Coronavirus

Wirbel um Impfung für Bürgermeister

Auch in Niederösterreich gibt es nun Aufregung rund um die Impfung eines Ortspolitikers. In Pottendorf (Bezirk Baden) hat sich der 46-jährige Bürgermeister impfen lassen. Begründet wird das mit übrig gebliebenem Impfstoff. Die Impfstellen sollen nun Wartelisten vorbereiten.

Im Pflege- und Betreuungszentrum Pottendorf wurden vergangene Woche die Bewohnerinnen und Bewohner sowie das Pflegepersonal geimpft. 91 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner sowie 64 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten dabei laut Angaben der Landesgesundheitsagentur die Immunisierung. Für Aufregung sorgten allerdings Medienberichte, wonach auch der Bürgermeister geimpft worden war. Thomas Sabbata-Valteiner (SPÖ) bestätigt das gegenüber noe.ORF.at.

„Kann Kritik aus heutiger Sicht absolut nachvollziehen“

Aus heutiger Sicht könne er die Kritik an seiner Impfung „absolut nachvollziehen“, sagte er am Dienstag gegenüber noe.ORF.at. Er war vergangene Woche angerufen worden, mit der Information, dass Impfdosen übrig seien und er sich als regelmäßiger Besucher des Heimes impfen lassen könne. Damals habe es noch keine Impflisten oder Voranmeldungen gegeben, so der Bürgermeister. „Man hat nur überall gehört, es muss alles verimpft werden, es sollen keine Dosen verschwendet werden.“

Grundsätzlich kann es vorkommen, dass auch Personen geimpft werden, die gemäß des Impfplans eigentlich noch nicht an der Reihe sind. „Wenn im Rahmen einer lokalen Impfaktion am Ende Impfstoff überbleibt und dieser Impfstoff nicht weiter gelagert werden kann oder darf, dann kann er vor Ort auch an einen Personenkreis verimpft werden, der eigentlich noch nicht für die Impfung vorgesehen ist“, ist dazu auch auf der Homepage von Notruf Niederösterreich zu lesen.

Impfstellen sollen Wartelisten vorbereiten

„Von uns gibt es die Vorgabe, dass keine Impfdosen übrig bleiben sollen. Der Impfstoff ist viel zu kostbar, um etwas zu verwerfen“, bestätigte auch Impfkoordinator und Geschäftsführer von Notruf Niederösterreich, Christof Constantin Chwojka, am Dienstag gegenüber noe.ORF.at. Wenn etwas übrig bleibe, solle man gemäß des Impfplans weiter impfen und Personen finden, die man impfen kann.

Chwojka empfiehlt deshalb, dass die Impfstellen Listen mit Personen vorbereiten, die man kurzfristig für eine Impfung einberufen könne. „Schlimmstenfalls kann man immer noch bei der lokalen Rettungsstation anrufen, ob Rettungsdienstpersonal da ist, das geimpft werden kann. Dieses fällt auch in Phase eins.“

Kritik an falscher Impfreihenfolge

In den vergangenen Tagen mehrt sich österreichweit die Aufregung um Impfungen für Menschen, die eigentlich noch nicht an der Reihe wären. Dabei geht es vor allem um Prominente und Politiker. „NÖ heute“ hat nachgefragt, wie die rechtliche Lage in einem solchen Fall aussieht.

Keine konkreten gesetzlichen Vorgaben

Eine gesetzliche Vorgabe, wer mit übrig geblieben Impfdosen geimpft werden darf und wer nicht, besteht allerdings nicht. Das liege im Ermessensspielraum der jeweiligen Impfstelle, heißt es. Klar ist jedoch, dass der Impfstoff innerhalb weniger Stunden verabreicht werden muss, da dieser sonst verderben würde und auch nicht mehr transportiert werden darf.

Ähnliche Fälle wie jener in Pottendorf waren in den vergangenen Tagen auch aus anderen Bundesländern bekannt geworden. „Grundsätzlich haben die Impfbeauftragten der Gesundheitseinrichtung sowie der Impfkoordinator im jeweiligen Bundesland für ein geordnetes Vorgehen Sorge zu tragen“, teilte deshalb das Gesundheitsministerium Dienstagmittag mit – mehr dazu in Impfreihenfolge: Ministerium nimmt Länder in die Pflicht (news.ORF.at; 19.1.2020).