Windkraft wird Erdgas
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Wissenschaft

Der Zukunft der Energie auf der Spur

Wind- und Solarenergie sollen ausgebaut werden, doch deren größtes Problem: Wind weht nicht immer, und wenn, dann oft stark. Die Strom-Mengen schwanken extrem. Ein weltweit einzigartiges Forschungsprojekt der RAG soll Windstrom speichern – als Erdgas.

Im Sommer zu viel, im Winter zu wenig. Die erneuerbare Energie ist eine Diva, die sich nicht steuern lässt. Also muss eine Möglichkeit gefunden werden, das Zuviel an Energie im Sommer zu speichern und dann in den Winter zu verschieben. Batterien sind keine Option, da geht es um den Bedarf eines Landes. Deshalb startete die RAG, ein Unternehmen, an dem mehrheitlich die EVN beteiligt ist, einen Feldversuch im oberösterreichischen Pilsbach mit dem Titel „Underground Sun Conversion“.

Aus Strom wird dabei Wasserstoff erzeugt und in die dortige Erdgas-Lagerstätte hineingepumpt – mit Folgen, erklärt Projektleiter Stephan Bauer: „Wenn man diesen Wasserstoff gemeinsam mit Kohlendioxid in die Lagerstätte einbringt, wird ein mikrobiologischer Prozess angeregt, durch den Methan entsteht. Es wird also die ursprüngliche Bildung von Erdgas simuliert. Dieses erneuerbare Erdgas können wir dann auch wieder energetisch nutzen.“

Enormes Potenzial

In tausend Metern Tiefe liegt dieses ehemalige Erdgasfeld, das jetzt als Lagerstätte genützt wird und in dem die Umwandlung vor sich geht. In den Lagerstätten der RAG, die aus porösem Gestein bestehen, wird derzeit fast ein Jahresbedarf Österreichs an Erdgas gelagert.

Versuchsanlage Pilsbach
Karin Lohberger
In der Versuchsanlage in Pilsbach soll Windstrom zu Erdgas werden

„Alle Gasspeicher der RAG zusammen haben ein Speichervolumen von 70 Terawattstunden. Alle Pumpspeicherkraftwerke Österreichs zusammen haben 0,14 Terawattstunden“, zieht Bauer einen Vergleich. Das Potenzial sei also enorm, auch weil Gas noch immer eine dominante Rolle in der Energieversorgung Österreichs einnimmt und im Gegenzug auch wieder verstromt werden könnte.

CO² aus der Luft gewinnen

Noch aber befindet sich alles im Versuchsstadium. Eine wichtige Rolle spielt dabei das kleine, international erfolgreiche Unternehmen Axiom aus Ebreichsdorf (Bezirk Baden). Mit den hier entwickelten Membranen wird das Gas nach der Speicherung so eingestellt, dass es wiederverwendet werden kann. Und der nächste Schritt soll ein revolutionärer sein, denn für die Umwandlung von Wasserstoff in Erdgas wird auch Kohlendioxid benötigt.

Windkraft wird Erdgas
ORF

Dafür wurde in Ebreichsdorf eine Versuchsanlage gebaut, die CO2 aus der Luft gewinnen soll, sagt Geschäftsführer Johannes Szivacz: „Das größte Ziel ist, das CO² aus der Atmosphäre zurückzugewinnen. Damit könnten wir den Kreislauf schließen und gleichzeitig das Klimaproblem CO² etwas besser in den Griff bekommen. Diese Versuchsanlage hat schon erste gute Ergebnisse geliefert.“

Zukunft „grünes“ Gas

Die Energieversorgung der Zukunft könnte durch dieses weltweit einzigartige Forschungsprojekt entscheidende Impulse erhalten, glaubt auch Stephan Bauer von der RAG, denn mit dem gewonnenen „grünen“ Gas könnte man die Infrastruktur der derzeitigen Erdgasversorgung bis hin in jede Wohnung nützen. Gas, erzeugt aus überschüssiger Elektrizität und dazu CO2, das aus der Luft geholt wird: Was sich wie Science-Fiction anhört, scheint von der Realität gar nicht mehr so weit entfernt.