Hochspannungsleitungen in Loosdorf
APA/HELMUT FOHRINGER
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Chronik

„Beinahe-Blackout“: EVN fordert Konsequenz

Am Freitag ist es zu einer starken Frequenzabsenkung im europäischen Stromnetz gekommen. Laut EVN sei man nur knapp an einem flächendeckenden Stromausfall vorbeigeschrammt. Nun fordert der Konzern die gesetzliche Grundlage für mehr Gaskraftwerke.

„Gestern ist Europa wieder einmal knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt“, so EVN-Sprecher Stefan Zach im Gespräch mit noe.ORF.at. „Einige Großkunden haben sich gemeldet, weil sensible Maschinen die Frequenzabsenkung bereits gespürt haben. Wenn die Schwankungen zu hoch sind, schalten sich Maschinen aus Selbstschutz ab.“ Das könne Zach zufolge auch bei Kraftwerken passieren, „und dann wird es kritisch“.

Mehrere Kraftwerke, darunter vermutlich ein Donaukraftwerk in Südosteuropa, gingen am Freitagnachmittag offenbar plötzlich vom Netz. Schlagartig fehlten kurz darauf riesige Mengen Energie, sodass die Stromfrequenz abfiel und das europäische Stromnetz kurzfristig an einem flächendeckenden Stromausfalls vorbeischrammte. Um solch ein Blackout zu verhindern, wurden in ganz Europa kurzfristig einzelne Kraftwerke hochgefahren. Die Ursachenforschung läuft, ist laut den Stromnetzbetreibern aber kompliziert und könnte Tage dauern. Mehr dazu in Belastungsprobe für Europas Stromnetz (ooe.ORF.at, 9.1.2021).

Strom im Notfall aus Gas statt Kohle- und Atomkraft

In Niederösterreich dient das Kraftwerk Theiß bei Krems als Puffer für solche Fälle. Laut Stefan Zach würde dieses alleine aber nicht ausreichen: „Österreich verlässt sich bei der Versorgungssicherheit immer stärker auf Atom- und Kohlekraftwerke in unserer Nachbarschaft.“ Die EVN sieht nach dem beinahe eingetretenen Blackout am Freitag die Notwendigkeit, neue Rahmenbedingungen zu schaffen, um im Notfall ohne Stromzulieferungen aus Kohle- und Atomkraftwerken benachbarter Länder auszukommen.

Wind, Sonne und Wasserkraft sind Zach zufolge nicht geeignet, um die Produktion binnen kürzester Zeit zu erhöhen. Auch wenn „die Zukunft natürlich der Naturenergie gehört“, brauche es dem Unternehmenssprecher zufolge „schnellstartende Gaskraftwerke, im besten Fall mit kleinen Gasturbinen, die mit Naturgas aus überschüssigem Ökostrom betrieben werden“.