Blick auf den Verkehr auf der Südosttangente, A23, in Wien
APA/GEORG HOCHMUTH
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Verkehr

Waldviertelautobahn ist vom Tisch

Das Aus für die Waldviertelautobahn haben am Dienstag Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bekanntgegeben. Stattdessen werden 1,8 Milliarden Euro in andere Infrastrukturprojekte investiert.

Eine strategische Prüfung, die vor knapp zwei Jahren eingeleitet worden war, kam zu dem Ergebnis, dass weder eine Autobahn noch eine Anbindung an die Europaspange den gewünschten Effekt erzielen würde, nämlich die weitere Absiedelung aus dem Waldviertel zu verhindern. „Eine Prüfung, die bewusst ergebnisoffen gestaltet war. Das oberste Prinzip war die beste und schnellste Lösung“, sagte Mikl-Leitner.

Konkret bekomme „ein breites und flächendeckendes Fundament statt einer Autobahn“ den Vorzug. Um entsprechende Straßenbauprojekte und Bahnprojekte umzusetzen, „werden das Land Niederösterreich und die Bundesregierung bis 2035 knapp 1,8 Milliarden Euro in die Hand nehmen, 1,8 Milliarden für das Mobilitätspaket nördliches Niederösterreich“, so Mikl-Leitner.

Aus für Waldviertelautobahn Mikl-Leitner und Gewessler
NLK Pfeiffer
Verkehrsministerin Gewessler und Landeshauptfrau Mikl-Leitner (v. l.) gaben am Dienstag das Aus für die Waldviertelautobahn bekannt

Projekte „um viele Jahre schneller umsetzbar“

Erste große Straßenbauprojekte sowie neue Bahnprojekte sollen ab dem Jahr 2026 umgesetzt werden. „Denn das ist um viele Jahre schneller umsetzbar und bietet noch bessere Anbindungen für die Menschen in der Region“, so Mikl-Leitner.

Von den knapp 1,8 Milliarden Euro sind 850 Millionen für neue Bahnprojekte vorgesehen, 500 Millionen Euro für die Ertüchtigung bzw. den rascheren Ausbau bestehender Bahnstrecken, die restlichen 440 Millionen Euro für Bauprojekte im Landesstraßennetz, „zum Beispiel für neue Umfahrungen oder Überholspuren“, hieß es bei der Pressekonferenz.

Infrastruktur Projekte statt Waldviertelautobahn
Land NÖ
Infrastrukturprojekte im Norden Niederösterreichs

Franz-Josefs-Bahn: Anbindung an Westbahn

Als „absolut neu“ bezeichnete die Landeshauptfrau ein Projekt, das die Verbindung der Franz-Josefs-Bahn und der Westbahnstrecke nach Wien vorsieht. „Erstmals kommen Waldviertler Pendlerinnen und Pendler damit direkt in den Westen Wiens bzw. erhalten sie einen Anschluss Richtung St. Pölten, Linz und Salzburg.“

Im Straßennetz soll es unter anderem auf diesen Landesstraßen zu Verbesserungen kommen:

  • B2 zwischen Guntersdorf, Horn, Schrems und der Staatsgrenze
  • B4 zwischen Stockerau und Horn
  • B36 zwischen Zwettl und Waidhofen a. d. Thaya bzw. in den Süden des Waldviertels
  • B37 zwischen Zwettl und Krems
  • B38 zwischen Zwettl und der Landesgrenze zu Oberösterreich
  • B41 zwischen Schrems und Karlstift

„Schützen damit unsere Umwelt“

Mikl-Leitner zeigte sich überzeugt, „dass wir mit all diesen Maßnahmen neuen Schwung in den Regionen erzeugen können und unser Ziel – das Halten und den Zuzug der Bevölkerung in diesem Raum – auch erreichen werden“. Von einem „guten Ergebnis“ sprach auch Verkehrsministerin Gewessler: „Wir wollen und müssen alle mobil sein. Unsere Aufgabe als Politikerinnen und Politiker ist es, dass diese Mobilität bequem, effizient und klimafreundlich ist.“

Ziel sei es, den öffentlichen Verkehr zum bequemsten Verkehrsmittel zu machen, so die Ministerin: „Wir stärken mit diesem Paket nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung und den Standort, sondern schützen damit auch unsere Umwelt. Dafür verzichten wir auf die Autobahn.“

Entscheidung sorgt für Aufsehen

Dass die seit mehreren Jahren geplante Waldviertelautobahn am Ende nicht umgesetzt wird, sorgte am Dienstag für großes Aufsehen. Während die Grünen, NEOS und einige Umweltorganisationen die Entscheidung begrüßten und unter anderem von „einem guten Tag für den Klimaschutz“ sprachen, gab es auch Kritik daran. FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl etwa zeigte sich laut Aussendung „erschüttert“ über diesen Schritt.