 Kilogramm Futter, im Zirkus Aros in Gänserndorf sind zwei Kamele zu versorgen sowie 18 weitere Tiere

Sein Sohn Leon lenkt sich mit dem ab, das ihm wichtig ist: Er jongliert täglich. „Ich muss und will jeden Tag trainieren, dass ich es nicht verlerne, dass ich besser werde und nicht einroste. Ich trainiere zwei Stunden jeden Tag, das ist ganz wichtig und es muss ja irgendwie weitergehen.“ Mut macht der Familie auch, dass sie nicht alleine gelassen wird.

„Die Leute kommen oft her und fragen uns wie es uns geht. Das macht einem so viel Mut und gibt mir so viel Hoffnung. Deswegen glaube ich schon, dass wir das überstehen werden“, hofft Mike Reinhard. Und auch Zirkusdirektor Frank, weiß genau was getan wird, sobald es wieder „Manege frei“ heißen darf. „Wenn wir im Februar wieder auf Tournee fahren dürfen, dann fahren wir auch wieder so rasch es geht, auch im Schnee, Hauptsache wir können uns selbst ernähren.“