von Arnulf Rainer übermalte Rietmeyer-Arbeit
Courtesy GAA-Foundation
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Kultur

Aufregung um erotische Arnulf-Rainer-Bilder

In der Kunstszene sorgt ein Rechtsstreit um die Echtheit erotischer Bilder, die Arnulf Rainer geschaffen haben soll, für Aufregung. Eine Sammlerin, die hunderte Blätter erworben hatte, klagte den Künstler und seine Lebensgefährtin, weil von Fälschungen die Rede sei.

Seiner Mandantin gehe es vorwiegend um die unabhängige Klärung eines nüchternen Sachverhalts durch das Gericht, nämlich, ob die von ihr erworbenen Blätter echt sind oder nicht, erklärte der Anwalt der Wiener Sammlerin, Alfred Noll, gegenüber noe.ORF.at. Es könne nicht sein, dass seine Mandantin in Verruf käme, an Kunstfälschung teilzuhaben oder Kunstwerke aus unsauberer Quelle bezogen zu haben. Es sei auch ein schlicht monetärer Ansatz unabhängig vom Inhalt der Bilder. Noll ergänzte zudem, dass es seiner Mandantin schwer gefallen sei, einen solch renommierten Künstler wie Arnulf Rainer und dessen Lebensgefährtin zu klagen, aber eine Einigung sei nicht möglich gewesen.

Eine Stellungnahme der Familie Rainer zu erwirken, ist noe.ORF.at noch nicht möglich gewesen. Die Tageszeitung „Der Standard“, die diese Causa öffentlich gemacht hat, berichtete, dass sich Rainer als auch seine Lebensgefährtin nicht öffentlich dazu äußern wollten, da es sich um ein nun laufendes Verfahren handle.

Eine weit zurückliegende Schaffensphase erotischer Kunst

Die mehreren hundert Blätter, um die es in der gerichtlichen Auseinandersetzung geht, entstammen mutmaßlich einer Kreativphase des in Baden geborenen Arnulf Rainer, die er in den Jahren zwischen 2010 und 2014 auf Teneriffa in Spanien geschaffen hat. Dorthin zieht sich Rainer seit Jahrzehnten in den Wintermonaten zurück, um ungestört und in einem angenehmeren Klima weiter an seinen Werken zu arbeiten.

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Arnulf Rainer mit noch unsignierten Klimt-Schiele-Werken
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Der Rechtsstreit dreht sich um Arbeiten, die Arnulf Rainer zwischen 2010 und 2014 in Teneriffa (Spanien) geschaffen haben soll
Werke von Klimt und Schiele
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Die erotischen Werke wurden teilweise als Fälschungen deklariert
von Arnulf Rainer übermalte Rietmeyer-Arbeit
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Der Maler soll Fotos des holländischen Künstlers Rene Rietmeyer übermalt haben
Sarah Pueschel mit Rainer-Werken
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Die Frage, ob mehrere hundert Blätter tatsächlich von Rainer stammen oder nicht, soll nun das Gericht klären

Laut dem Anwalt der Klägerin habe sich die Entstehung der Werke so zugetragen, dass Rainer den holländischen Künstler und Kunsthändler Rene Rietmeyer gebeten habe, mit weiblichen Modellen erotische Szenen zu kreieren, vermutlich zum Teil unter Regie Rainers. Die Fotos, die dabei entstanden sind, habe dann Rainer in seiner für ihn typischen Art übermalt und mit zeichnerischen Kommentaren versehen.

Laut der Tageszeitung „Der Standard“ sind rund 2.500 Blätter in dieser Zeit entstanden. Die Lebensgefährtin Rainers habe von diesen Bildern keine Kenntnis gehabt und bezeichnete sie nun gegenüber der Wiener Sammlerin als Fälschung, so Noll.

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Arnulf Rainer mit zwei Modellen für die Serie „Frauen raufen“
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Arnulf Rainer mit zwei Modellen für die Serie „Frauen raufen“
Arnulf Rainer Klimt A4
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Rainer soll Rietmeyer für seine Mitarbeit an der Serie erotischer Kunst mit rund einem Viertel der Blätter bezahlt haben
Arnulf Rainer
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Arnulf Rainer bei der Arbeit

Erotische Bilder machen die Runde

Auf der Biennale in Venedig 2013 seien Werke aus dieser Serie gezeigt worden. Schon damals habe die Lebensgefährtin Rainers versucht, eine Veröffentlichung von Bildern dieser Art zu verhindern, berichtet „Der Standard“. Für seine Mitarbeit an dieser Serie erotischer Kunst sei der holländische Künstler Rietmeyer mit rund einem Viertel der Blätter bezahlt worden. Er habe dann etliche Werke an Galeristen und Kunstliebhaber weiterverkauft. Von ihm habe die klagende Sammlerin die Werke mit Zertifikaten über deren Echtheit bezogen.

Die Familie Rainer wolle diese Bilder offenbar vom Markt nehmen und zurückhaben, mutmaßt der Anwalt der Klägerin. Auch der Artikel im „Standard“ zielt in dieselbe Richtung. „Das geht aber nicht, in dem man einfach willkürlich die Bilder für Fälschungen erklärt. Das würde den Kunstmarkt komplett erschüttern. Jeder Käufer braucht Rechtssicherheit“, sagte Noll gegenüber noe.ORF.at. Über den Rechtsweg soll dies nun entschieden werden.