Chronik

Toter Soldat: Ermittlungen eingestellt

Ein Jahr nach der tödlichen Hundeattacke auf einen Soldaten in der Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt sind die Ermittlungen eingestellt worden. Im Raum standen der Verdacht der grob fahrlässigen Tötung sowie der Gefährdung der körperlichen Sicherheit.

Erich Gemeiner, der Anwalt der Familie des Opfers, bestätigte die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) am Mittwochnachmittag. Zuvor hatte die Tageszeitung „Die Presse“ (Onlineausgabe) darüber berichtet. Die Entscheidung sei noch nicht rechtskräftig, wurde betont. Sowohl gegen den zuständigen Hundeführer als auch gegen „Verantwortliche des Bundesheers, die nicht konkret ausgeforscht sind“, war seitens der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt worden.

Für die Hinterbliebenen des Opfers besteht die Möglichkeit, einen Antrag auf Fortsetzung des Ermittlungsverfahrens zu stellen. Bis dato sei das nicht passiert, teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Erich Habitzl, laut dem Bericht der „Presse“ mit. Gemeiner sagte der APA dazu, dass ein Antrag auf Begründung gestellt worden sei. Über einen Fortführungsantrag werde nach dem Einlangen der Begründung entschieden.

Gutachten sah keinen Schuldigen

Der 31-jährige Soldat wurde am 14. November 2019 kurz vor 2.00 Uhr tot aufgefunden. Der Mann war unter anderem für Auslauf und Fütterung der Tiere zuständig gewesen. Er war am Vortag gegen 16.00 Uhr zur Zwingeranlage aufgebrochen, um fünf Hunde in der Kaserne zu betreuen. In der Nacht bemerkte ein diensthabender Offizier dann die zwei frei laufenden Malinois. Der Offizier weckte einen Hundeführer auf, der die beiden Tiere wieder einsperrte und den leblosen Kollegen vor dem Zwinger fand.

Vor einem Monat wurde der Inhalt des Gutachtens einer deutschen Expertin bekannt. Die Conclusio lautete, dass der attackierte 31-jährige Soldat ein zu großes Sicherheitsrisiko eingegangen war. Das Gutachten sah die Schuld für den Vorfall weder bei dem für die Tiere verantwortlichen Hundeführer noch beim Bundesheer – mehr dazu in Gutachten zu tödlichen Hundebissen liegt vor (noe.ORF.at; 22.11.2020).

Anwalt: „Nicht alle Beweismöglichkeiten ausgeschöpft“

Der Anwalt der Familie, Gemeiner, bemängelte am Mittwoch, dass im Rahmen des Ermittlungsverfahrens „nicht alle Beweismöglichkeiten ausgeschöpft“ worden wären. „Schuld ist der Tote, weil der kann sich nicht mehr wehren.“ Zurückhaltend gab sich auf APA-Anfrage Bundesheer-Sprecher Michael Bauer. Er wollte keinen Kommentar zur Einstellungsentscheidung abgeben. Man wolle zunächst die Rechtskraft abwarten, so der Oberst.

Einem DNA-Gutachten zufolge wurden Bissspuren der beiden Malinois Hati und Ragna am Körper des 31-Jährigen gefunden. Der im Dezember 2019 an die Staatsanwaltschaft übermittelte Untersuchungsbericht des Bundesheers kam zum Ergebnis, dass eine „schwere Konfliktsituation“ zwischen dem Getöteten und Hati vorgelegen habe. Zur Rolle des zweiten, jüngeren Hundes Ragna könnten keine Angaben gemacht werden, wurde betont. Während Ragna nunmehr dem Züchter und Eigentümer zurückgegeben wurde, wurde Hati eingeschläfert.