Trotz Coronavirus-Krise wurde im vergangenen Jahr ein historischer Tiefststand an Firmeninsolvenzen in Niederösterreich erreicht. Das sei unter anderem auf staatliche Coronavirus-Hilfen wie Kurzarbeit und Stundungen zurückzuführen, hieß es am Montag in einer Aussendung des Alpenländischen Kreditorenverbands.
Insgesamt wurden 2020 an Niederösterreichs Landesgerichten 361 Firmeninsolvenzen eröffnet. Zum Vergleich: 2019 waren es noch mehr als 500. Auch die Privatinsolvenzen sind im vergangenen Jahr mit fast 17 Prozent deutlich zurückgegangen. Wegen des enormen Rückstaus an Insolvenzen und der hohen Verschuldung der Haushalte in Folge von Jobverlusten rechnet der Kreditorenverband ab der zweiten Jahreshälfte mit einer Insolvenzwelle.
Insolvenzwelle ab Mitte des Jahres erwartet
Hinzu kommt, dass Mitte des Jahres zwei Reformen im Bereich des Insolvenz- und Exekutionsrechts in Kraft treten sollen, die sich laut AKV massiv auf den Anfall von Insolvenzen auswirken würden. So soll eine Gesamtreform des Exekutionsrechts durchgeführt werden, in deren Rahmen eine offenkundige Zahlungsunfähigkeit bereits in den Exekutionsverfahren aufgegriffen und veröffentlicht werden soll. Bei einer Einführung eines Gesamtvollstreckungsverfahren rechnet der AKV langfristig mit einer 50-prozentigen Zunahme an Privatinsolvenzverfahren.
Durch die Umsetzung der Restrukturierungsrichtlinie der EU werde es zudem zu neuen Regelungen über Entschuldungen von Unternehmern und Gesellschaften kommen, so der AKV. Deshalb rechne man auch im Bereich der Firmeninsolvenzen mit einer Zunahme von bis zu 15 Prozent über dem Niveau von 2019. Sollte es im Frühjahr seitens der Politik zu keiner weiteren Verlängerung der Stundungen kommen, werde die Insolvenzwelle im zweiten Halbjahr 2021 erwartet.