Holzumschlagplatz in Amstetten
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Wirtschaft

Größtes Holzlager Mitteleuropas in Amstetten

Wegen der lang anhaltenden Trockenheit hat der Borkenkäfer ganze Wälder zerstört. Holz musste deshalb möglichst rasch geschlägert und abtransportiert werden. So entstand ein einzigartiges Projekt: der größte Holzumschlagplatz Mitteleuropas in Amstetten.

So klein der Borkenkäfer ist, so groß sind die Schäden, die er anrichtet. Zigtausende Festmeter Holz mussten bereits aus dem Wald geholt und zwischengelagert werden. Für letztere Aufgabe nutzen die Bundesforste das zehn Hektar große Gelände eines ehemaligen Sägewerkes.

Auf dem adaptierten Areal wird das Schadholz gesammelt, um später weitertransportiert zu werden. Der Großteil wird an die Papierindustrie geliefert, berichtet Wolfgang Holzer, der Leiter des Holzeinkaufs und der Logistik der Österreichischen Bundesforste: „Im Moment liegen in Amstetten 150.000 Festmeter Rundholz. Außer direkt bei der Papierindustrie kenne ich keinen größeren Platz in Europa, der diese Mengen lagern kann.“

Der Platz sei eine Art Pufferspeicher für Holz. Der Anfall schwanke sehr stark. Im Winter sei zu wenig Holz da, im Sommer viel zu viel. Mit diesem Zwischenlagerplatz würden die Mengen für die Industrie ausgeglichen, denn diese produziere ja gleichmäßig, sagt Holzer.

Abwicklung elektronisch und kontaktlos

Um die Mengen auch bewältigen zu können, wurde ein System entwickelt, das es den Lkw-Lenkern ermöglicht, kontaktlos bis zum Abladeplatz durchzufahren. Kennzeichen werden gescannt, der Schranken öffnet sich danach automatisch. Das Fahrzeug wird gewogen und fährt zum Abladen. Erst dann muss der Lenker seine Kabine zum ersten Mal verlassen. Fünfzig bis hundert Lkws täglich können so abgefertigt werden.

Holzumschlagplatz in Amstetten
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Mehrere Kameras und Sensoren sorgen für eine kontaktlose Abwicklung

Im Juli sei das System installiert worden, erzählt Fritz Oedl, der Projektverantwortliche der Bundesforste. Damals wurde damit begonnen, den Platz zu befüllen. Nach einer mehrmonatigen Testphase startet am 1. Jänner der Echtbetrieb. Dann beginnt auch der Umschlag, denn jetzt muss das Holz auch wieder abtransportiert werden. So soll ein Kreislauf entstehen, bei dem kein Stamm länger als zwei Jahre hier liegt. Bei einer längeren Lagerung könne man die Holzqualität nicht mehr garantieren, sagt Oedl.

Alles funktioniert vollelektronisch und ist daher stromabhängig. Ohne Strom kein Betrieb, bestätigt Raimund Ziegler, Geschäftsführer von Felix Tools, der das System entwickelt hat: „Theoretisch kann man Schranken händisch öffnen und das Gewicht auf Zettel schreiben, aber es wird gar kein Gewicht angezeigt, weil auch die Waage Strom braucht. Es gibt nur noch elektronische Waagen auf dem Markt.“

Holzumschlagplatz in Amstetten
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Der Großteil des Holzes wird mit der Bahn abtransportiert

Neuartige Gigawaggons der ÖBB im Einsatz

Personaleinsparungen seien nicht der Grund für die vollelektronische Einrichtung, betont Holzer, sondern die Nachvollziehbarkeit. Mit diesem System sei es möglich, bis zum Brett genau nachzuverfolgen, woher der Baum dafür stammte.

Drei Viertel des Holzes werden mit der Bahn abtransportiert. Dafür wurde ein stillgelegtes Gleis reaktiviert. Die ÖBB setzen neuartige „Gigawaggons“ ein, die im Vergleich zu normalen Waggons die doppelte Holzmenge aufnehmen können. Hunderttausende Festmeter Rundholz werden hier ab Jänner umgeschlagen – eine Innovation, die der winzige Borkenkäfer erzwungen hat.