Blockchain-Anwendung an der FH St. Pölten
ORF / Novak
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„Im Fokus: Wissenschaft“

Wie die Blockchain unser Leben verändert

Die Internetwährung Bitcoin hat zuletzt mit immer neuen Rekorden für Aufsehen gesorgt. Noch spannender ist für viele allerdings die sogenannte Blockchain-Technologie hinter der Währung. Wo diese im Alltag angewandt werden kann, wird an der FH St. Pölten erforscht.

Die Zukunft beginnt diesmal am Korken einer teuren Flasche Rotwein. Daran versteckt ist ein weißer, rechteckiger Streifen mit einigen elektronischen Komponenten. Es handelt sich um einen sogenannten RFID-Mikrochip, auf dem Informationen über den Wein gespeichert sind. Außerdem kann der Chip erkennen, wenn die Flasche geöffnet und das Siegel gebrochen wird. Diese Information wird dann automatisch weltweit verbreitet und abgespeichert.

Was auf den ersten Blick verrückt klingt, ist dank der Blockchain-Technologie möglich geworden. Sie verspricht maximale Transparenz und Fälschungssicherheit. Noch handelt es sich bei dem Aufbau um einen Prototyp. Die Weinflasche steht in einem Labor der Fachhochschule St. Pölten. Das Forschungsprojekt zeigt aber, wie die Blockchain-Technologie bald in unseren Alltag einziehen könnte.

Blockchain-Anwendung an der FH St. Pölten
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Lebensmittel aus dem Luxussegment könnten in Zukunft standardmäßig mit der Blockchain-Technologie ausgerüstet werden

Einmaleins der Blockchain

Ein Computer speichert jeden neuen Datensatz als sogenannten Block ab. Dieser Block wird ans Ende einer bestehenden „Block-Kette“ (Blockchain) angehängt – und das auf vielen Rechnern gleichzeitig. Wird ein Block nachträglich verändert, fällt es den anderen Computern dank der eigenen Kopien sofort auf.

Gemeinsam mit Partnern in ganz Österreich gründete die FH vor etwa einem Jahr das Austrian Blockchain Center (ABC). Seitdem spezialisiert sich die FH auf Blockchain-Anwendungen im Bereich der Industrie – und auch im Bereich der IT-Sicherheit, denn dafür wurde hausintern parallel ein eigenes Forschungszentrum eingerichtet.

„Blockchain wird nicht nur bei Kryptowährungen verwendet, sondern auch bei realen Produkten“ sagt Franz Fidler, Leiter des Departments Medien & Digitale Technologien an der FH St. Pölten. Unternehmen könnten sich an das Austrian Blockchain Center wenden und ihre Forschungsanliegen einbringen. „Diese werden dann von uns bearbeitet“, sagt Fidler.

Das Blockchain-Prinzip anschaulich erklärt

Franz Fidler, Departmentleiter an der FH St. Pölten, erklärt anhand von Holzblöcken, wie die Blockchain funktioniert

Automatische Strafen für Drohnenpiloten

Eines der Forschungsprojekte dreht sich um die vernetzte Weinflasche, die eingangs erwähnt wurde. Dabei will man unter anderem sicherstellen, dass es sich beim Rotwein nicht um eine Fälschung handelt und dass der teure Inhalt auf dem Weg zum Kunden nicht durch billigen Fusel ersetzt wird.

Viele dieser Projekte arbeiten mit Positionsdaten. Eines davon soll die Regulierung von Hobby-Drohnen revolutionieren. „Bei Drohnen haben wir die Herausforderung, dass sie in gewissen Gebieten nicht fliegen dürfen“, erzählt Fidler. Bisher werden die Flugdaten im Normalfall nur beim Piloten gespeichert. Die Blockchain soll auch das ändern.

Im Labor des Forschungszentrums gibt es bereits Drohnen, die entsprechend aufgerüstet wurden. Sie laden ihre Positionsdaten automatisch im Abstand von wenigen Sekunden ins Internet und speichern sie in der Blockchain. „Man kann auf diese Weise nachvollziehen, wer wann wo geflogen ist“, sagt der St. Pöltner Student Michael Macher. Handelt es sich um eine Flugverbotszone, kann die Technologie die Drohne automatisch abschalten und den Piloten zur Kasse bitten.

Blockchain-Anwendung an der FH St. Pölten
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Verträge auch ohne Vertrauen

In einigen Jahren könnte das bei Drohnen in Serie gehen, hofft Macher. „Viel interessanter wird die Technologie aber für Industrieunternehmen, die Maschinen verschicken.“ So könne man etwa immer nachvollziehen, wo sich die Lieferung gerade befinde. Eine Manipulation der Daten gilt als ausgeschlossen. Diese Ortungsfunktion könne man dann mit einem Bezahlsystem verbinden, „das auch dann funktioniert, wenn Partner oder Kunden involviert sind, die man gar nicht so gut kennen muss“, erklärt Departmentleiter Fidler.

Hilfreich kann das auch bei verderblichen Produkten sein. „Bei Lebensmitteln zum Beispiel ist es wichtig zu wissen, ob die Kühlkette eingehalten worden ist“, sagt Student Michael Macher. Er kann sich vorstellen, nach seinem Abschluss ein entsprechendes Start-Up-Unternehmen zu gründen oder direkt mit der FH und Partnern aus der Wirtschaft weiterzuforschen. Ein besonders aktuelles Anwendungsbeispiel nennt er auch noch: Covid-19-Impfstoffe. Auch hier könne man mittels Blockchain den Transport und die Kühlkette nachvollziehen.