Hubschraubereinsatz auf der Rax
APA/Bergrettung Reichenau an der Rax
APA/Bergrettung Reichenau an der Rax
Chronik

Bergrettung warnt vor Leichtsinn am Berg

Seit Beginn des dritten Lockdowns verzeichnet die Bergrettung in Niederösterreich jede Woche bis zu 20 Alarmierungen. Das ist ein Viertel mehr als normalerweise. Die Bergrettung warnt nun eindringlich vor Leichtsinn in den Bergen.

Derzeit zieht es viele Menschen an die frische Luft und in die Natur. Unter anderem, weil es kaum Alternativen gibt. Doch viele Menschen würden unpassende Kleidung tragen oder ihre Kondition überschätzen, beklagt die Bergrettung Niederösterreich.

Das bestätigt auch Christoph Kögler, Betriebsleiter der Schneeberg-Sesselbahn in Puchberg am Schneeberg (Bezirk Neunkirchen). „Es waren Gäste bei uns zu Besuch, die mit Sommerschuhen auf den Berg gestartet sind“, erzählte er. „Bei zehn, fünfzehn Zentimetern Schnee, die bei uns vorherrschen, ist es aber nicht ratsam, mit Sommerschuhen eine Wanderung zu unternehmen.“

Bergrettung für viele selbstverständlich

Immer öfter müssen die Bergretter ausrücken. Viele Unfälle würden dabei aus Leichtsinn passieren, erklärte Matthias Cernusca, der Landesleiter der Bergrettung NÖ/Wien. Etwa, wenn Menschen auch in der Wintersaison hohe Berge besteigen oder Klettersteige absolvieren.

Bergrettung warnt
ORF
Viele zieht es derzeit hinaus in die Natur, einige auch auf die Berge

„Das hat es früher nicht gegeben“, sagte er. „Die Menschen zieht es jetzt hinaus, sie glauben, dass man zu jeder Jahreszeit gut wandern kann. Natürlich kann man das auch, aber die Bedingungen sind verschärft – es liegt derzeit Schnee und es wird früher dunkel.“

Auch am Semmering waren die Bergretter in den letzten Tagen im Einsatz. Mehr als 50 Verletzte mussten gerettet werden. Hilfe, die für immer mehr Menschen selbstverständlich sei. „Sie glauben, dass man einfach so schnipst, und die Bergrettung kommt. Sie glauben, dass das eine Selbstverständlichkeit ist, und da ist ganz wichtig zu sagen: Wir Bergretter sind alle ehrenamtlich tätig“, hielt Matthias Cernusca fest.

Eigene Grenzen nicht überschreiten

Sorge bereitet den Bergrettern auch der Boom beim Skitourengehen. Manche Sporthändler verzeichnen derzeit ein Umsatzplus von 30 Prozent. Die Bergrettter erwarten deshalb in den nächsten Wochen noch mehr Menschen in den Bergen, auch abseits der Pisten.

Cernusca appellierte am Freitag an die Vernunft der Menschen: „Es reicht nicht, dass man sich die Sicherheitsausrüstung kauft, auch wenn sie teuer ist. Man muss sie anwenden können, man muss das geübt haben, man muss ausgebildet sein, man setzt sich ja auch nicht ohne Ausbildung in ein Auto und fährt einfach.“ Das gelte auch für Skitouren. Die Menschen sollen die Natur zwar weiterhin genießen, so der Experte, die eigenen Grenzen sollte man aber gerade während der Pandemie nicht überschreiten.