Theater Reichenau
Wikimedia Commons/Ferdinand Reichen
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Kultur

Kritik an Förderungen für Festspiele Reichenau

Der Rechnungshof übt in einem Rohbericht Kritik an der Förderung der Festspiele Reichenau durch das Land Niederösterreich. Konkret sehen die Prüfer Mängel in der Transparenz, eingeschränkte Kontrollmöglichkeiten des Landes und Interessenkonflikte.

In dem Rohbericht, über den am Dienstag als erster der „Kurier“ berichtete und dessen Inhalt auch dem ORF Niederösterreich bekannt ist, empfiehlt der Rechnungshof nicht nur eine Einstellung der Förderungen, sondern sogar eine Rückforderung. Im Jahr 2017 hätten die Festspiele Reichenau 462.000 Euro Landesförderung bekommen, heißt es.

Kritik an Firmenkonstrukt hinter Festspielen

Im Visier des Rechnungshofes steht vor allem die Firmenkonstruktion hinter den Festspielen: Der Kulturverein Reichenau ist Mehrheitseigentümer der Festspiele Reichenau GmbH. Obmann des Vereins ist Peter Loidolt, der zugleich Intendant der Festspiele ist. Ehefrau Renate ist Geschäftsführerin der GmbH.

Darüber hinaus gibt es noch zwei Unternehmen, die vom Ehepaar Loidolt und dessen Tochter gegründet wurden. Diese Firmen bekommen Produktions- und Marketing-Aufträge von den Festspielen. Die Funktionen in diesen Unternehmen werden ebenfalls von der Familie Loidolt ausgeübt. Der Rechnungshof sieht darin ein intransparentes Konstrukt und ortet Interessenskonflikte.

Schon 2010 hatte ein vom Land beauftragtes Wirtschaftsprüfungsunternehmen die Geschäftsbeziehung zwischen den Festspielen und den beiden Unternehmen hinterfragt und die nicht branchenübliche, zu hohe Entlohnung von Geschäftsführung und Intendanz kritisiert. 2011 attestierten die Wirtschaftsprüfer, dass die Mängel behoben seien.

„Vergaberechtswidrig, intransparent und unwirtschaftlich“

Jetzt kommt wieder Kritik, dieses Mal vom Rechnungshof. „Vergaberechtswidrig, intransparent und unwirtschaftlich“ ist über die Verwendung der Förderungen durch die Festspiele in dem Bericht zu lesen. Die Empfehlung an das Land: stärkere Kontrolle, Einstellung der Förderungen und Rückforderung von Förderungen soweit wie möglich. Das Land habe dem Rechnungshof zu dem Rohbericht eine Stellungnahme übermittelt, hieß es am Dienstag. Jetzt warte man auf den Endbericht.

Intendant: Abgaben höher als Subventionsbetrag

Intendant Peter Loidolt verweist in einer Stellungnahme gegenüber dem ORF Niederösterreich darauf, dass der Rechnungshofbericht ausschließlich das Land betreffe. Der Fördervertrag zwischen der GmbH und dem Land Niederösterreich bestehe seit mehr als zehn Jahren, die Fördersumme mache etwa 15 Prozent der Gesamteinnahmen der Festspiele aus und liege damit weit unter dem landesweiten Schnitt in diesem Bereich.

In den vergangenen zehn Jahren habe man außerdem wesentliche unsubventionierte Investitionen getätigt. Man sei damit einer der Hauptträger für die Fremdenverkehrswirtschaft, so Loidolt. Im Übrigen seien die Abgaben höher als der Subventionsbetrag, heißt es in der Stellungnahme abschließend.

Planungen für die neue Saison laufen

Unterdessen plant man in Reichenau die neue Saison. Der allgemeine Kartenvorverkauf soll am 6. April beginnen. Jedes Jahr finden von Anfang Juli bis Anfang August etwa 120 Vorstellungen statt, die meistens schon Monate vorher ausverkauft sind. Im Vorjahr mussten die Festspiele wegen der Coronavirus-Pandemie abgesagt werden.