Coronavirus-Impfung
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Debatte um Impfreihenfolge geht weiter

Zuletzt ist eine Debatte rund um jene Bürgermeister entbrannt, die geimpft worden sind. Die Chefs der Gemeindevertreterverbände haben für „Vordrängler“ kein Verständnis. Sie betonen aber auch, dass man die Sache differenziert betrachten müsse.

Der Andrang zur Coronavirus-Impfung ist derzeit größer als die Impfstofflager. Auch das dürfte dazu beitragen, dass aktuell heftig über Impfungen für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister diskutiert wird. Die Gemeindevertreter sind sich bei diesem Thema jedoch einig: Ein politisches Amt alleine dürfe kein Grund sein, um bei der Impfung vorgereiht zu werden.

„Ich habe kein Verständnis für Vordrängler und für Personen, die ihre politische Funktion missbrauchen, um hier vorzeitig geimpft zu werden“, sagte Rupert Dworak, Präsident des SPÖ-GemeindevertreterInnenverbandes (GVV) und Bürgermeister in Ternitz (Bezirk Neunkirchen) am Freitag gegenüber noe.ORF.at. Alfred Riedl, Präsident des ÖVP-Gemeindebundes und Bürgermeister in Grafenwörth (Bezirk Tulln), sah das genauso: „Es gibt einen nationalen Impfplan. Da haben die Gurus, die Virologen, die Ärzte Prioritäten gesetzt, keine Politiker.“

Ehrenamtliche und Heim-Träger als Ausnahme

Eine Ausnahme seien allerdings jene Bürgermeister, die Träger einer Pflege- bzw. Senioreneinrichtung sind oder diese regelmäßige als Ehrenamtliche besuchen, so Riedl und Dworak. „Wer ein Heim als Träger betreibt oder regelmäßigen Kontakt in seinem Pflegeheim hat, wurde vorgeladen, so wie es der nationale Impfplan vorsieht. Das Bürgermeister-Bashing in dieser Situation ist für mich unerträglich“, hielt Riedl fest.

„Das ist eine mediale Diskussion, die man nicht gewinnen kann. Die Menschen sind der Meinung, dass ein Bürgermeister in seiner Funktion nicht zu impfen ist. Ich sage, wenn er Ehrenamtlicher ist, dann ist er sehr wohl zu impfen, wie auch die anderen, die diese Möglichkeit haben“, sagte Dworak. Ihm selbst sei zwar noch keine Impfung angeboten worden, er würde sie derzeit aber auch nicht annehmen, „weil ich genau weiß, dass es eine Diskussion ist, die schwer zu führen ist, obwohl ich auch ehrenamtlich tätig bin“, so Dworak.

Riedl hingegen sei als Obmann des ehrenamtlichen Besuchsteams eine Impfung angeboten worden, aber: „Ich habe nein gesagt. Mein Zugang ist: Persönliche Verantwortung kann nur jeder für sich selbst übernehmen, Hausverstand und zehn Gebote reichen, dann trifft man die richtigen Entscheidungen.“

Keine weiteren „Vordrängler“ in Niederösterreich

Die österreichweite Debatte rund um Bürgermeister, die bereits geimpft wurden, war Anfang der Woche auch in Niederösterreich entbrannt. Dabei war bekannt geworden, dass sich der Bürgermeister von Pottendorf (Bezirk Baden) in einem Pflegeheim hatte impfen lassen.

Auch Karin Baier (SPÖ), Bürgermeisterin von Schwechat, wurde bereits in einem Seniorenheim geimpft. Dort seien zahlreiche Dosen übrig geblieben, weshalb Angehörige und Risikopatienten kontaktiert worden wären. Baier zählt aufgrund einer seit vielen Jahren vorliegenden chronischen Erkrankung zur zweiten Kategorie.

Bis Freitag waren in Bezug auf die CoV-Impfung in Niederösterreich nun keine weiteren „Vordrängler“ mehr aufgetaucht. Die Vorgehensweise bei übrig gebliebenen Vakzinen wurde von Notruf NÖ mittlerweile genauer skizziert. Herangezogen werden sollen in einem solchen Fall regionale Ersatzlisten. Verimpft werden müsse alles, allerdings sei nach der Priorisierung des Nationalen Impfgremiums vorzugehen. Risikopatienten oder Mitarbeiter des Rettungsdienstes seien hier vorzuziehen, heißt es seitens Notruf NÖ – mehr dazu in CoV-Impfung für alle bis zum Sommer (noe.ORF.at; 21.1.2021).

Psychologe zu Ärger über „Vordrängler“

Der Ärger über die Impf-„Vordrängler“ ist groß, heftige Debatten und Diskussionen werden geführt. Psychologe Norman Schmid spricht über die Auswirkungen auf die Psyche.

120 Sanitäter des Samariterbundes immunisiert

Unterdessen wurden 120 Sanitäter des Samariterbundes Niederösterreich gegen das Coronavirus geimpft. Den Mitarbeitern aus allen 22 Dienststellen im Bundesland wurden die Vakzine in Wilhelmsburg (Bezirk St. Pölten) verabreicht, teilte die Organisation am Freitag mit. Die Nachfrage nach einer Immunisierung sei hoch. Die Impfung soll weitergeführt werden, sobald dem Samariterbund mehr Dosen zugewiesen werden.

Die Immunisierung biete besonders für Sanitäter, Zivildienstleistende und Mitarbeiter im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) „zusätzliche Sicherheit für die Gesundheit“, erklärte der Ehrenpräsident des Samariterbundes Niederösterreich, Ulrich Stiaßny, der auch die Aktion leitete. Die Organisation habe bisher in Niederösterreich 5.167 Verdachtsfälle transportiert und mehr als 66.950 PCR-Tests durchgeführt.