Blick vom Tower auf die Flughafen-Piste
ORF / Sunk
ORF / Sunk
Wirtschaft

Airport: Pläne für dritte Piste vorerst auf Eis

Nach dem schweren Passagiereinbruch 2020 sind die Pläne für die dritte Piste auf dem Flughafen Wien in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) vorerst auf Eis gelegt worden. Das wurde am Rande einer Onlinepressekonferenz am Donnerstag bekanntgegeben.

Es würden derzeit keine Maßnahmen für die Realisierung getätigt, sagte Flughafen-Vorstand Günther Ofner am Donnerstag. Vor der CoV-Pandemie war geplant, 2024 oder 2025 mit den Arbeiten zu beginnen. „Das Projekt ist nicht abgesagt“, es könnte aber sein, dass sich das „einige Jahre nach hinten schiebt“, so Ofner. Auch andere Investitionen wurden zurückgereiht.

Die für Luftfahrt zuständige Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) begrüßte am Donnerstag die Entscheidung der Flughafen-Vorstands und geht davon aus, dass die Baupläne für immer in den Schubladen bleiben werden und die dritte Start- und Landebahn gar nicht mehr gebraucht wird. „Wir werden in Zukunft deutlich weniger fliegen als noch heute“, meinte die Ministerin. „Es ist aus diesem Grund wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll, den Bau der dritten Piste am Flughafen Wien nicht weiter voranzutreiben“, teilte sie in einer schriftlichen Stellungnahme mit.

NEOS und Grüne begrüßen „Nachdenkpause“

Auch die Grünen in Niederösterreich forderten in dem Zusammenhang „eine klare politische Entscheidung im Sinne des Klimaschutzes und der nächsten Generationen“. Landessprecherin Helga Krismer sprach in einer Aussendung von einer „guten Nachricht für die Ostregion“. Der Flughafen habe vorgelegt, nun sei die Politik am Zug: „Die Klimakrise und Pandemie zeigen eines: Die dritte Piste braucht keiner! Wie stark Mensch und Umwelt in Abhängigkeit stehen, wird eine Erkenntnis nach der Pandemie sein.“ Es braucht Krimser zufolge ein klares Bekenntnis von den Ländern Wien und Niederösterreich als Miteigentümer am Flughafen gegen diese den Klimazielen widersprechenden Ausbaupläne.

Ebenso meldete sich Edith Kollermann, Verkehrssprecherin von NEOS Niederösterreich, am Donnerstag zu Wort und begrüßte die „Nachdenkpause des Flughafens“. Sie diene dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung ebenso wie dem Klimaschutz. Außerdem sei das Konzept der dritten Piste „nicht erst seit der Coronavirus-Pandemie und dem dramatischen Rückgang der Passagierzahlen überholt. Es ist umweltpolitisch unverantwortlich, gesundheitlicher Wahnsinn und wirtschaftlich sinnlos“, so Kollermann weiter. Die Umweltschutzorganisation WWF forderte das endgültige Aus für die dritte Piste.

Flughafen erwartet Aufschwung im Sommer

Der Flughafen in Schwechat hofft auf einen Aufschwung ab Mitte des Jahres. „Während sich aus heutiger Sicht die ersten drei bis sechs Monate noch schwach entwickeln werden, ist ab Sommer und im zweiten Halbjahr ein deutlicher Anstieg bei den Passagieren zu erwarten“, teilte das börsennotierte Unternehmen am Donnerstag in einer Presseaussendung mit. Nach 7,8 Millionen Passagieren 2020 rechnet der Vorstand für heuer mit 12,5 Millionen Fluggästen und einem kleinen Gewinn.

Der Flughafen fertigte 2020 wegen der Coronavirus-Krise um 75 Prozent weniger Fluggäste ab als 2019. Die stärksten Passagierrückgänge verzeichnete der Flughafen mit über 99 Prozent weniger Reisenden im April und Mai 2020, aber auch in den Monaten Juni, November und Dezember betrug das Minus über 90 Prozent. Am schwächsten Tag des Jahres, dem Ostermontag am 13.4.2020, frequentierten gerade einmal 154 Reisende das Terminalgebäude.

Airport will 2021 wieder schwarze Zahlen schreiben

Die Flughafen Wien AG schrieb 2020 erstmals in ihrer Geschichte einen Verlust. „Der massive Rückgang der Passagierzahlen hat natürlich auch tiefe Spuren in unserer Bilanz hinterlassen, und das ist der erste wirklich maßgebliche Verlust in der Unternehmensgeschichte, aber das ist schon Vergangenheit. Wir blicken jetzt auf das Jahr 2021, und da würden wir sehr gerne wieder zu schwarzen Zahlen zurückkommen, und das wird auch der Fall sein, wenn ab Sommer der Reiseverkehr wieder so zunimmt, wie wir das jetzt erwarten“, so der Flughafen-Vorstand am Vormittag bei der Onlinepressekonferenz, bei der zu hören war, dass die Krise die Passagierzahlen in das Jahr 1994 zurück katapultiert habe.

Aus heutiger Sicht würden 2021 ein Umsatz von 430 Millionen Euro, ein Betriebsergebnis (EBITDA) von 150 Millionen Euro und ein Nettogewinn von vier Millionen Euro erwartet. Die Nettoverschuldung werde auf rund 100 Millionen Euro sinken und die Investitionen bei rund 62 Millionen Euro liegen. Die Liquidität sei für alle vorhersehbaren Krisenszenarien gesichert, hieß es in der Pressemitteilung.

Passagiere, Flugbewegungen und Fracht : Veränderungen zum Vorjahreszeitraum in einer Grafik dargestellt
APA

Vorstand für „gemeinsame Vorschriften innerhalb der EU“

Die Prognosen macht der Flughafen-Vorstand von den Impfungen abhängig. „Das steigende Vertrauen der Bevölkerung in die Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit der Impfung sollte trotz der aktuell schwierigen Phase in der Folge dazu führen, dass wieder mehr Menschen für Sommer und Herbst Urlaubsflüge buchen“, so Ofner.

Beide Vorstände sprechen sich auch für einen digitalen Impfpass als international gültiges Reisedokument, aus, der das Reisen erleichtern soll. „Ich glaube, was wir brauchen, ist, dass einfach möglichst schnell in Europa geimpft wird und dass es gemeinsame Vorschriften innerhalb der EU gibt. Deswegen ist, glaub ich, ganz wesentlich, dass es, jetzt nach dem gemeinsamen Beschaffungsvorgang der Impfdosen, dass man auch daran geht, dass es gemeinsame Reisevorschriften gibt, dass innerhalb der EU irgendwann im zweiten Quartal wieder Reisefreiheit herrscht“, so Flughafen-Vorstand Julian Jäger.

Flughafen Wien-Schwechat am 28. Mai 2020
ORF/Puchinger
Kaum Reisende: So menschenleer zeigte sich der Flughafen im vergangenen Jahr bei einer Reportage des ORF Niederösterreich

Als kritische Infrastruktur sollten die Flughafen-Mitarbeiter übrigens spätestens im März geimpft werden. Für Jäger ist klar, dass künftig viele Länder bei der Einreise einen Coronavirus-Impfnachweis verlangen werden. Das sei auch nichts Neues. Die bekannteste vorgeschriebene Impfung ist die Gelbfieberimpfung. Ohne sie ist eine Einreise in einigen Ländern nicht möglich.

Vorstandsduo drängt auf Verlängerung der Kurzarbeit

„Für das Gesamtjahr rechnen wir mit rund 12,5 Millionen Passagieren am Standort Wien, mehr als 70 Prozent davon erwarten wir in der zweiten Jahreshälfte“, ergänzte Jäger. Das Vorstandsduo drängt auf eine Verlängerung der CoV-Kurzarbeit. Das sei die Voraussetzung, um Kündigungen auf dem Flughafen zu vermeiden.