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Coronavirus

975 Impfdosen für Start in Niederösterreich

9.750 Impfdosen sind am Samstag in Wien eingetroffen, ein Zehntel davon ist für den Impfstart in Niederösterreich reserviert. Am Sonntag werden die ersten Menschen in St. Pölten geimpft.

Die ersten Impfungen in Niederösterreich werden am Sonntag in St. Pölten verabreicht. Die Premiere erfolgt zu Mittag im Landespflegeheim an der Traisen bei einem Medientermin. Etwas später findet dann die erste größere Impfaktion in einem Pflegeheim der Caritas statt. Dort stehen 150 Impfdosen zur Verfügung.

Erste Impfung in Wien verabreicht

Begleitet von Politik und Kameras sind Sonntagfrüh die ersten Personen in Wien gegen das Coronavirus geimpft worden. Die Geimpften sind über 80 Jahre und haben Vorerkrankungen. Die erste geimpfte Person in Österreich war eine 84-jährige Pensionistin. Sie wolle „ohne Bedenken ihre Kinder, Enkel und Urenkel wieder sehen“.

Die Seniorinnen und Senioren hatten sich in der Spezialambulanz für Risikopatienten der MedUni freiwillig für die Teilnahme an der Impfung gemeldet. Unter den ersten fünf war auch ein Mitglied des Gesundheitspersonals. Geimpft wurde auch der Leiter einer Covid-Station.

Lagerung bei extrem tiefen Temperaturen

Im Zentrallager eines Pharmagroßhändlers in Wien Simmering waren die Impfstoffe zuvor eingekühlt. Dort lagerten sie in Spezialkühlschränken bei Temperaturen von weniger als minus 70 Grad. Bevor sie in die Bundesländern ausgeliefert wurden, mussten sie in einem dafür reservierten Kühlraum bei zwei bis acht Grad aufgetaut werden, erklärt Andreas Windischbauer, Präsident des österreichischen Arzneimittelgroßhandels PHAGO, gegenüber noe.ORF.at. „Der Coronavirus-Impfstoff ist wegen der nötigen Kühlung zwischen minus 70 und minus 80 Grad sehr speziell. Ab dem Moment, ab dem man ihn aus dem Lager holt, bleiben 120 Stunden Zeit bis zur Impfung.“

Spezialkühlschränke
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Die erste Tranche an Impfstoffen umfasst die Größe von ca. zehn Pizzakartons. Die Impfungen müssen in speziellen Kühlschränken gelagert werden

Bis Sonntag werden die ersten Impfstationen beliefert

Beim Pharmagroßhändler werden die seit Samstagfrüh eingelangten Impfstoffe nicht nur aufgetaut, sondern auch mit sämtlichem Zubehör versehen, das für eine Impfung erforderlich ist – von den Nadeln bis zur Kochsalzlösung, mit der der Impfstoff verabreicht wird.

Bis Sonntag soll die erste Tranche an Impfstoffen in allen Bundesländern ankommen. Bei der ersten Verteilung wird das Bundesheer unterstützen, so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) am Samstag, die gemeinsam mit Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die ersten 9.750 Dosen in Empfang nahm: „Das Österreichische Bundesheer wird mit seinen Expertinnen und Experten in der Nacht auf Sonntag auf Anforderung der Länder die ersten Impfdosen an Pflegeheime bringen. Das betrifft die westlichen Bundesländer Vorarlberg, Steiermark, Salzburg und Tirol.“

Die restlichen Bundesländer werden direkt vom Pharmagroßhandel versorgt. Dieser werde auch in Zukunft ganz Österreich beliefern, so Windischbauer: „Wir haben für die Verteilung insgesamt 23 Standorte in ganz Österreich, von denen aus jeder Ort im Land binnen zwei Stunden erreichbar ist, um möglichst wenige der nur 120 Stunden anhaltenden Lebensstunden einer Impfung zu verschwenden.“

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LH NÖ Johanna Mikl-Leiner, Vertreter der Firma, BM von Wien Michael Ludwig, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Vertreter der Firma
Bundesheer/Gunter Pusch
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (l.), Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (Mitte) nahmen den Impfstoff am Samstag in Empfang
Empfang des Impfstoffes in Wien
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Das Medieninteresse am Samstag war groß
Empfang des Impfstoffes in Wien
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Die Impfdosen wurden zu einem Pharmagroßhändler in Wien geliefert
Empfang des Impfstoffes in Wien
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Bei extrem tiefen Temperaturen wird der Impfstoff gelagert
Empfang des Impfstoffes in Wien
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Nun werden die Impfdosen an die Bundesländer ausgeliefert
Empfang des Impfstoffes in Wien
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Schon am Sonntag werden die ersten Impfungen in Niederösterreich verabreicht

Landeshauptfrau Mikl-Leitner rief erneut zur Impfung auf, sobald genügend Dosen zur Verfügung stehen: „Je mehr sich impfen lassen, umso besser werden wir das Virus in den Griff bekommen.“ Man könne sich so selbst schützen und dabei helfen, das Gesundheitssystem vor einer Überlastung zu bewahren. „Je schneller außerdem die Menschen geimpft werden, umso schneller können wir die Maßnahmen zurücknehmen“, sagte Mikl-Leitner gegenüber noe.ORF.at.

Wann sie selbst geimpft werde, könne sie momentan noch nicht sagen. Das hänge davon ab, wann der niederösterreichische Impfplan das für sie vorsehe. „Sobald ich dran bin, werde ich mich impfen lassen. Ich werde mit gutem Vorbild vorausgehen, weil ich es für wichtig halte.“ Die erste Lieferung war für die Landeshauptfrau „geschichtsträchtig“. Mikl-Leitner sprach gegenüber noe.ORF.at vom „schönsten Weihnachtsgeschenk für uns alle“: Monatelang habe man sich den Impfstoff erhofft – „Gott sei Dank ist er jetzt da“.

Erster zugelassener Impfstoff reicht für 1,7 Mio. Menschen

Die nun angelieferten knapp 10.000 Impfstoffe sind lediglich der Anfang. Für die kommenden Wochen und Monate sind beim Impfstoffhersteller Pfizer weitere und deutlich umfangreichere Lieferungen bestellt.

Noch in diesem Jahr wird die zweite Tranche erwartet, binnen des ersten Quartals 2021 sollen mehrere Millionen Impfstoffdosen folgen, so Robin Rumler, Geschäftsführer von Pfizer Österreich. „Österreich bekommt so wie alle anderen Länder eine Pro-Kopf-Ration. Das sind für Österreich in einem ersten Schritt dreieinhalb Millionen Impfstoffe, die auch so abgeholt wurden. Weil jede Person für eine Immunisierung zwei Impfungen benötigt, reichen diese also für 1,7 Millionen Österreicherinnen und Österreicher.“

Der erste Impfstoff wird daher nicht für die flächendeckenden Impfungen reichen. Zwar hat die Europäische Union bei Pfizer eine Option auf eine weitere Lieferung, doch andere Impfstoffe befinden sich bereits im Zulassungsverfahren. Sie sollen neben dem nun verfügbaren ersten Impfstoff im kommenden Jahr dafür sorgen, dass die Impfung rasch auf möglichst weite Teile der Bevölkerung ausgedehnt werden kann, hieß es bei dem Medientermin am Samstag.