Emeka Emeakaroha
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„Menschen im Blickpunkt“

Traumberuf Pfarrer: Von Nigeria ins Mostviertel

Als junger Mann hat sich Emeka Emeakaroha einen Traum erfüllt und ist von Nigeria nach Niederösterreich gekommen, um hier Priester zu werden. Im Pielachtal, wo er zwei Pfarrgemeinden leitet, zählt er heute zu den beliebtesten Persönlichkeiten.

Die beiden Pfarren von Ober-Grafendorf und Weinburg (beide Bezirk St. Pölten) sind Emeka Emeakarohas berufliche Heimat. Dort hält Doktor Emeka – wie ihn viele auch nennen – nicht nur seine Messen und ist als Seelsorger unterwegs, sondern engagiert sich auch stark im Gemeindeleben. Der Mostviertler Priester ist unter anderem bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv im Einsatz. Außerdem spielt er leidenschaftlich gerne Fußball beim örtlichen Verein, das aktuell aber wegen der Coronavirus-Beschränkungen nicht möglich ist.

Unkonventionelle Herzlichkeit

An seinen Messen schätzen die Menschen vor allem die unkonventionelle und herzliche Art. „Da darf auch applaudiert werden während einer Messe, und es ist nie ein Problem, wenn die Kinder in der Kirche einmal herumlaufen. Es ist einfach so belebt“, erzählt Ingrid Glaninger aus Weinburg. Pfarrer Emeka hatte sie und ihren Mann einst getraut und all ihre Kinder getauft. Auch Josef Oberleitner – ebenfalls aus Weinburg – fasziniert vor allem die Herzlichkeit des Priesters: „Emeka ist einer, der versteht uns, er hört uns zu. Das stärkt einen so."

Emeka Emeakaroha
ORF/Thomas Birgfellner
Emeka Emeakaroha fand seine berufliche Heimat in den Pfarren von Ober-Grafendorf und Weinburg

Der heute 49-jährige Geistliche hat schon viel erlebt. Im Jahr 1995 ging er auf eine abenteuerliche – weil auch seine erste – große Reise. Emeka Emeakaroha kam nach St. Pölten, studierte Theologie und Philosophie und fand schließlich in Ober-Grafendorf seine berufliche Heimat. Sein wichtigstes Ziel ist es, Geborgenheit zu geben – und Halt im Glauben, der auch ihn schon oft – wie er sagt – sicher durchs Leben getragen habe: „Es ist für mich sehr entlastend zu wissen, dass ich an einen Gott glaube, der bei mir ist, wenn die Sonne scheint, der auch bei mir ist, wenn es dunkel wird, der bei mir ist an großen Feiertagen, der bei mir ist, wenn ich einfach am Arbeitsplatz bin“.

Zwischen „alter“ und „neuer" Heimat

Im Mostviertel fühle er sich längst angekommen – und angenommen – sagt Emeka Emeakaroha. Seinen Geburtsort Omunohu im Osten Nigerias trage er freilich immer im Herzen. Nicht zuletzt durch tatkräftige Unterstützung aus seiner neuen Heimat ist es ihm gelungen, zahlreiche Hilfsprojekte in Afrika auf die Beine zu stellen. So konnte der Mostviertler Pfarrer etwa eine Schule für 800 Kinder errichten und auch das erste Spital in der Region rund um Omunohu mit seinen gut 70.000 Einwohnern.

Emeka Emeakaroha Spital
Emeka Emeakaroha
Emeka Emeakaroha rief bereits viele Hilfsprojekte in Afrika ins Leben, etwa den Bau eines Spitals

„Das ist für dieses Gebiet ein großer Segen. Denn mit dem Spital hat man schon viele Leben retten können“, erzählt Emeka Emeakaroha. Besonders stolz sei er darauf, dass viele Menschen in seinen beiden Pfarren eine Patenschaft übernommen haben. Oder ihn auf seinen Reisen nach Nigeria schon begleitet haben. Darunter auch Mediziner und Optiker aus dem ganzen Land, die in Afrika Patienten behandeln oder ihnen dank eines seit Jahren laufenden Brillensammelprojektes zu neuer Sehkraft verhelfen.

Ein Leben mit Humor

Als zweites von neun Geschwistern und in einem für die meisten Menschen in Österreich so fremden Land, hatte Emeka Emeakaroha schon während der Kindheit und Jugend viel erlebt. „In Nigeria ist es nicht ungewöhnlich, dass man in der Früh erst einmal kilometerweit gehen muss, um sich Wasser für den Tag zu holen“, beschreibt er sein früheres Leben. „Das ist auch heute oft noch so. Aber die Menschen sind trotzdem gut gelaunt, singen dabei fröhlich und unterhalten sich angeregt mit den anderen“.

Diese Art der Fröhlichkeit vermisse er hier in Österreich manchmal, so Emeka Emeakaroha. Wobei er auch hier nach 25 Jahren in der neuen Heimat so manche Anekdote zu berichten hat. Von einer ungewöhnlichen Verkehrskontrolle etwa: „Ich habe mich bei dem Beamten als Priester ausgegeben, und der Polizist war skeptisch, ob das wirklich stimmt. Wenn ich Pfarrer sei, dann wäre er Jesus, hat er gemeint. Ich bin ihm auf die Polizeistation gefolgt, dort hat mich dann einer seiner Kollegen erkannt und gefragt, was ich denn hier mache. Ich habe geschmunzelt und gesagt, ich sei Jesus gefolgt“, erzählt Emeka Emeakaroha mit einem Lächeln im Gesicht. Diese und andere Geschichten schildert er in seinem neuen Buch „Das Leben eines Afrikaners in Österreich“ auf humorvolle Weise.